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Jisung

Ich rannte schneller, als ich denken konnte zu dem hilflosen Jungen, der immer noch wie angewachsen da stand.

Ich konnte nicht zulassen, dass irgendjemanden etwas passiert, besonders keinem unschuldigen Nicht-Bändiger.

Mit einem Sprung war ich hinter dem Holztresen und drückte den Jungen mit mir zu Boden. Vorsichtig schaute ich hinter der Theke hervor und sah wie Prinz Flammenwerfer einmal durchatmete. Kurz darauf hob er eine Hand und streckte seinen Zeigefinger vor, als würde er auf irgendetwas zeigen wollen.

Schnell sah ich neben mich zu den ganzen Wasserfässer, die eigentlich für das Abwaschen von Geschirr gedacht waren. Das Wasser aus diesen Fässern werde ich brauchen müssen.

Meine Aufmerksamkeit wendete sich wieder zu Minho, der tief in Gedanken zu sein schien. Was macht er denn da? Warten, dass wir weglaufen oder bis das Feuer von allein aus seiner Hand geschossen kommt? Erst droht er und tut dann nichts. Der Typ hatte doch auch nicht mehr alle Lappen am Zaun.

Gerade wollte ich einfach mit dem Jungen an meiner Hand weglaufen, als sich an der Fingerspitze des Feuerbändigers keine Flamme, sondern eine Art Funke bildete.

Kurz musste ich lachen.

„Mehr als so einen Funken kannst du nicht? Und ich dachte, du wärst einer der stärksten Feuerbändiger unserer Generation!", prustete ich heraus und stand wieder gerade auf. Der Junge neben mir schien etwas verwirrt, doch musste auch leicht lachen, als er sah, dass der Feuerprinz nur einzelne Funken bilden konnte.

Gerade wollte ich mich weiter über ihn lustig machen, als ich bemerkte, dass nicht nur sein Finger funkte, sondern sein ganzer Körper. Erst jetzt realisierte ich, dass das keine Funken waren, sondern kleine Blitze, die wie kleine Schocks auf seiner Haut tanzten.

Hörbar schluckte ich und nahm die Hand des jungen Verkäufers, dessen Namen ich gar nicht kannte, etwas fester.

„Wenn ich du gewesen wäre, hätte ich mich nicht darüber lustig gemacht", sagte er laut und hatte ein Grinsen auf dem Gesicht.

Kurz zog er seinen Zeigefinger wieder ein und ließ ihn dann wieder auf uns zeigen. Seine Fingerspitze begann hell zu funkeln und das letzte was ich sah, war, wie ein heller und präziser Blitz senkrecht auf uns zu kam. Panisch bändigte ich das Wasser aus vorher genannten Fässer um uns herum zu einer riesigen Kugel. Wie ein Kokon bildete ich viele Schichten Wasser um uns, die ich versuchte so gut es ging oben zu halten. Diese Mengen an Wasser waren so schwer, aber ich musste den Jungen und mich retten.

Das einzige, was ich danach noch hörte, war, wie die Holzbude um uns zersprang und manche Holzbretter zu Staub zerbröselten. Eine riesige und laute Explosion. Zitternd kniff ich meine Augen zusammen, während ich den Blondhaarigen näher an mich zog.

Es war ungemein schwer gegen diese enorme Kraft der Explosion anzukommen.

Als die Geräusche um uns sich legten, verließen mich meine Kräfte komplett und ich spürte wie sich mein Bewusstsein verabschiedete.

Hyunjin

Ich war gerade sehr damit beschäftigt dieser komischen Prinzessin Vernunft beizubringen, als man ihren Bruder irgendwas drohen hörte. Gerne hätte ich meinen Blick zu ihm gewendet, aber das Mädchen vor mir spuckte wortwörtlich Feuer. Etwas panisch schwang ich mich an einem Ast eines Baumes hoch, um der Flamme aus ihrem Mund zu entfliehen. Sie sah zu mir auf und wollte wieder angreifen, aber ich kam ihr zuvor und trat ihr mit meinem Fuß mitten ins Gesicht. Sie flog zurück und hielt sich die Nase.

,,Woops, da habe ich dich wohl mit einem Insekt verwechselt. Die trete ich auch immer zu Boden, weil sie eklig und lästig sind", sagte ich amüsiert und beobachtete, wie sie da so am Boden lag. Im nächsten Moment bändigte ich eine ordentliche Menge Wasser aus einem der Fässer über sie. Dann legte ich eine Wasserschicht über ihren Mund, Hals, Hände und Füße und vereiste sie. Was auch immer sie jetzt tun wollte, funktionierte nicht, da sie ihre Glieder nicht bewegen konnte. So zappelte sie herum und gab abgedämpfte Geräusche von sich. Gerade wollte ich mich über meinen Sieg freuen, als das ohrenbetäubendes Geräusch von einer Explosion in meinen Hörsinn vordrang.

Erschrocken sah ich zu dem Kampf von Jisung und dem Feuerprinz, wo man nur noch fliegende Bretter und eine große Staubwolke erkennen konnte.

Sofort sprang ich vom Baum und rannte zum Geschehen. Um mich herum lagen die Trümmer des Standes und verzweifelt versuchte ich durch den Staub zu erkennen, wo sich mein bester Freund befand.

Minho oder wie auch immer der Prinz hieß, erkannte ich auch nicht, so lief ich einfach immer weiter in die Staubwolke.

Meine Augen weiteten sich, als ich die beiden Jungen am Boden sah. Jisung bewegte sich nicht mehr. Der namenlose Blondhaarige neben ihm hustete und versuchte den Avatar wach zu schütteln. Keine Reaktion.

Scheiße, Jisung. Bitte stirb mir jetzt nicht weg.

Ich packte meinen besten Freund und hob ihn über meine Schultern. Der andere Junge sah mit großen und bittenden Augen zu mir auf.

Ohne nochmal drüber nachzudenken, packte ich auch die Hand des Nicht-Bändigers und rannte los. Es war echt schwer mit einem so schweren Gewicht auf den Schultern zu laufen, aber solang ich überhaupt voran kam.

So schnell es ging, führten mich meine Füße zu der Drachenechse, die sich schnell herunterbeugte, damit ich aufsteigen konnte. Ich schwang mich auf Yeong und streckte meine Hand nach dem blondhaarigen Nicht-Bändiger aus. Dieser sprang auch auf und die Echse trug uns schnell von dem Ort weg.

Jetzt mussten wir schnell zum Lufttempel. Dort gab es bestimmt Ärzte, die uns helfen könnten. Hoffentlich.

,,Ey, Standjunge! Wie heißt du?", fragte ich den Blondhaarigen hinter mir und sah über meine Schulter.

Er sah auf und schien kurz zu zögern.

,,Ich heiße Felix. Dein Name?", antwortete er und lächelte minimal. Seine Stimme war so tief, dass ich mich fast vor Schreck verschluckte. Er sah so zierlich aus, aber mit dieser Stimme hatte ich so gar nicht gerechnet.

,,Hyunjin.", meinte ich, was er benickte.

,,Wohin reist ihr?", fragte er neugierig und lächelte noch breiter. Man konnte wirklich sagen, dass die Sonne aufgeht, wenn er lächelte.Er war so ein typischer Sonnenschein.

,,Lufttempel. Wir können dich vorher irgendwo absetzen.", meinte ich monoton und sah wieder nach vorne.

Hinter mir wurde es still. Bestimmt zehn Sekunden kam keine Antwort von ihm.

,,Ehm... darf ich mitkommen? Der Stand war alles, was ich hatte. Ohne ihn bin ich pleite", meinte er mit bedrückter Stimme.

,,Was ist mit deinen Eltern? Sie können dir bestimmt Geld geben. So alt bist du ja noch gar nicht.", sagte ich etwas verwirrt.

,,Ich bin achtzehn und meine Eltern sind bei dem Angriff vor ein paar Tagen in der Hauptstadt... gestorben", sagte der Kleine gebrechlich, wahrscheinlich kämpfte er mit den Tränen.

Das muss schlimm sein. Wenn direkt beide deiner Elternteile bei einem Angriff sterben und das ganze ist gerade mal zwei oder drei Tage her. Und obwohl er emotional bestimmt in einem sehr schlechten Zustand war, hatte er noch gearbeitet um Geld zu verdienen. Das ist hart man.

,,Ich meine ihr müsst mich nicht mitnehmen. Ich bin bestimmt nur ein Dorn im Auge für euch. Setzt mich einfach irgendwo a-", brabbelte er schnell weiter, doch ich unterbrach ihn.

,,Schon okay. Du kannst dich uns anschließen."

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*Felix has joined the chat* :D

ich hoffe das Kapitel hat wie immer gemundet :3

bye bye<3

My Beautiful EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt