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Jisung

Seungmin lag am Boden, während Chan schnell reagierte, uns vom Dach zog und gegen die Hauswand auf der anderen Seite drückte. Da ich zuvor Seungmins Namen geschrien hatte, hatten wir auf uns aufmerksam gemacht. Also reagierte Chan so schnell es ging, damit wir unbemerkt blieben.

So standen wir nun mit dem Rücken zur Hauswand und hielten den Atem an. Hoffentlich hatten sie uns nicht bemerkt, sondern nur Seungmin. Wir tauschten ein paar stumme Blicke aus, während wir darauf hofften Schritte oder Stimmen zu hören. Stattdessen war es still und nur aus weiterer Entfernung waren vereinzelt Stimmen und Kämpfe zu hören.

Ich ließ meinen Kopf gestresst zurückfallen und er schlug leicht an der Wand hinter mir an.

Alles ging so schnell und meine Gedanken machten Saltos. Felix... alle fielen tot um... dieses schnelle Voranschreiten in die Stadt... alles war einfach so plötzlich und unerwartet. Solang wir nicht wissen, was hier vor sich ging und keine Informationen hatten, war das Aufhalten schwerer als gedacht. Allein der Fakt, wie schnell sie einen der stärksten Erdbändiger des Landes in nur wenigen Sekunden ausgeknockt hatten, gruselte mich etwas.

„Wir sollten keine Zeit verschwenden... Egal wie viele Feinde da jetzt sind, wir müssen Seungmin zurückholen und untersuchen, was sie mit ihm gemacht haben. Ob er tot ist oder nicht.", flüsterte Hyunjin entschlossener denn je.

Auch wenn ich zögerte und erst überlegen wollte, hatte er Recht. Jetzt Zeit zu verschwenden um sich zu verstecken, war nicht sehr zielführend und könnte uns den Sieg kosten.

Alle nickten sich zu und langsam sahen wir um die Ecke, wo gerade noch die Soldaten der Feuernation standen. Tatsache war der Platz leer und nur die vielen Einwohner lagen reglos am Boden. Zwar verwunderte es mich kurz, dass sie so schnell weitergelaufen sind, aber sie wollten ja bis zum Palast vordringen, also macht diese schnelle und brutale Vorgehensweise Sinn.

Vorsichtig und trotzdem mit leisen Schritten liefen wir zu dem Platz, an dem das Geschehen stattgefunden hatte. Überall lagen Menschen am Boden. Reglos mit geschlossenen Augen und teilweise sogar aufeinander liegend. An sich wirkte es wie ein Kriegsfeld, aber etwas war anders als an einem Kriegsfeld, wie man es sich sonst vorstellte.

Kein einziger Tropfen Blut war zu sehen. An sich hatten diese ganzen Menschen keine einzige Verletzung am Körper, außer ein paar Brandwunden von dem Feuer, was die Soldaten gegen sie verwendet hatten.

Hyunjin lief zu Seungmin, der immer noch am Boden lag und sich keinen Millimeter vom Fleck bewegte. Vorsichtig legte er zwei Finger an den Hals des Jüngeren. Er fühlte dessen Puls.

„Er lebt noch!", sagte er zwar laut, aber nicht zu laut. Wir alle seufzten erleichtert aus und hielten uns die Hand aufs Herz. Im ersten Moment hatten wir wohl alle gedacht, dass wir Seungmin verloren hatten.

Jeongin lief zu einem anderen Körper. Zu dem einer jungen Frau und legte ebenfalls zwei seiner Finger links neben ihre Kehle.

„Sie atmet auch noch", verkündete er und richtete sich wieder auf, um in unsere Richtung zu schauen.

Überlegend kratzte ich mich am Kinn. Das hieß, dass keiner der hundert reglosen Menschen hier tot ist, sondern eher als würden sie schlafen. Seungmins Brustkorb hob und senkte sich in einem normalen Tempo und keinem schien etwas zu fehlen.

Wie das?

Hyunjin betrachtete den Körper des jungen Erdbändigers und scannte ihn von oben bis unten ab, um irgendwelche auffälligen Merkmale zu erkennen. Erst schien ihm nichts auffälliges ins Auge zu stechen, außer ein paar halb verheilte Kratzer vom Training. Doch sein Blick blieb bei den Handgelenken des Jüngeren hängen und er legte den Kopf schief.

My Beautiful EnemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt