17.Kapitel

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Ella schreckt beim Geräusch zusammen.
Waren das grad Schritte?
Sie ist sich ganz sicher, ein knirschendes Geräusch aus dem Flur gehört zu haben.
Sie lauscht angespannt.
Es bleibt still und eine bleischwere Ruhe legt sich auf ihre Ohren.
Sie hält die Luft an und presst ihren Körper dicht an die Wand, während ihr Herz wie verrückt schlägt.
Ihre verschwitzten Finger verkrampfen sich, als sie ihren Griff um den Schürhaken verstärkt.
Nur mit aller Kraft, kann sie einen entsetzten Aufschrei unterdrücken als sie ihren Namen hört.

,,Frau Lundberg, sind Sie da?", ruft Lennart ins Stille Haus.
Erneut kommt keine Antwort.
Setz das Paket einfach ab und geh wieder.
Stattdessen schiebt er die Haustür hinter sich langsam ran.
Ohne die Nebengeräusche von draußen, wirkt die Stille noch beklemmender und erdrückender.
Vor ihm befindet sich ein Durchgang, vermutlich ins Wohnzimmer. Direkt links daneben führt eine Treppe vermutlich in den Keller. Die Treppe ins Obergeschoss ist aus seinem Blickfeld nicht einsehbar und von der Wand verdeckt.
Schlagartig stellen sich seine Nackenhaare auf als ein leises Knacken von einer der oberen Treppen kommt.
Jetzt geh endlich!
Hier läuft irgendwas ganz falsch.

Vor Schreck hätte sie fast den Schürhaken fallen gelassen, als sie seine Stimme hörte.
Wie er ihren Namen ruft.
,,Ella wo bist duuuu", ertönt schon wieder die Stimme des Fremden.
Es kommt von der Nähe der Eingangstür.
Von ihren Blickwinkel aus, kann sie ihn nicht sehen.
Und andersrum hoffentlich genauso.
,,Ohhhh El-la wir sind mit unserer Behandlung noch nicht fertig. Elllllaaaaa",
Ein eiskalter Schauer läuft ihr über den Rücken, als er ihren Namen freudig in die Länge zieht, als würde er seinen Hund rufen.
,,Ich werde dich fiiiiinden",

,,Frau Lundberg ich hab ein Paket für Sie, sind Sie da?", ruft er erneut, doch wieder hört er nur den Schall seiner Stimme.
Lennart geht weiter Richtung Treppe. Noch immer kann er nicht um die Ecke schauen.
,,Ich brauche eine Unterschrift von Ihnen, sonst muss ich das Paket wieder mitnehmen",
Jetzt geh endlich!

Er kommt immer näher zu ihr. Seine schweren Schuhe knirschen auf den Boden, durch den Kies, den er von draußen mit rein getragen hat.
,,Mit deinem Kiefer sind wir vielleicht fertig, aber da sind noch viiiele weitere Knochen, die ich bearbeiten muss", sein Monolog endet mit einem erfreuten glucksen.
Ella geht zwei weitere Stufen runter.
Die Treppe knackt unter ihr.
Im selben Augenblick hört das knirschen der Schuhe auf.
Er scheint auf das Knacken der Treppe zu horchen.
Ella hält die Luft an, um jedes mögliche Geräusch zu vermeiden.
,,Wir werden noch viel Spaß haben",
Vorsichtig geht Ella noch eine Stufe hinab.

,,Frau Lundberg, letzte Warnung ,sonst gehe ich jetzt und sie müssen ihr Paket selbst abholen", ruft Lennart ein letztes mal.
Wieso warte ich überhaupt so lange?
Ich will Feierabend machen.
Er geht einen weiteren Schritt Richtung Treppe.
Erst jetzt fällt ihm auf, dass rechts neben ihn ein Spiegel hängt.
Sein Gehirn braucht zu lange, um das zu verarbeiten, was er dort sieht.

Sie geht noch eine Stufe runter.
Vorletzte Stufe.
Sie fühlt ihren Puls pochen bis in ihre Ohren. Ihre Lungen schreien nach Luft, doch sie wagt es nicht zu atmen.
Jedes Geräusch könnte ihre Position verraten.
Dann kann sie seine Schuhspitze im Augenwinkel erkennen.
Sie stärkt den Griff um ihren Schürhaken.
Du hast nur eine Chance.
Sie holt weit aus.

Als Lennart die dunkle Gestalt im Spiegel sieht, bleibt sein Herz fast stehen.
Er sieht kurz etwas in ihrer Hand aufblitzen, doch ihm bleibt keine Zeit zu reagieren.
Er kann nur erkennen wie Ella Lundberg ihr Gesicht zu einer grässlichen Fratze verzieht, und mit einem langen Gegenstand weit ausholt.
Danach stürzt er in unendliche Dunkelheit.

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