Kapitel 5 - Ein Auf und Ab

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Erschaffer [Architekt; Konstrukteur; Entwickler] sind jene Menschen, die in ihrem Leben eine große Begabung für das Entwickeln, Herstellen und Konstruieren von Dingen hatten. Wenn ein Erschaffer genug Kraft besitzt, ist er in der Lage diese zu nutzen, um bspw. einen Gegenstand aus dem nichts zu erschaffen und dessen Funktionen durch integrierte, abgegebene Kraft in Gang zu setzen. Hierbei ist es möglich der Kraft einen Fluss zu verleihen und sie somit als Alternativ-Energie für Wasser- oder Stromkraft einzusetzen. Die Dienste von Erschaffern werden in der Hölle gern in Anspruch genommen, da sich manche Menschen nach ihrem Tod ungern von bestimmten Gegenständen und dazugehörigen Gewohnheiten trennen wollen. So ist es zum Beispiel möglich in der Hölle ein Handy, oder ein Auto zu besitzen, oder eine bestimmte Lichtquelle nachzuahmen. Die begabtesten Erschaffer, sollen dazu in der Lage sein, Leben in Form von Pflanzen oder kleinen Tieren zu kreieren.

Weiter geht's mit der Geschichte:

Erneut fiel Markus durch eine ungewisse Leere, ohne zu wissen was ihn als Nächstes erwarten würde, doch von der Hoffnung begleitet, dass kein Ausgangspunkt so schlimm sein könne wie das soeben verlassene Schlachtfeld. Das Portal hatte sich in der Ferne geschlossen, doch nun spürte Markus ein neues Licht, dass sich ihm von hinten näherte. Bevor er versuchen konnte sich umzudrehen, durchglitt er das zweite, erlösende Portal. Er stürzte in eine spiegelverkehrte Welt, in welcher alles Kopf zu stehen schien, bis er begriff, dass er selbst es war, der auf dem Kopf stand. Das Portal hatte sich über einem Fußboden gebildet und ihn in die Luft geschleudert, doch dank der hohen Decke, bremste ihn die Schwerkraft stark genug, dass er nicht beim Aufprall zermatschte, sondern unter moderaten Schmerzen, wieder Richtung Boden fiel. Das Portal begann sich unter ihm zu schließen und würde hoffentlich schnell genug damit fertig sein, als dass er es noch einmal berühren würde. Markus hob, immer noch durch die Luft gleitend, den Kopf und sah sich, wenn auch nur kurz, etwas im Raum um. Die Wände waren mit Mustern, Runen und Pentagrammen bemalt und verteilt auf sicher 200 Quadratmetern Fläche - gefolgt von blendenden Glasscheiben, die man unmöglich als Fenster, oder LED-Wand identifizieren konnte - standen gut ein Dutzend mutmaßliche Möbel, welche von weißen Tüchern bedeckt waren. Kurz bevor Markus der nun wieder ein gewisses Tempo erreicht hatte, auf den Boden aufschlug, klammerte sein Blick sich an ein aus der Masse herausstechendes schwarzes, modernes Sofa. Alles an und im Raum wirkte irgendwie modern, allein die Bauweise und die Beschaffenheit des Bodens und der Wände, doch dieses Sofa, dass aussah wie aus einer Ikea-Werbung für höllisch guten Liegekomfort, in diesem kräftigen, dunklen Farbton, verziert mit dieser bildschönen Frau ... Platsch. Da war der Boden, der Aufprall und da war ein weiterer Schmerz. Das Portal, welches gerade noch die Größe einer Erbse gehabt hatte, hatte Markus seinen Arm durchdrungen. Irgendwo in der Leere musste jetzt ein bleistiftgroßes Gewebestück umherwandern. Ein Stück, das ihm fehlte, jedoch so wie es aussah keinen Knochen innehatte. Würde es diesmal Blut geben? Ja. Diesmal blutete auch er wie ein Schwein, doch bevor er sich das Ganze genauer anschauen konnte, wickelte sich ein weißes Tuch um seinen Kopf. Markus erkannte den nahenden Umriss einer Person, doch schien sich das Tuch, welches sich immer mehr spannte und straffer wurde, von selbst zu bewegen. Jetzt wickelte es sich auch um seinen Oberkörper und stoppte mit dem Erreichen seiner Arme die Blutung, wenn der Schmerz auch anhielt. Wegen der - durch den sich zu verdichten scheinenden Stoff - immer schlechter werdenden Sicht, versuchte Markus den Raum in seiner Erinnerung zu rekonstruieren. Wände, Tücher, Fenster, ... diese Frau. Hatte sie ihn gesehen. Seine Gedanken zeigten starke, erneut primitive Tendenzen, so dass sich Markus bald nur noch angestrengt an ihr Gesicht zu erinnern versuchte. Ihr Gesicht und ihren Körper, dessen lange nackte Beine zwischen kurzen weißen Socken und einem schwarzverzierten Slip, thronten. Die simple weiße Bluse und ihr dunkles, schulterlanges Haar. Markus hinterfragte es nicht als er plötzlich wieder zu schweben begann und sich kurz darauf in einer aufrechten Sitzposition wiederfand. Er war müde. Ob es in der Hölle wohl möglich war zu schlafen? Auf jeden Fall hatten ihn die Vorkommnisse der letzten Stunden in höchstem Maße gefordert und er war physisch, aber vor allem psychisch weit über seine Grenzen gegangen. So weit, das ihm mittlerweile alles egal zu seien schien, auch wenn die Angst vor dem Tod, oder dem was ihn hier unten stattdessen erwarten würde, immer noch unterbewusst an ihm nagte.

Nyctophilia ✶ Regeln der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt