[chapter 8]

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Danach Stille.

„Ahhh! Mach die Waffe runter!", kreischte Niall. Ich wusste, dass ich wieder hervorkommen durfte, also tat ich das auch. Ich sah wie Niall und Liam, die nebenbei bemerkt bleich waren, als hätten sie einen Geist gesehen, entspannter wurden, als Louis Augen verdrehend seine Waffe wieder sicherte und einsteckte. Ich klopfte den Staub von meiner Kleidung und wollte wirklich nicht wissen, wann das Zimmer zum letzten Mal geputzt wurde. Louis sah zu mir, sofort glättete sich seine Stirn und sein Blick wurde weich. „Alles okay, H?", fragte er mich zögerlich, während er mir seine Hand reichte. Nach dieser griff ich dann auch bereitwillig. „Ja, es ist alles gut. Keine Sorge!", erwiderte ich und küsste seine Wange. Somit wich auch die letzte verbliebene Härte aus seinem Gesicht und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. Mich wunderte es, dass es sich trotz der vielen Monaten, die schon vergangen waren, immer noch anfühlte, wie frisch verliebt zu sein. Aber das war wohl seine Wirkung auf mich und das konnte ich gerne akzeptieren. Denn die Schmetterlinge nahm ich gerne in Kauf. Und bis zu diesem Tag konnte ich es nicht verstehen. Er war Louis Tomlinson. Der meist gesuchte Kriminelle Englands, wenn nicht sogar der Welt, und er konnte so ziemlich jeden haben, den er wollte. Und ich bin mir sicher da gab es noch Hübschere als mich, aber er hat sich für mich entschieden. Ich meine, wie standen die Chancen, dass er mich überhaupt treffen würde.

Und während ich so nachdachte und sein Seitenprofil analysierte, bekam ich nicht einmal mit, dass Louis sich schon längst wieder zu den anderen gedreht hatte, um ihnen einen Vortrag darüber zu halten, dass man vor allem jetzt nicht einfach so mit Gewalt an die Türe klopft - es könnten ja schließlich Feinde sein. Deshalb müsse man sich dann auch nicht über eine Kugel im Kopf wundern. Doch seine Vortrag verschlief ich und kam erst aus meiner Traumwelt zurück, als er genervt fragte: „Was macht ihr denn überhaupt hier?"

„Wir wollten dir eigentlich nur den Befund über die ‚Tatortermittlung' mitteilen.", sagte Liam, als er sich wieder gefasst hatte. Louis nickte nur und sah Niall bedeutungsvoll an. Ich wusste, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo ich und Niall aus dem Zimmer mussten. „Komm, Harry. Lass uns mal das Hotel erkundigen!", schlug Niall freudig vor. Ich verdrehte die Augen, stimmte zu, küsste Louis ein letztes Mal gefühlvoll und verließ samt Niall den Raum.

Louis p.o.v.

Kaum war die Tür geschlossen, sagte ich: „Schieß los, wer war es?"

„Du wirst es nicht glauben, aber es war eine andere Gang.", berichtete er.

„Wer möchte sich denn nun schon wieder mit mir anlegen?", schnaufte ich.

„Naja, es waren die ‚Icarus'. Dabei ist deren Gebiet doch mehrere hundert Meilen entfernt. Ich glaube, es gibt da ein größeres Puzzle und ein Teil fehlt. Wir müssen es aber zeitnah herausfinden, bevor es zu spät ist.", fuhr er fort.

„Okay, gib Jeremy und Lola der IT den Auftrag, sie sollen einmal alles über diese „Gang“ herausfinden, was sie können.", befahl ich mit kalter Mine und malte herablassend Anführungszeichen in die Luft bei dem Wort ,Gang'.

So konnte es nicht weiter gehen. Meine Gang und die der ‚Icarus' waren schon seit Jahren verfeindet und seit einiger Zeit bekriegten wir uns ab und zu. So als Zeitvertreib eben. Jedoch waren sie mit dieser Aktion klar über eine Grenze geschritten, die sie nicht überschreiten hätten sollen. Das werde ich sie büßen lassen. Es war ja schön und gut, ab und zu, Dinge oder Pläne der jeweils anderen Gang zu sabotieren, aber das war mehr als Sabotage. Meiner Meinung nach war das ein direkter Angriff auf mich und meine Gang. Und damit kommt niemand so einfach davon. Das schlimmsten von allem war, dass sogar mein Engel Harry hätte zu schaden kommen können. So etwas dulde ich nicht und das werde ich auch nie, erklärte ich Liam entschlossen.

Doch ich konnte Harry nicht noch mehr in meine Machenschaften verwickeln. Er musste weg und ich wusste schon ganz genau wohin. Nach Hause. Das war schließlich eine klare Win-Win-Situation, oder nicht? Er konnte seinen Geburtstag bei seiner Familie verbringen, alte Zeiten aufleben lassen und ich konnte meine Rache planen. Doch ganz frei rumlaufen lassen, konnte ich ihn in Doncaster auch nicht. Also konnte ich ihn nur unter bestimmten Bedingungen gehen lassen, die ich mir aber erst noch einmal durch den Kopf gehen lassen musste. Ich hoffte, ich konnte ihn auch aus der Ferne beschützen. Doch daran hatte ich kaum Zweifel, da es mir ja auch, bevor er mich überhaupt kannte, gelungen war, ihn aus der Ferne zu beschützen. Wer dachte er denn hat dafür gesorgt, dass das Arschloch aus seiner Schule, das ihn ab und zu schikanierte, ihn in Ruhe gelassen hat? Mit ein wenig Drohung und Beharrlichkeit lässt sich schließlich alles erreichen. Da war ich mir mehr als sicher, ich war ja schließlich nicht umsonst Louis Tomlinson. Doch bekannterweise kommt Hochmut vor dem Fall – das musste auch ich lernen.

S T A Y « l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt