Kapitel 41

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~Shawn~

Die kühle Nachtluft war wie Balsam für meine erhitzte Haut. Ich war kurz davor in Flammen aufzugehen, und diese stickige Turnhalle machte es nicht gerade besser.

Ich musste meine Gedanken sortieren. Ich konnte einfach nicht mehr klar denken.

Ich wäre da drinnen beinah auf Chris, diesen gottverdammten Mistkerl, losgegangen, wäre Clarines Freundin nicht dazwischen gegangen. Dieser Idiot war auch noch so dreist und hatte auf die letzten Wochen angespielt, wo Clarine mich hauptsächlich gemieden hatte. Da war ich wirklich kurz davor gewesen meine Waffe zu entriegeln und vor versammelter Manschaft einen Mord zu begehen.

Ich lehnte mich an die gepflasterte Wand des Gebäudes und schloss die Augen.

Ich würde später mit Clarine reden.
Ich würde mich für alles Entschuldigen.
Ich würde ihr alles erdenkliche erklären.
Und dann würde ich um Verzeihung betteln, und ihr versprechen, nie wieder so ein verdammter Idiot zu sein.

Denn genau das war ich gewesen, ein verdammter Idiot.

Als mein Vater heute mit ihr in die Küche gegangen war, um mit ihr zu sprechen, war ich ihnen skeptisch gefolgt, doch Jenna Ferror hatte meine Absicht wohl durchschaut und mich in ein Gespräch gezogen, wo ich nur einzelne Wörter von meinem Vater aufschnappen konnte. Clarines Stimme hatte ich kein einziges Mal gehört. Seit dem zerbrach ich mir den Kopf, was mein Vater zu ihr gesagt hatte.

Und dann war da noch der Moment, als ich dann doch in die Küche gegangen war, nachdem mein Vater wieder zu den Erwachsenen getreten war und Clarine nicht bei ihm war.

Als sie mir in die Augen gesehen hatte, war es, als hätte sie in meiner Seele lesen wollen. Und als ich sie bei den Fotos berühren konnte, jagten Schauer durch meinen Körper. Es war lange Wochen her, dass wir uns so nah waren.

Und dann, als wir uns gerade fast geküsst hätten. Ich wollte sie küssen. Zur Hölle, ich wollte sie endlich wieder küssen!

Ich konnte es einfach nicht mehr abstreiten oder verdrängen. Ich musste es ihr endlich sagen.

Ich musste ihr endlich sagen, dass ich sie liebte und mit ihr zusammen sein wollte.

Verdammt, ich hörte mich wie ein liebeskranker Trottel an.

Aber ich war auch einer.

Ich würde es nicht ertragen, wenn ein anderer Kerl Clarine ansprechen würde, sie auf ein Date einlud, sie festhalten würde, sie beschützte, sie küsste...

Sie gehörte mir! Und das musste ich jetzt klarstellen.

Ich öffnete wieder meine Augen, atmete die frische Herbstluft noch einmal tief ein und trat dann wieder ins Gebäude.

Ich würde sie nicht noch einmal von mir stoßen.

Nicht noch einmal verlieren.

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~Clarine~

Mein Fuß wippte zur Musik, ich nippte abwesend an meinem Getränk und ließ meinen Blick über die Tanzfläche wandern.

Seit Shawn mir bedeutet hatte, dass wir später reden würden, sah ich mich nach ihm um und suchte ihn.

Die anderen waren irgendwo auf der Tanzfläche verschwunden und hatten den Spaß ihres Lebens, während ich an einem Stehtisch stand und einen Kerl stalkte.

Verrückte Welt.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter, was mich umdrehen ließ.

Hinter mir stand ein Kerl der wahrscheinlich so in meinem Alter war. Er hatte schwarzes Haar und trug wie alle anderen auch einen Anzug.

Ich hob fragend eine Augenbraue, worauf der Junge sich verlegen am Nacken kratze.

,,Ehm ... Clarine?", fragte er und lächelte zögerlich.

Ich runzelte immer noch fragend die Stirn, nickte aber.

Er stieß erleichtert die Luft aus, so als hätte er schon mehrere andere Mädchen ebenfalls gefragt, ob sie Ich waren, und immer wieder die falsche angesprochen.

,,Shawn hat mich beauftragt dir zu sagen, dass er vor der Tür des Wäscheraums auf dich wartet. Er wollte reden, hat er gesagt."

Mein Herz machte einen Purzelbaum und in meinem Bauch breitete sich Wärme aus.

,,Er hat auch gesagt, dass ich dich begleiten soll, falls du nicht weißt, wo der Wäscheraum ist." Der Kerl sah verlegen auf seine Füße und spielte mit seinen Händen.

Ich nahm mir vor, ihm von seinem Leid zu befreien. ,,Keine Sorge, ich weiß schon, wo ich lang muss. Danke ...?" Ich sah ihn fragend an.

,,Tyler.", antwortete er mit einem kleinen Lächeln.

,,Danke, Tyler, dass du mir das überbracht hast. Viel Spaß noch!" Ich stellte mein Getränk ab und ging an ihm vorbei.

Ein vorfreudiges Quietschen stieg aus meiner Kehle empor, doch ich ermahnte mich selbst, dass zu unterlassen. Er könnte auch mit mir reden wollen, um mir zu sagen, dass ich mir einen anderen Bodyguard suchen sollte und er keinen Kontakt mehr mit mir wollte. Oder, dass ich mich von ihm fernhalten sollte, weil das alles nur ein Scherz war, und er nur mit mir gespielt hatte.

Ich schüttelte den Kopf, um all die Zweifel und Vermutung zu vertreiben.

Egal, was er mir sagen wollte, ich würde zu hören, ihm ebenfalls meine Gefühle gestehen, und wie ich denke, und entweder würde dies gut ausgehen, und wir wären glücklich ... oder ich würde an meiner Trauer ersticken.

Als ich gerade den Gang zum Wäscheraum durchlief, hörte ich ein lautes Knallen, was so klang, als wäre eine schwere Tür zugestoßen worden. Ich blieb abrupt stehen und drehte mich langsam um. Doch hinter mir war nichts, nur die gedämmte Dunkelheit des Flures.

Ich ging kopfschüttelnd über meine Paranoia weiter und ein kleines Lächeln schwang sich um meine Mundwinkel, als ich eine dunkle Silhouette an der Wand, gegenüber des Wäscheraums lehnen sah.

Ich ging näher und wollte gerade ansetzen zu sprechen, als die Person ihr Gesicht in meine Richtung wandte und mir die Worte im Hals stecken blieben.

Ich kam zum Stehen und betrachtete die Person vor mir aus schmalen Augen.

Das war nicht Shawn.

Die Person vor mir trat ein paar langsame Schritte auf mich zu, ein diabolisches Grinsen um die Mundwinkel.

Definitiv nicht Shawn.

Je näher die Person kam, desto übler wurde mir, und eine Gänsehaut breitete sich über meine ganze Haut aus.

Etwas ging hier schief. Und zwar gewaltig schief.

Wo wir uns nun genau gegenüber standen, war auch der letzte Zweifel wie in Luft aufgelöst. Ein böses Funkeln trat in die dunklen Augen von dem mir gegenüber, und meine Kehle wurde trocken.

Auf gar keinen Fall Shawn!

"Ich nehme mal an, du hattest Shawn erwartet.", erklang die Stimme der Person, und ließ mich erschaudern.

"Nur das blöde ist, dass Shawn nicht auftauchen wird."

Ein klickendes Geräusch ertönte hinter mir. Zweimal.

Ich musste stark schlucken, meine Hände verkrampften sich und meine Schultern waren angespannt.

Was jetzt kam, würde unschön werden, und das wusste ich.

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Ohoh...

Jetzt wird's endlich spannend...

Viel Spaß beim weiterlesen!

(Ps: Nochmal ein großes Danke an Dalisa_storys, die mir dieses fantastische neue Cover gestaltet hat!🥰❤)

Und nochmal sorry für diesen Cut😂

Eure Ella❤

Fight For LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt