Kapitel 12 - Mutter

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Wo wir schon bei tragischen Rückblicken sind, wie war wohl das Leben von Isabell und Fiona?

Sie und Markus, waren noch immer unterwegs und daran würde sich noch einige Stunden nichts ändern, also machen wir einen Sprung in die Welt der Lebenden. Nein, nicht in die Vergangenheit, das brauchen wir gar nicht. Folgende Situation. Trister Raum, ein Wrack von einer Frau, ein Polizist, oder so etwas in der Art. Sie sitzen sich schweigend gegenüber, ... dies ist nicht das erste Mal. Er beginnt zu reden: "Nun, Frau Lymandt, zuerst einmal ist es wohl angebracht sich zu entschuldigen. Wir haben Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass die Geschichte, die sie uns erzählt haben - so unglaublich sie auch klingt - weder reiner Fiktion entstammt noch auf vertauschte Tatsachen nach einem Schockzustand zurückzuführen ist. Nach der zuerst unklaren Herkunft ihrer Adoptivtochter Isabelle, hat sich etwas ergeben das Licht in die Sache gebracht hat. Wir haben einen Mann festgenommen, der wie es scheint für dutzende Morde an international bekannten Wissenschaftlern innerhalb der letzten 3 Jahre verantwortlich ist." Margarete, oder wie der Polizist sie nannte >Frau Lymandt<, wendete sich teilnahmslos ab, worauf der Polizist kurz stockte, dann jedoch fortfuhr: "Hören sie, ich muss ihnen diese Informationen nicht geben, genau genommen darf ich es gar nicht. ... Aber ich habe in den letzten Monaten intensiv an diesem Fall gearbeitet und ich habe selbst eine Tochter." Unverständnis. Nichts als Heuchelei, vorzugeben nachempfinden zu können, ... zu wissen, wie es ihr ging. "Was glauben sie?" Unterbrach Margarete den Polizisten, der nicht damit gerechnet hatte. "Liebt ihre Tochter ihren Vater, genauso sehr, wie ihre Mutter?" Er wusste nicht wie er diese Frage zu deuten hatte, ob sie ernst, oder gar beleidigend gemeint war. Die Antwort wäre in jedem Fall dieselbe. "Sie hat nur mich." Sagte er ernst. Margarete wusste, wie wichtig ihm seine Tochter, jedoch auch, wie wichtig ihm dieser Job war und was er bereit wäre zu opfern. Sie würde ihn nicht belehren können, jedoch musste sie es versuchen, um zumindest ein Leben zu retten: "Dann suchen sie sich einen sicheren Job. Das Böse in dieser Welt ist wie ein Krebsgeschwür, mit dem man nicht in Berührung kommen darf, ausser man will das alle um einen herum darunter leiden. Ein Geschwür, das sich bekämpfen lässt, aber immer einen Weg findet zurückzukommen und Stück für Stück deine Organe befällt, bis du nicht mehr kannst und letztendlich daran verreckst." Der Polizist dachte nicht daran sich ihre Worte zu Herzen zu nehmen. Für ihn waren dies Ermittlungsarbeiten und vor ihm saß eine gebrochene Frau, welche ihre Familie verloren hatte. "Ihr Verlust tut mir leid. ... Bitte, bevor ich fortfahre, würde ich gern ihre Version der Geschichte noch einmal hören um abzugleichen wie klar sie in ihrer Erinnerung sind und ob ihre Berichte mit all unseren Erkenntnissen weitergehend übereinstimmen." Es ist nicht leicht von jemandem zu erzählen den man verloren hat, doch weckt es auch schöne Erinnerungen. Margarete war es mittlerweile egal ob sie der Polizei half, dafür war bereits zu viel Zeit vergangen. Wenn sie nicht reden gewollt hätte, hätte sie geschwiegen. "Na gut, wenn sie mir schonmal zuhören." Sie holte tief Luft. "Mein Mann und ich spendeten hin und wieder Geld an dieses Kinderheim das drei Häuser weiter in unserer Straße stand ... und wir wurden auch zu einigen Veranstaltungen eingeladen, natürlich irgendwo in der Hoffnung, dass wir uns doch noch entscheiden würden ein Kind zu adoptieren, jetzt wo Fiona bereits in die Schule kam. Auf jeden Fall war ein Musiker mit einer Gitarre da und die Kinder spielten auf Trommeln und so. Sogenannte Percussions-Instrumente wie uns erzählt wurde. ... Das ich das noch weiß." Sie fasste sich an den Kopf und seufzte. Ihre Augen begannen zu flimmern. "Fiona war an dem Tag nicht dabei gewesen. Sie übernachtete bei einer Freundin und dann war da dieses Mädchen. Sie war neu, dunkle Haare, ungefähr Fionas Alter und wirklich hübsch. Und sie wirkte sehr erwachsen. Ich weiß nicht irgendwie hatte mich die kleine Maus verzaubert und nach einigen Überlegungen und Gesprächen mit meinem Mann, beschlossen wir sie bei uns aufzunehmen." Es tropften erste Tränen auf den hellgrauen Holztisch. Vom Thema ablenkend, um nicht mitfühlend sein zu müssen, wechselte der Polizist zum hinterfragen der für ihn wichtigen Informationen: "Hat man ihnen irgendwelche Unterlagen zu ihr mitgegeben? Gab es Hinweise auf ihre Herkunft?" Es funktionierte. Margarete hielt inne und begann nachzudenken. "Man sagte uns, man hätte sie direkt an der Grenze gefunden, ihr Name war in ihren Pullover eingestickt gewesen, aber sie erinnerte sich an nichts. Also an gar nichts bevor man sie fand. Trotzdem, warum auch immer, entfloh sie der örtlichen Polizei und trampte fast drei Tage lang von Stadt zu Stadt. Stellen sie sich das mal vor, ein kleines Mädchen. Dann kam sie in das Kinderheim." Skeptisch schaute der Polizist in seine Notizen. "Mit ihrem Namen ließ sich nichts anfangen?" Margarete schüttelte den Kopf. "Das Internet war gerade erst im kommen und ehrlich gesagt haben wir uns keine großen Gedanken darum gemacht." Auf seiner Zunge kauend, suchte er nach weiteren Anhaltspunkten. "Sie sagten Isabelle war begabt, talentiert?" Er schaute auf. Vielleicht war dies eine gute Frage, gab sie der trauernden Mutter die Chance von den Stärken ihrer Tochter zu erzählen. "Ja, sie lernte unglaublich schnell, konnte sich alles merken, wenn sie was können wollte, dann ... machte sie es einfach.

Nyctophilia ✶ Regeln der HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt