Kapitel 22

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~Shawn~

Wir hatten inzwischen die letzten Fahnen gefunden und waren nun auf dem Weg, zurück zur Herberge. Zum Glück hatte niemand mehr über die Schüsse geredet, oder was da wohl passiert sein könnte.

Gerade kamen wir an der Herberge an, als mich jemand in eine kleine Abstellkammer zog und die Tür hinter uns abschloss.

,,Was zum-" Eine Hand legte sich auf meinen Mund und hinderte mich am weiter reden.

Vor mir stand Clarine und sah mich ernst an. Ich zog provozierend eine Augenbraue hoch, doch sie nahm ihre Hand nicht von meinem Mund. Tja, dann musste ich wohl zu anderen Mitteln greifen.

,,Igitt!", schrie Clarine aufgebracht, verstummte dann aber schnell wieder, damit sie niemand hörte, und nahm ihre Hand von meinem Mund. ,,Hast du gerade wirklich meine Hand angeleckt?!", zischte sie flüsternd.

Ich zuckte nur mit den Schultern und schmunzelte leicht. ,,Du wolltest deine Hand nicht runter nehmen. Ich hätte dich auch ein wenig Gebissen, wenn dir das lieber gewesen wäre." Sie verzog angewidert das Gesicht und musterte mich genau.

,,Wieso bin ich hier?", fragte ich genervt.

,,Was ist im Wald wirklich passiert?"

Na toll! Jetzt musste ich mir irgendetwas ausdenken.

,,Meine Eier haben einen harten Schlag abbekommen, Prinzessin. Das ist alles." Ich zuckte mal wieder mit den Schultern und deutete auf meinen Schwanz.

Sie schnaubte nur unglaubwürdig und sah mir wieder mit einem ernsten Blick in die Augen. ,,Was ist wirklich passiert? Und jetzt komm mir nicht wieder mit deinen Eiern, Shawn. Wer war das, der diese Schüsse abgefeuert hatte, und wer hatte da geschrien?" Nun brach ihre Stimme ein wenig, und meine Maske bröckelte.

,,Dort waren ein paar Männer mit Waffen, doch es ist nichts passiert. Wir haben sie überrumpelt und getötet, bevor sie irgendjemanden schaden konnten. Und der, der da geschrien hatte, war einer von den Männern, den ich umgebracht hatte. Also mach dir keinen Kopf, Clarine."

Ich strich ihr eine ihrer blonden Haarsträhne hinters Ohr und musterte ihr Gesicht. Ihre Augen wanderten über mein Gesicht, und blieben dann an meinen Lippen hängen. Meine Hand lag nun auf ihrer linken Wange und mein Daumen streichelte sanft ihre weiche Haut. Bei meiner Berührung bekam sie eine Gänsehaut, was mir ebenfalls eine verschafte. Was passierte hier gerade?

Clarine biss sich auf die Unterlippe und gab mir so den letzten Rest. Ich näherte mich ihrem Gesicht und legte auch noch meine andere Hand an ihre Wange. Ihr süßlicher Duft stieg mir in die Nase und ich war wie benebelt.

Plötzlich stieß sich Clarine von mir weg, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Raum.

Ich starrte ihr verdattert hinterher und verstand nicht, was da verdammt nochmal gerade passiert ist!

Als ich mich wieder gefasst hatte, fuhr ich mir einmal durch meine Haare, und machte mich augenblicklich auf den Weg zu den Duschen.

Ich brauchte jetzt unbedingt eine kalte Dusche!

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Ich lag nun in meinem Bett und starrte wütend die Decke an. Meine Verdatterung hatte sich inzwischen in Wut verwandelt, und brachte das volle Programm mit.

Was war da in der Abstellkammer passiert, verdammt?!

Wieso war ich so beneblt von Clarine?

Wollte ich sie da etwa gerade wirklich küssen?! ...Ehrlich gesagt schon...

Und sie wollte mich doch auch küssen oder? ...Ich denke schon...

Aber wieso hatte sie sich dann einfach umgedreht und war abgehauen?!

Zac unterbrach meine wirre Grüblerei und klopfte mir aufs Knie. ,,Alter, willst du nichts Essen? Die Cafeteria ist gleich geschlossen, also wenn du noch was essen willst, solltest du jetzt los." Er ging zu seinem Bett und schmiss sich drauf.

,,Ich hab noch einen Apfel im Rucksack.", grummelte ich und starrte weiter wütend die Decke an. ,,Wie du meinst.", murmelte Zac noch, bevor er sich seinem Buch zuwidmete.

Ich ging nichts essen, da ich keine Lust hatte, Daddy's kleiner Prinzessin über den Weg zu laufen.

Du benimmst dich kindisch.

Ach, meldest du dich auch mal wieder. Tja jetzt gerade bist du nämlich zum falschen Zeitpunkt gekommen!

Och, heul doch, Prinzessin.

Halt die Klappe.

Bring mich doch dazu, Süße.

Verpiss dich verdammt nochmal!

Erst wenn du zu deiner vermasselten Kuss-Aktion stehst...

Was machte ich hier bitte?! Ich stritt mit meiner innerin Stimme, wie, als wär sie ein echter Mensch. Ich bin auch wirklich ein Vollpfosten!

Oh ja, das bist du!

Ich ignoriete diese verdammte Stimme nun und schloss die Augen.
Das darf alles nicht passieren. Was auch immer gerade mit mir abgeht, es musste sofort aufhören! Clarine durfte mich nicht mehr ablenken oder auf irgendwelche falschen Gedanken bringen. Punkt.

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Beim Frühstück am nächsten morgen, vermied ich jeglichen Kontakt mit Clarine, und fals sie mich was fragen würde, würde ich es ignorieren.

Ich wollte gerade noch einen Schluck von meinem Orangensaft nehmen, als sich jemand auf meinen Schoß setzte und die Arme um meinen Nacken schlang.

,,Guten Morgen, Shawni.", quietschte Josy und drückte ihre Lippen auf meine. Ich wahr erst komplett überrumpelt, aber erwiderte ihren Kuss nicht, doch dann kam mir der Gedanke, dass es keinen Grund gab, mir nicht eine Ablenkung zu suchen. Und vielleicht würde ich Daddy's kleine Prinzessin so, auf die Palme bringen.

Also erwiderte ich ihren Kuss und sah verstohlen zum Tisch weiter hinten, wo die süße Blondine saß, die mich gerade ziemlich abfuckte.

Zu meiner Schadensfreude, sah Clarine gerade sogar zu mir und wirkte alles andere als glücklich. Perfekt!

Sie hatte die Augen zusammengekniffen und brachte Josy gerade mit ihren Blicken um. Ich wandte den Bick von ihr ab und grinste teuflisch in den beschissenen Kuss von Josy.

Als ich mich von ihrer sabbernden Zunge löste, sah Josy mich mit einem großen Hundeblick an. Ich verdrehte nur die Augen und schob sie von meinem Schoß runter. ,,Was willst du Josy?", fragte ich gelangweilt.

Sie seufzte unglücklich auf. ,,Ich wollte mich entschuldigen. Ich vermisse dich, Shawni. Und ich vermisse deine heißen Küsse." Sie fuhr mir mal wieder über meine Bauchmusklen und machte große Kulleraugen.

Tja, sorry Josy, aber so machst du mich echt nicht an.

,,Vergiss es, Josy. Du hast gehört, was ich dir gesagt hatte, also tu dir selber einen Gefallen und halt dich auf Abstand von mir." Ich wendete mich wieder meinem Frühstück zu und trank endlich meinen Saft. Josy sog zischend die Luft ein. Sie sprang auf und machte mal wieder eine riesen Show. Ich sah ihr nun ins Gesicht, ihr liefen Tränen über die Wangen, aber ich kannte sie schon gut genug, um zu wissen, dass das keine echte Tränen waren. ,,Spar dir deine Tränen für die Lehrer auf, Josy. Und jetzt führ diese Show woanders auf." Ich machte eine wegbewegende Handbewegung und sah ihr mit eiskalten Blick in die Augen.

Sie verdrehte die Augen, wischte sich die Fake-Tränen weg und stampfte beleidigt aus der Cafeteria.

Mein Blick schweifte nun durch den Raum, auf der Suche nach Clarine's Blick. Als er dann auf meinen traf, erstarrte ich und mein Blick verdunkelte sich auf die tiefste Finsternis.

Als sie meinen finsteren Blick bemerkte, grinste sie kokett, und wandte sich dann von mir ab.

Okay, sie wollte es mir reinwürgen...

Sie hatte es geschafft!

Fight For LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt