Kapitel 27

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Erstaunt blickte ich auf. Seattle erschien gegen den Big Apple winzig. Auf den Straßen drängten sich die Yellow Cabs nur so. West versuchte verzweifelt, ein Cab zu ergattern. Es war geradezu amüsant, ihm zuzusehen, wie er wie wild mit seiner Hand herumfuchtelte und dann lautstark fluchte, als die Taxis einfach so vorbeibrausten.

"Vielleicht sollten wir mit der Subway fahren...", schlug ich schließlich vor, nachdem wir knapp zwanzig Minuten tatenlos dagestanden hatten.

West sah mich mit großen Augen an. "Das möchte ich dir nicht antun."

"Wieso? In Seattle und Orlando bin ich meistens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren."

"Wir reden hier von New York, Baby."

Ich biss mir auf die Lippe. "Komm schon.", drängte ich ihn.

"Nein. Kommt gar nicht in Frage.", hielt er stand.

Ich kniff meine Augen zusammen, doch er schnaubte nur. Wütend stapfte ich davon.

"Hey, wo willst du jetzt hin?"

"Ich fahr mit der Subway. Was du machst ist mir scheißegal."

"Tami, komm schon." Er packte mich sanft am Arm.

"Fahr du doch mit den protzigen gelben Dingern. Ich werde jedenfalls keine drei Stunden auf ein Taxi warten!"

Die Arme verschränkt ging ich weiter.

"Okay, gut. Wir fahren mit der Subway.", gab er nach, woraufhin ich triumphierend lächelte.

***

Ich warf meinen Kopf in den Nacken, um das graubraune Gebäude, dessen Fassade leicht abbröckelte besser zu erkennen. Unten war es etwas breiter und schloss an das noch höhere Gebäude daneben an. Stufenweise wurde es schmaler und oben entsprach es nur noch einem Drittel des unteren Teils. Es erinnerte etwas an einen Apartment-Komplex, doch oben prangte das riesige Logo eines Hotels. Durch das Empire State Building im Hintergrund wirkte es winzig und war vollkommen unscheinbar.

"Was machen wir hier?", fragte ich skeptisch.

"Willst du etwa auf der Straße schlafen?" Er zog die Augenbraue hoch. Und deutete auf den inzwischen dämmernden Himmel.

"Aber ...  bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?", hackte ich nach.

"Ziemlich sicher. So lange war ich auch nicht weg."

"Wie meinst du das?"

"Ich wohne hier, Tami."

"Jaja, du hast mir schon erzählt, dass du in New York wohnst."

"Nein, ich meine, ich wohne hier."

"Hier?", quickte ich und zeigte auf das Haus.

"Jap, genau ...", er nahm die Hand, mit der ich auf das Haus zeigte und bewegte sie etwas in Richtung links, "hier".

"Wow."

"Schön und gut. Aber wollen wir nicht mal reingehen?"

Ich biss mir auf die Lippe. Aus unerfindlichen Gründen war ich unfassbar nervös.

"Okay.", antwortete ich.

"Mir nach", befahl West und öffnete das schwere Tor.

***

So schäbig und heruntergekommen dieses Hotel von außen aussah, umso schöner war es von innen. Ich war mir nicht sicher, ob alle Zimmer so atemberaubend waren oder doch nur Wests Zimmer, besser gesagt Apartment, ein Penthouse - das einzige in diesem Gebäude seines Vaters, das allein ihm gehörte, wie West später erklärte.

Das Penthouse verfügte über eine Etage mit Küche, Sitzmöglichkeiten und Wohnraum, an das ein Balkon mit einem Swimmingpool angrenzte, sowie einer zweiten Etage, die zwei Schlafzimmer sowie zwei angeschlossene Badezimmer enthielt. Es war zwar nicht wirklich groß, doch im Gegensatz zu meinem Zimmer im Wohnheim sowie der Wohnung in Seattle riesig.

Der Luxus, der sich hier befand, schockierte mich. Ich hatte West eher als Mittelklasse eingeschätzt, da er sich nie protzig verhalten hatte. Er hatte mir nie erzählt, dass sein Vater wohlhabend war und ein Hotel besaß. Ich hatte ihn zwar nie gefragt und es hätte auch nichts daran geändert, wie ich mich ihm gegenüber verhielt, doch wenn er mir so etwas verschwieg, was verschwieg er mir dann noch alles?



Toxic SparksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt