Nyctophilia ✶ Regeln der Hölle

Kapitel 4 - Ein Funken Hoffnung

Man könnte sich wohl Fragen, wie es kommt, dass dort wo Markus gelandet war, moderne, wenn auch heruntergekommene und zerstörte Häuser, Bahnschienen und so Dinge wie Neonschilder zu finden waren, wenn die Hölle, als Abbild der Welt der Lebenden, ja nicht erst seit kurzem existiert. Nun das ist ein spannendes System und ein beinah noch größerer Geniestreich als die Erschaffung der Hölle selbst, denn es ist vorausschauend, wenn nicht sogar wissend. Als die Hölle erschaffen wurde, wohl von Göttern oder etwas Ähnlichem, gab es noch kaum Menschen und somit Platz zur Genüge. Nun ist es aber so, dass weitsichtig ein System eingeführt wurde, welches alle 100 Jahre eine komplett neue Hölle erschaffen sollte, als jeweilige aktuelle Kopie der Welt der Lebenden und um dafür zu sorgen, dass die Höllen nicht überfüllt, gar überflutet werden würden. Das klingt nicht nur, nein, es ist unglaublich human. Wäre ich ein Gott und hätte die Hölle erschaffen, um die bösen Seelen der Verstorbenen weg zu sperren, hätte ich sie sich bis zum Himmel stapeln lassen. Gut, wer einmal die sogenannten Aasgruben besucht hat, der weiß das die Hölle auch Seiten hat, die so schlimm sind, wie man sich erzählt. Eine andere Vermutung für diesen Akt der Barmherzigkeit ist, dass der Himmel und die Hölle in irgendeiner Form zusammenhängen und wenn die Hölle überlastet wird, auch der Himmel darunter leidet. Ich glaube allerdings nicht das dem so ist. Leider ist der Himmel ein Mysterium, über welches ich vergleichsweise kaum etwas weiß. Ich vermute jedoch, dass der Himmel keine Kopie, keine Nachbildung ist und dass das System mit den 100 Jahren dort auch anders funktioniert, denn in den Himmel, fahren viel mehr Seelen und trotzdem muss es ein ganz wunderbarer Ort sein.

Das Reisen in eine andere Höllenzeit Da über die Jahrtausende, einige neue Höllen entstanden waren, ist es nicht verwunderlich, dass sich bald die Ersten fragten, ob man diese anderen Höllen nicht irgendwie erreichen könne. In der Hölle gibt es einige Artefakte, welche unteranderem mit verschiedenen Funktionen der Hölle verknüpft sind. So auch die sogenannte Kerbenwand. Die Kerbenwand, eine endloslange Mauer, die sich ursprünglich gut versteckt, aber mittlerweile für jedermann, Tourismus bedingt, erreichbar, tief unten in einem Meer steht, kann genutzt werden, um in ein anderes Jahrhundert der Hölle zu reisen. Dies ist jedoch nicht ganz so einfach, denn auch in der Hölle ist dieses Meer noch mit Wasser gefüllt und selbst wenn man die Mauer erreicht, so gibt es keine großartige Beschriftung, die den Vorgang erklärt, nur den abertausenden Kerben, welche jede für sich für eine bisher entstandene Hölle stehen. Mittlerweile wurde ein regelrechtes Geschäft daraus gemacht, die Toten, welche die Hölle wechseln wollten, für einen hohen Preis, gezahlt in Kraft, auf ihre Reise zu geleiten und zu führen. Es heißt übrigens, dass sich in den Höllen, die beinah schon vor der Zeit der Menschen existierten, die an Kraft Reichgewordenen und Mächtigen zur Ruhe setzten und dort in einer von Zerstörung und Schmutz verschonten, ruhigen Welt leben.

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Die Stille war gebrochen. Panisch blickte Markus der blutspukenden Frau entgegen und hoffte das sich ihre Wunden bald schließen würden. Stattdessen jedoch wurde ihre Haut zuweilen bleicher und es bildeten sich schwarzgelbe Punkte, erst auf ihrem Hals, dann überall auf ihrem Körper und in ihrem Gesicht. Mit traurigem Blick und wissend, was sie erwarten würde, begann sie innerlich, metaphorisch sowie auch im wörtlichen Sinne zu brennen. All dies passierte innerhalb weniger Sekunden. Der Schuss, ihre sich wandelnde und verfärbende Haut - die auf bizarre Art und Weise, herkömmlichem Zeitungspapier ähnelte, dass man in den Kamin auf offenes Feuer geworfen hatte und welches sich nach und nach von diesem in Beschlag nehmen, durchbohren und zerstäuben ließ - bis hin zu dem Punkt an dem sie, das Augenlicht verlierend, ihre Finger in ihre Wange bohrte und sich mit einer reißenden Bewegung, versehentlich, oder vielleicht gar absichtlich, den Kopf von den Schultern riss, woraufhin der Verbrennungsprozess stoppt und ihr mittlerweile instabil gewordener Körper in Blut, Fleisch und Gedärm, zu Boden platschte.