Lennox Scorpio - unter den Sternen

Kapitel 2

Der Regen
Heftig prasselten die Regentropfen auf das Glasdach der Bushaltestelle. Es klang aufdringlich, angsteinflößend als wollten sie den einzigen Schutz den ich vor dem Regen hatte zertrümmern. Ich war froh, dass ich diesen Wasserfesten Unterschlupf gefunden hatte ehe mich der Regen durchnässen konnte. Ich hatte lediglich ein paar Tropfen abbekommen, aber längst nicht so viele, dass ich davon krank werden konnte. Ich wusste nicht, wie lange ich hier bleiben konnte aber fürs erste fühlte ich mich sicher hier. Ich strich mit den Fingern über das grüne Metall meines Stuhles. Inzwischen war mir kalt geworden und ich umschlung meine Beine mit den Armen. Ich wartete. Ich wusste nicht worauf, denn mir fehlte das Ziel vor Augen. Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich hier nicht bleiben konnte. Ich brauchte einen anderen Unterschlupf, vor allem deshalb weil sich schon ein älter Herr auf meinen Schoß gesetzt hatte. Manchmal war meine Unsichtbarkeit schon eine Last. Genau als ich das dachte, kam mir ein Gedanke, wie ich vielleicht doch einen Vorteil aus ihr ziehen konnte. Ich wollte, sobald es aufgehört hatte zu regnen, nochmal nach Hause gehen um ein paar Sachen zu holen. Dabei musste ich aufpassen, nicht entdeckt zu werden aber das Risiko nahm ich gerne in Kauf, denn ich brauchte unbedingt meine Gitarre. Nicht nur, weil ich mir erhoffte durch Straßenmusik etwas Geld zu verdienen, sondern auch weil sie mir eine kleine Auszeit bot. Eine Auszeit von der Welt. Aber es hörte nicht auf zu Regnen. Im Gegenteil, der Regen wurde immer stärker, bis das Wasser gradezu das Dach hinunterlief. Ich zog meine Beine enger an den Körper, in der Hoffnung keinen einzigen Spritzer abzubekommen. Es war inzwischen dunkel geworden und die sonst so viel befahrene Straße war so leer dass es fast schon unheimlich war. Irgendwann fielen mir die Lider zu und ich bemerkte gar nicht wie ich einschlief.