Kapitel 1

705 26 11
                                    

Hallo zusammen!

Schön, dass ihr diese Geschichte lesen wollt. Ich habe mich schon oft gefragt, wie das so war, als Lennox auf die Straße kam und deshalb dachte ich mir, ich schreibe diese Geschichte doch einfach mal. Hier ist sie! Das ist also eine Fanfiktion zu dem Buch Alea Aquarius und daher ist die Figur und auch die grobe Handlung von der Autorin Tanya Stewner erfunden worden. Ich orientiere mich grob an den Büchern, aber kleine Einzelheiten könnten anders sein, z.B. wird im 6. Band gesagt, dass Lennox einen Rucksack und seine Gitarre dabei hatte, als er rausgeschmissen wurde. Das habe ich ein bisschen anders geschrieben, aber sonst orientiere ich mich stark an der richtigen Geschichte, damit die, die Alea Aquarius gelesen haben, nicht so verwirrt sind (: Aber auch wenn man die Bücher nicht gelesen hat, versteht man die Geschichte. Ich freue mich auch immer über Feedback.

Ach ja und noch was: Im 1. Kapitel handelt Lennox Vater mit Gewalt. Nur als kleine Vorwarnung, für diejenigen die so etwas nicht lesen wollen. Ich schreibe solche Szenen aber auch nicht gerne und deshalb wird es auch nicht so brutal.

Jetzt hab ich alles gesagt und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


Wie ich auf die Straße kam

„Raus!", schrie mein Vater und riss mich am Arm in Richtung der Türe. Ich war zwar sein Sohn, aber trotzdem behandelte er mich, als wäre ich Ungeziefer.
„Lass mich los!", rief ich und versuchte, meinen Arm aus seinem eisernen Griff zu befreien.
Er blickte mich durch seine geröteten Augen an. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich jede einzelne Pore seiner knolligen Nase sehen konnte. „Wo hast du das Bier hin, Ha?!", brüllte er mir ins Gesicht. Ich rümpfte die Nase in der Hoffnung, ich könnte seinem unerträglichen Mundgeruch entgehen.
„Ha?", wiederholte er wütend und bohrte seine Fingernägel tiefer in meinen Arm.
„Ich hab das Bier nicht weg!", log ich. Ich hatte es versteckt, denn er trank einfach viel zu viel und ich hatte die Hoffnung, wenn er sein blödes Alkoholproblem los war, wäre er vielleicht ein bisschen besserer Vater.
„Natürlich hast du's weg!", fauchte er. „Wer denn sonst? Siehst du etwa noch irgendwen?"
Ich atmete einmal tief aus und ein, und bemühte mich, nicht gleich auf ihn losstürmen und ihm meine Faust ins Gesicht zu katapultieren.
„Er nahm mich heftig am Kinn und presste seine Finger in meine Backen. „Du, du ...", fauchte er wütend, doch er sprach nicht weiter. Ich sah es an seinen Lippen, aus denen die Farbe gewichen war: Er war kurz davor alles kurz und klein zu schlagen. Er holte aus und wollte mir ins Gesicht schlagen. Ich sah, wie sich sein Gesicht verzerrte, und blitzschnell drehte ich den Kopf zur Seite. Seine Hand schlug ins Leere. Er wollte mich schlagen. Schon wieder. Das ließ ich mir nicht mehr gefallen, denn gleich, das wusste ich, würde ich zurückschlagen. Und dann wäre mein Vater ziemlich schlecht dran.
„Ich hab es nicht weg! Wie oft soll ich das noch sagen bis du's kapierst, Dumpfbirne!?", brüllte ich wütend und riss meinen Arm los. „Wahrscheinlich hast du mal wieder alles ausgesoffen und es bloß nicht gemerkt!" Das zu sagen war ein Fehler, das wusste ich sofort. Und kurz darauf spürte ich es. Mein Vater trat mir mit voller Wucht gegen's Schienbein. Gleich darauf packte er erneut meinen Arm und zog mich zur Türe. Ich stolperte, doch er zog mich über den Boden. Dann riss er die Türe auf und schubste mich hinaus. Inzwischen war ich fast so wütend wie er. Wütend knurrte er, in einem unheimlich, leisen Tonfall: „Wage ja nicht, noch einmal einen deiner hässlichen Pratzen in dieses Haus zu setzen!" Fest knallte er die Türe zu, sodass ich den Windstoß am Rücken spürte. Hektisch atmete ich ein und aus. „Habe ich nicht vor.", murmelte ich und und krempelte mein Hosenbein hoch. An der Stelle wo mein Vater mich getreten hatte, war ein roter Fleck zu sehen, der wahrscheinlich bald blau und grün wurde. Aber auch das wird schnell wieder verheilen. Ich raufte meine schwarzen Haare und stützte mein Gesicht in die Hände. Eigentlich wollte ich nur noch hier weg – weg von meinem Vater. Aber ich hatte entsetzliche Angst. Ich hatte schon zuvor, öfters mit dem Gedanken gespielt wegzulaufen, aber immer zu viel Angst vor dem Leben auf der Straße gehabt. Ich hasste mein Zuhause. Es war nie geputzt worden und in jeder Ecke hingen dichte Spinnennetze, der Kühlschrank war immer lehr und die Fenster waren so vergilbt, dass man kaum noch hindurchschauen konnte. Nein, dort konnte man sich nicht wohlfühlen. Und doch hatte ich es irgendwie geschafft. Doch jetzt, wie ich so auf dem Fußabstreifer saß, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als wieder nach Hause zu können. Plötzlich erklang eine raue, kalte Stimme: „Hau ab!", erschrocken drehte ich meinen Kopf in alle Richtungen und sah meinen Vater den Kopf aus dem Küchenfenster strecken. In seinem Mundwinkel hing eine Zigarette. Schnell stand ich auf und blickte meinen Vater ein letztes Mal an. „Geh!", rief er genervt, nahm die übrige Zigarette aus dem Mund und warf sie nach mir. Dann verschwand er wieder in der Küche. Ich wollte gerne gehen, aber davor musste ich ihm noch etwas sagen. Ich nahm mir ein Stück Kohle, das in dem Grill unserer Nachbarn lag, und kniete mich auf den steinernen Boden vor unserer Haustüre. Dort schrieb ich folgende Nachricht:
Hallo Grey,
Ich wollte dir nur kurz mitteilen, dass ich keinesfalls traurig oder wütend bin, dass du mich rausgeschmissen hast. Ich bin einfach nur froh, dich nicht mehr ertragen zu müssen. Dir nie wieder in deine roten, labbrigen Augen schauen zu müssen unter denen dir deine Augenringe bis zu den Knien hängen, dich nie wieder riechen und hören zu müssen. Ich bin es unendlich leid von dir behandelt zu werden, als wäre ich eine nervige Mücke. Glaub ja nicht, ich komme wieder. Falls du dich fragst, wieso du plötzlich kein Kind mehr hast, dann kann ich dir nur eins sagen: Du hattest nie eins. Erinnere dich doch mal an die Vatertagskarte, die ich dir vor einigen Jahren geschenkt habe. Damals, as ich dachte, du würdest mich doch wenigstens ein bisschen liebhaben. Ich habe dort die Bedeutung von Vater definiert, weil ich dachte, es würde dir vielleicht helfen, einer zu sein. Du hast die Karte nie gelesen. Du hast einen Apfel darauf geschält und sie mitsamt der Schalen in den Müll geschmissen.
Auf Nimmerwiedersehen,
Lennox
Ich legte die Kohle wieder in den Grill und machte mich auf den Weg ins Ungewisse. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte, woher ich etwas zu Essen bekam, wo ich die nächsten Nächte übernachten konnte und ob es irgendjemand merken wird, wenn ich nicht mehr zur Schule ging. Voller Angst schlenderte ich über die Straßen der Stadt und versuchte, nicht zu weinen. Ich war kein ängstlicher Typ und besaß das Talent, meine Gefühle gut für mich behalten zu können, aber das hier war selbst für jemanden wie mich zu viel.

Plötzlich erschrak ich bis in Mark und Bein, denn ein nasser Tropfen fiel auf meinem Arm. Kurz darauf noch einer. Es war, als durchlief meinen Körper bei jedem Tropfen ein Stromschlag. Erschrocken riss ich die Augen auf. Jetzt fing es auch noch an zu regnen! Ich durfte auf keinen Fall nass werden, denn Wasser machte mich krank. Auch wenn mein Vater mir das nicht glaubte – ich war mir sicher, dass die Ursache meines ständigen Fiebers das Wasser ist. Doch nun war ich dem dem Regen schutzlos ausgeliefert. Allem ausgeliefert. Ich mochte mein vorheriges Zuhause wirklich nicht besonders, aber jetzt hätte ich alles dafür gegeben, mich in meinem Zimmer verkriechen zu können. Ich hätte mich sogar auf die Couch neben meinen Vater gesetzt! Heftig schüttelte ich den Kopf. Es half nichts sich weitere Gedanken darüber zu machen, was wohl wäre, wenn ich das Bier nicht versteckt hätte, denn jetzt musste ich erst einmal ein Dach über dem Kopf finden. Der Regen wurde immer stärker und mit jedem einzelnen Tropfen, der auf mich fiel, vergrößerte sich meine Angst. Ich begann zu rennen.

Lennox Scorpio - unter den SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt