Kapitel 10

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Ich fuhr herum. "Ich ... ich gehe schon." Ich stützte mich am Beckenrand und ließ mich hinaufgleiten. Da trat die Silhouette ins Neonlicht. Statt dem strengen Hausmeister, den ich erwartet hätte, erkannte ich Westons Gesicht. Er grinste.

"Na, hat sich da jemand erschroken?", neckte er mich.

"Was ... was machst du hier?"

"Dasselbe wie du."

"Bestimmt bist du ganz zufällig genau jetzt aufgewacht und hast dir gedacht: Hm, Mitternacht - die perfekte Zeit für ein Bad. - Mit der Zeit habe ich das Gefühl, du stalkst mich."

"Eigentlich habe ich mir genau das gedacht."

"Bestimmt." Ich verdrehte die Augen. "Sag mal, was machst du wirklich hier?"

"Wenn du es so genau wissen willst: Ich musste pissen und da sah ich, wie du halbnackt durch den Flur spaziert bist. Dann bin ich dir natürlich nachgerannt."

"Weston, du bist echt ekelhaft."

"Du wolltest es wissen.", meinte er schulterzuckend, was wiederum stimmte.

Er zog sein Shirt über den Kopf. "Weston, was zur Hölle machst du da?"

"Mich ausziehen. Was sonst?"

"Gott, nei..", wollte ich ihn stoppen, bis ich einen Blick auf seinen Sixpack erhielt. Diese Muskeln wirkten wie ein Betäubungsmittel. Ich starrte, was mir erst zu spät auffiel.

"Na, gefällt dir, was du siehst?"

"Nee, das ist ein furchtbarer Anblick. Muskeln sind nur was für Angeber. Und ich steh nicht so auf Angeber."

Er sah verdutzt hoch und prustete dann los.

"Das heißt, du stehst eher auf die schlaksigen Nerds?"

"Ja", beteuerte ich, "ich finde schmale Brillen absolut betörend."

"Dann hast du ja Glück."

"Wieso?"

"Ich bin schlau und habe eine schmale Brille."

"Und wo ist diese ... schmale Brille?"

"Ich hab Kontaktlinsen."

Ich versuchte mir Weston mit einer Brille vorzustellen. Mit einer modernen, rundlichen - ja. Aber mit einer schmalen? Auf gar keinen Fall.

"Okay, was muss ich dir geben, dass du besagte Brille morgen trägst?"

"Moment.", meinte er und zog nun auch seine Hose aus. Die Oberschenkel waren wie der Rest des Körpers perfekt trainiert und ich erwischte mich wieder beim Starren. Tami, was sollte das? Du willst dich in niemanden verlieben! Schon gar nicht in jemanden wie Weston. Das hast du dir doch selbst geschworen, nicht?

Bevor ich ahnen konnte, was Weston vorhatte, nahm er Anlauf und sprang in das Becken. Es machte einen riesigen Platscher.

"Bis du denn von allen guten Geistern verlassen? Man kann uns hören, schon vergessen? ..." Ich wollte noch etwas sagen, doch Weston schwamm auf mich zu und presste seine Lippen auf meine. Einfach so. Zuerst wollte ich ihn wegstoßen, doch scheiße, es fühlte sich gut an. Allein für den Gedanken, dass ich es mochte, könnte ich mich umbringen. Die Bewegungen seiner Lippen waren intensiv, aber nicht aufdringlich. Er schmeckte nach Kokos. In meinen schmuzigsten Gedanken, hatte ich mir den perfekten Kuss genauso vorgestellt. Wieder wollte ich ihn wegdrücken, ihn zur Rede stellen, doch ich konnte das hier einfach nicht beenden. Unsere Beine verflochten sich miteinander und er fuhr durch mein Haar. Unsere Nasenspitzen berührten sich. Ich fühlte mich geborgen. Zum ersten Mal seit all den Jahren. Aber es war falsch. Vielleicht war Weston nicht der schlechte Mensch, für den ich ihn gehalten hatte, dennoch fühlte es sich nicht richtig an, wie er mich mit seinen Küssen übersähte. Ich drehte meinen Kopf weg.

"Was ist los?", fragte Weston.

"Ich ... ich kann das nicht."

"Wie meinst du?"

"Lass mich einfach in Ruhe. Fass mich nie wieder an."

Dann stieg ich so schnell ich konnte die Leiter hinauf und rannte über den glatten Boden, wobei ich einge Male fast ausrutschte.

"Tamika!", konnte ich Westons Stimme noch in der Umkleidekabine hören. Ich weinte. Ich hätte nicht hierherkommen sollen. Ich hätte wie jeder Student und jede Studentinnen brav in meinem Zimmer bleiben und die Bettruhe einhalten sollen und schon gar nicht hätte ich Weston so nahe an mich rannlassen dürfen. Beinahe blind rannte ich durch die Flure und schaffte es irgendwie, ins Zimmer zu gelangen. Meine Augen waren von einem Tränenschleier überdeckt. Ich fiel einfach auf mein Bett. Ob mich Veronica so sah oder nicht, war mir gleichgültig. Wieso hatte ich diese Küsse zugelassen? Und warum hatten sie mir gefallen?

Toxic SparksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt