Kapitel 24

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Piepsende Geräte befanden sich neben mir. Ich sah nur Weiß. Alles war weiß. Weißes Licht, weiße Möbel. War das ein Traum? Ich versuchte, mich aufzurichten, du alles schmerzte. Ich presste meine Augen fest zu, als ich sie wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Ich sah mich um, soweit es mein verspanntes Genick erlaubte.Ich griff darauf und spürte die Härte der Muskeln. Wo war ich und vor allem, was machte ich hier?

Da sah ich einige Leute, konnte sie jedoch nicht identifizieren, da ich nur verschwommene Bilder erkennen konnte. "Hallo?", murmelte ich und bemerkte, wie trocken meine Kehle war.

Sofort schreckte eine Gestalt hoch.

"Tamika?" Bei mehrmaligem Blinzeln konnte ich Weston erkennen. Was tat er hier? Okay, das war definitiv ein Traum.

"W...West, was machst du hier?" Nun kam noch eine zweite Gestalt dazu.

"Tami, es tut mir so leid. Ich, ich..." Ich erkannte ein altbekanntes Gesicht ... Jo! Okay, es war mehr als definitiv ein Traum.

"Jo?"

"Ja, Tami. Ich bin's. Du hast mir so gefehlt. Scheiße, was machst du nur für Sachen?" Er begann auf und ab zu laufen und raufte sich dabei die Haare.

"Alvess, Dao, Chai, Nawin - sie ist wach!", rief er. Meine Augen wanderten weiter nach rechts, wo einige schlafende Personen saßen, die augenblicklich hochschreckten. Sie eilten zu mir.

"Tamika! Was ein Glück! Man hat meine Gebete erhört.", vernahm ich die Stimme meiner Mutter, die mir einen Kuss auf die Stirn drückte.

Mein Dad umarmte mich und weinte. Er war normalerweise ein Mann großer Worte, doch nun hatte es ihm die Sprache verschlagen.

Auch Chai und Nawin übersähten mich mit Umarmungen, Küssen und Glücksausrufen.

Plötzlich krochen die Erinnerungen wieder in mir hoch. Mein Gedächtnis kehrte zurück. West. Club. Desmond. Motorrad. Truck. Crash.

Die Erinnerungen trafen mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht.

"Wo ist Desmond?", fragte ich.

Schweigen kehrte in den Raum. Mehr brauchte ich nicht.

"Was ist los mit ihm?", schrie ich.

Keiner antworte. Chai und Nawin sahen sich bedrückt an.

Ich sprang auf und riss mehrere der Geräte mit mir. Doch das war mir egal. West und Jo stellten sich vor mich und hielten mich an jeweils einer Seite fest. Ich wehrte mich mit allen Kräften, doch sie schafften es, mich zurück ins Bett zu schaffen.

"Nein!", schrie ich. "Nein, das darf nicht wahr sein. Wo ist er?"

Alle sahen sich an und warfen sich bedrückte Blicke zu. Das machte mich unfassbar wütend.

"Wo ist er?", schrie ich und wiederholte es immer wieder. Meine Kehle schmerzte regelrecht, doch ich musste wissen, was mit meinem besten Freund passiert war.

Nawin räusperte sich. "Desmond...er...", stotterte er darauf los.

"Was ist mit ihm?", brüllte ich. "Was?"

"Er hat den Unfall nicht überlebt.", sagte er leise.

"Nein!", schrie ich und tobte wild herum. In dem Moment war mir egal, wie sehr mein Körper dabei schmerzte. Ich hatte meinen besten Freund verloren!

"Sagt mir, dass das nicht wahr ist!", brüllte ich, "Bitte sagt mir, dass das nicht war ist!"

Wieder Schweigen. "Warum?", schrie ich schluchzend, "Warum er?"

Mom weinte.  Dad hatte seinen Kopf gegen seine Wand gelehnt, so wie ich, in schwierigen Situationen es immer tat. Nawin hatte das Gesicht in seinen Händen vergraben und weinte wahrscheinlich ebenfalls. Desmond war ihm beinahe genauso wichtig gewesen wie mir, er kannte ihn schon viel länger als ich. Chai strich mir über die Hand, während West mir über die Wange streichelte und Jo mich umarmte und schluchzte. In diesem Raum kannte er Desmond am wenigsten, doch die Trauer anderer war seine Schwäche und sobald irgendjemand weinte, musste er auch weinen. 

Ich fühlte mich so schuldig. Hätte ich meinen Kopf doch nicht so dämlich an seinen Rücken geschmiegt, dann wäre er einzig und allein aufs Fahren konzentriert gewesen und das wäre nie passiert. Er wollte mich abholen, mir eine Freude bereiten. Und dafür musste er mit seinem Leben bezahlen. Am meisten plagte mich jedoch, dass er das alles nur wegen einer Überraschung für mich getan hatte. Er wollte mich glücklich machen. Er war nun tot, weil er mich liebte.

"Ich möchte bitte allein sein.", sagte ich leise.

Alle nickten verständnisvoll und verließen mit gesenktem Kopf den Raum. Nur West rührte sich nicht von der Stelle.

Toxic SparksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt