4.Kapitel

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Ella liegt jetzt schon seit 2 Stunden auf einer Liege, auf ihrer Terrasse. Als sie in den Garten ging, war die Terrasse noch vom hellen Sonnenlicht überzogen, doch jetzt ist sie schon längst von dunklen Schatten umhüllt. Die Sonne ist schon seit längerem hinter dem Hausdach verschwunden und von Ella's Position aus nicht mehr zu sehen. Durch der abwesenden Sonne ist auch die Temperatur um einige Grad gesunken. Auch der Rasenmäher, den sie vorhin noch gehört hatte, ist verstummt.

Jetzt liegt sie auf der Liege und starrt gedankenverloren in den Garten.
Vielleicht hätte ich doch mitfahren sollen
Dann hätte ich mir diesen Phantomanruf erspart.
Und ich wäre in einem schicken Hotel.
Mit Henrik
Beim Gedanken an ihren Mann fängt sie an zu grinsen.
Doch im selben Augenblick wird er wieder von der Vorstellung verdrängt heute Nacht alleine im großen Bett zu liegen.
Im großen Haus, in absoluter Dunkelheit.
Vollkommen alleine.
Ella schüttelt den Kopf um die negativen Gedanken zu vertreiben.
Ich gehe jetzt besser rein

Ella erhebt sich von ihrer Liege und streckt sich. Dabei stößt sie ein seltsames Stöhnen aus.
Sie guckt noch einmal kurz in den Garten, dann geht sie zurück ins Haus.
Eine erdrückende Stille umgibt sie, nachdem sie die Tür geschlossen hat.
Und was jetzt?

Normalerweise würde Ella jetzt schon für ihre Familie das Essen zubereiten. Elina würde vermutlich kurz vor dem Abendessen nach Hause kommen, Lucas würde sie schon vorher zum Essen rufen, nur damit er schon mal den Tisch decken kann. Ein altbewährter Elterntrick der nach Jahren imnernoch funktioniert. Und Henrik würde wohl wieder versuchen ihr beim kochen zu helfen, aber mehr als ein Versuch wird es nur selten.
Sein Kochtalent ist mehr als nur beschränkt.

Doch heute, und vermutlich auch die nächsten Tage, ist Ella alleine zuhause. Sie braucht für niemanden zu kochen, niemand hilft Ihr. Sie ist in ihrem großen Haus komplett alleine.
Dann brauch ich ja auch nicht zu kochen

Sie geht zum Holzschrank neben der Wintercouch, auf dem mehrere ältere Fotos von Elina und Lucas stehen. Die meisten wurden im Urlaub geschossen.
Sie kramt in einer Schubladen und holt die Speisekarte eines Italienischen Restaurants heraus.
Pizza oder Pasta
Sie geht die Speisekarte mehrmals durch und entscheidet sich dann für die Pizza quattro formaggi.
Es kann nie genug Käse geben

Eine halbe Stunde später klingelt es an ihrer Tür.
Als Ella die Haustür öffnet wird sie mit einem freundlichen "Buongiorno" vom Lieferanten begrüßt, was bisschen falsch wirkt, da er weder einen italienischen Akzent hat, noch auch nur ansatzweise italienisch aussieht.
Ist vermutlich das einzige italienische Wort in seinem Wortschatz
Lächelnd antwortet sie mit einem "Danke", was mindestens genauso fehl am Platz wirkt.
Ebenfalls verwirrt von der Antwort, reicht der Lieferant ihr die Pizza.
,,11,90€ wären das dann ", sagt er.
Hätte ich mal mit PayPal bezahlt
Sie greift in die Ablage neben sich, um das Geld aus ihrem Portemonnaie zu nehmen.

Und greift ins Leere.
Verwirrt guckt sie auf die leere Ablage.
Hab ich nicht hier nach dem Arzttermin mein Portemonnaie abgelegt?
,,Einen Moment ",sagt sie zum Lieferanten und geht ins Wohnzimmer.
Auf dem Esstisch liegt nur Henriks Handy. Auch auf dem Wohnzimmertisch ist ihr Portemonnaie nicht zu finden.
Auf dem Weg vom Wohnzimmer in den Flur, erblickt Sie dann plötzlich doch ihr Portemonnaie.
Sie würde vermutlich laut auflachen, wenn die Situation nicht so verwirrend wäre.
Sie ist sich ziemlich sicher, dass sie ihr Portemonnaie auf die Ablage im Flur gelegt hat. Und dennoch liegt es jetzt dort, wo es vor ihrem Arzttermin lag.
Auf der Kaffeemaschine.

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