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Changbin

„Seid vorsichtig. Hier sind viele Wachen... Ich glaube nicht, dass wir um Auseinandersetzungen herum kommen werden. Wir werden Kämpfen müssen", meinte das Mädchen. Ihr Name war Yeji. Um ehrlich zu sein, der Name passte sehr gut zu ihr. Sie hatte zwei hohe Zöpfe am Hinterkopf, welche bis zu ihren Schultern gingen. Wie viele Feuerbändiger hatte sie orange-rot gefärbte Haare, welche wie für sie gemacht waren.

Der Junge hieß Hyunjun. Er war den größten Teil der Zeit sehr ruhig. An sich wohl eine sehr schüchterne Person. Er hatte pechschwarzes Haar und irgendwie sehr interessante Gesichtszüge. Ich konnte diese kaum beschreiben, aber irgendwas an ihm war besonders. Vielleicht seine Lippen... sie hatten eine besondere Form.

„Am besten wir versuchen so wenig Aufmerksamkeit wie auch nur möglich auf uns zu ziehen... also würde ich vorschlagen, dass du, Yeji, dich mit den Explosionen zurückhältst", schlug ich vor und erhielt ein zustimmendes nicken der beiden Feuerbändiger.

Stumm gingen wir durch das Gängesystems des Gefängnis und liefen an wenigen Zellen vorbei, wo die Gefangenen uns mit großen Augen ansahen und sofort aufstanden um an den Gitterstäbe zu rütteln. Zwar wollte ich ihnen helfen, doch das müsste wohl fürs Erste warten. Außerdem wusste ich nicht, ob ein paar dieser Leute, die hier unten hausten nicht auch wirklich was schreckliches getan hatten. In meiner Schule hatte man sich damals immer herumerzählt, dass hier unten die grausamsten Serienmörder der Nation hocken würden. Ob das alles stimmte, wusste ich nicht, aber so wie ein paar der Gefangenen hier aussahen, war es vielleicht gar nicht so abwegig.

„Psst, ich glaube da kommen zwei Wachen.", hörte ich Hyunjun auf einmal sagen und wurde sofort von Yeji gegen die Wand gedrückt, ehe sie um die Ecke sah. Nun hörte auch ich die schweren Schritte der Rüstung und spürte den schwarzhaarigen Jungen laut einatmen. Auch ich hielt die Luft an und wartete auf ein Zeichen von Yeji.

„Jetzt", meinte sie halblaut und sprang aus ihrem Versteck hervor. Hyunjun und ich folgten schnell.

Die beiden Wachen schienen etwas überrumpelt und stolperten zurück, als Yeji der linken Blechbüchse einen Tritt in den Magenbereich verpasste.

Der Rechte schien bereits auszuholen und packte das Mädchen an der Schulter. Schnell reagierte ich und hob mein Bein, ehe ich mein Hacke auf dessen Handgelenk schlug. Die Gelenke waren meist nicht mit der festen Metallbeschichtung geschützt, weswegen die Wache sofort zurückzuckte und die Hand vor Schmerz schüttelt. Verdient.

Yeji versuchte so gut es ging den anderen weiter in Schach zu halten und möglichst leise zu kämpfen. Ihre Bändigungskraft setzte sie, wie abgesprochen, nicht ein.

Auch ich gönnte mir einen Zweierkampf mit dem anderen Typen. Er war stark, was es mir zwar erleichterte auszuweichen, aber erschwerte selber anzugreifen. Wir waren gleichstark. Dieser Kampf könnte ewig so weiter gehen. Das Gleiche ging für Yeji.

Hyunjun stand hinter uns und wusste nicht ganz mit dem Ganzen umzugehen. Irgendwie nervte er mich. Würde er uns nur etwas helfen, könnten wir eventuell gewinnen. Doch er stand nur da.

Noch hatte keiner seine Bändigungskraft genutzt. Die Soldaten auch nicht.

„Nimmt ihnen die Schlüssel ab und dann geht bitte zur Seite", hörte ich die Stimme des schüchternen Jungen und um ehrlich zu sein, warf es mich kurz aus der Fassung. Was hat er denn jetzt vor? Sollte ich ihm vertrauen?

Yeji sah ebenfalls kurz nach hinten, aber schien das ganze Szenario nicht lange zu hinterfragen. Sie schubste den Typen einmal fest nach hinten und griff nach den Schlüsseln, welche an dessen Gürtel hingen.

My Beautiful EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt