❅~ Kapitel 10 ~❅

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Ein letztes mal atmete ich tief durch, nahm meinen ganzen Mut zusammen und schloss die Augen, ehe ich die Spitze endlich erreichte und den kalten Wind auf meiner Haut spüren konnte. Langsam öffnete ich die Augen und all die Aufregung steigerte sich auf sein Maximum. Doch mein ganzer Körper zuckte zusammen unter dem extremen Schreck und all die Hoffnung verblasste zu nichts. All die Aufregung verschwand vollkommen und Verwirrung wie auch Schock machte sich in meinem Körper breit.

Dort waren keine schönen Landschaften, grünen Wiesen, andere Pokémon, keine Wälder ohne Schnee oder Sternblumen, die in der Nacht die Wälder mit Glühwürmchen füllen würden. Es war nichts von dem dort. Mit hängenden Ohren brachte ich keine Wörter heraus und blickte in die unendlich scheinende weiße Leere. //Warum ist es leer hinter diesem Berg...? Das ergibt keinen Sinn...// "Warum...?", meine Stimme klang leer und ich traute mich nicht überhaupt einmal zu blinzeln. Ich war zu verwirrt von all dem. Was war dies nur für ein Ort hier?

"Sonzai...", eine bekannte Stimme flüsterte hinter mir meinem Namen und langsam schaute ich hinter mich, meine Augen mit Schock gefüllt. Shinu stand nur hinter mir und lächelte traurig, ehe sie sprach: "Du hast es geschafft." "Was habe ich geschafft...?", fragte ich flüsternd und voller Trauer. Ich hatte nichts geschafft. All das war für nichts. Wo bin ich überhaupt? Seufzend kam das Evoli näher zu mir und blickte mich mit ihren blauen Augen eindringlich an. "Du hast die Wahrheit gefunden.", antwortete das kleine Evoli und ich war noch verwirrter als vorher. Das ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist Nichts? "Was ist das hier..?", brauchte ich leise heraus, während ich da stand und das Evoli nur von oben herab ansah. "Sonzai. Hör mir jetzt genau zu. All das hier ist nicht das Leben das du kennst. Hier das ist nicht die Welt, in die du hinein geboren wurdest. Dies hier ist der Ort wo du hingekommen bist, nachdem du die Welt der Lebenden verlassen hast. Du bist tot, Sonzai", flüsterte Shinu mit hängenden Ohren und ich bekam einfach vor Schock Tränen in den Augen. //Ich bin tot...? Warum...? Ich versteh das alles nicht// "Das hier ist das Afterlife, ein Ort wo Pokémon hinkommen, um ihre Trauma zu besiegen, um friedlich ins Jenseits verschwinden zu können. Ich bin dein Engel, derjenige der dich durch diese Welt geführt hat und immer über dich gewacht hat. Aus diesem Grund fühlst du dich auch so wohl bei mir. Ich habe dich immer beschützt und dir Geborgenheit gebracht." //Ist das der Grund wieso sie nie geatmet hat, der Sturm völlig irrelevant war und Fußspuren nie erzeugt wurden durch ihre Pfoten...?// "Wer bist du...?", fragte ich völlig überfordert mit der Information. "Wer ich bin, dass hast du entschieden. Ich habe keine feste Form oder Namen gehabt. Aber du hast mir eine Form und einen Namen gegeben. Für dich bin ich dein perfekter Engel, in Form und Farbe.", antwortete das Evoli aufmunternd lächelnd und Tränen kullerten einfach über meine Wangen. "Wieso erinnere ich mich nicht an mein Vorleben, wenn dies alles stimmen soll?", schluchzte ich hervor und Shinu kuschelte sich langsam in mein Fell, wobei mich alles wie ein Schlag traf. All die Erinnerungen kamen wieder zurück.

Ich erinnerte mich daran wie oft ich diesen Weg schon bestritten hatte, wie oft die Befallenen mich schon besiegt hatten und zurück zu Anfang brachten. Ich verstand alles auf einmal. All meine Fragen konnten beantwortet werden. Ich musste mein Trauma aus dem Leben besiegen und dies hatte ich nun nach so vielen Versuchen endlich geschafft. Ich hatte es geschafft mein Trauma zu besiegen und stand nun endlich vor dem Tor zum Frieden. Dem Frieden, nach dem ich all die Zeit schon gierte. Das Jenseits war schon immer mein Ziel gewesen, von Anfang an. Und Shinu hatte mir die ganze Zeit geholfen. Der ganze Ort war eine Kulisse; stellte meine Art dar, wie ich mein Trauma am besten besiegen konnte und ich hatte es geschafft. In dieser so kalten zeitlosen Welt, wo der Winter und das gefrorene Wasser herrschte. Wo Schneestürme mir zeigten, dass aufgeben keine Möglichkeit war und Kämpfen immer die beste Option darstellte. Ich konnte nicht aufgeben, da ich es schaffen musste. Es gab keinen anderen Weg. Meine Seele gierte nach ewigen Frieden. All die Zeit schon, doch meine Erinnerungen blieben immer wieder verschleiert, um mich zu schützen.

All die Befallenen Pokémon waren ein Resultat meines Traumas, weswegen sie auch immer wieder danach bettelten, dass ich mich ihnen endlich stellte und sie erlösen sollte. Sie wollten endlich, so wie ich, ihre Ruhe finden, auch wenn ihre Existenz nur von kurzer Dauer war.

Langsam öffnete ich die Tränen verschleierten Augen wieder und stand vor Shinu, die jedoch jetzt gleich groß war. Sofort merkte ich, dass ich ein kleines braunes Evoli war und fing an noch stärker zu weinen. All die Erinnerungen prasselten nur auf mich hinein, all der Schmerz kehrte zurück und all die Antworten taten nur noch weh. Shinu kuschelte sich nur fest an mich und brachte mir etwas Ruhe, doch trotzdem schmerzte es alles. Ich erinnere mich an meine Träume hier im Afterlife, all dies waren Erinnerungen, die Schatten auf dem See waren Einbildung und zeigten vergessene Erinnerungen, dass verlassene Pokemondorf war meines in dessen ich mit meinen zwei Geschwistern glücklich lebte.

Ich erinnerte mich wieder daran, wie ich mit ihnen zusammen so viel schönes erlebte. Sei es im Winter im Schnee spielen, im Herbst Blätter im Wind jagen, im Frühling über Blumenwiesen rennen und im Sommer im großen See baden gehen. In dem See in welchem ich ertrunken war. Ich erinnerte mich wieder daran, wie uns im Winter eine Horde von Eispokémon angriffen und unser ganzes Dorf auslöschten, während sie immer wieder Teufel riefen. Auch damals verstand ich nicht, weswegen sie uns Teufel nannten. Doch mein Bruder, meine Schwester und ich schafften es zu entkommen, wobei meine Schwester durch den Anführer der Horde, einem Glaziola, ins Eis einbrach und ich hinein sprang, um sie zu retten. Genau dieses Glaziola hatte ich vor kurzem in einen Fluss geschleudert, somit hatte ich es geschafft meinen Mörder zu besiegen.

Ich hatte es wohl auch geschafft meine Schwester zu retten, doch selber ertrank ich und wurde von der Kälte mit gezogen, weswegen ich wohl hier im Afterlife ein Glaziola war, um die extreme Kälte des ewigen Winters besser ertragen zu können. All die Befallenen waren die Soldaten, die damals mein Dorf ausgelöscht hatten und auch sie hatte ich geschafft zu besiegen. Immer mehr verstand ich alles. Aus dem Grund, dass ich hier ich schon tot war, konnte ich auch nicht schwer verletzt werden, weswegen ich Stürze überlebte, die mir alle Knochen zertrümmert hätten, und nicht ertrunken wäre, wäre ich zu lange unterm Eis geblieben. Alles machte so viel Sinn und schluchzend öffnete ich die Augen wieder, während ich meinen eigenen Körper betrachtete. Ich war wieder ich und Shinu schaute mich lächelnd an.

"Ich bin stolz auf dich, Sonzai. Wir können nun endlich Frieden finden, lass mich dich ins Jenseits führen und wir schließen endlich deine Geschichte ab, damit diese ewig hier im Afterlife ruhen kann", sprach das Evoli vor mir und leicht unsicher und trotzdem bereit von all dem Abschied zu nehmen, nickte ich und sah in die strahlenden und freudigen Augen meines Engels. "Dann komm!", rief dieser und Shinu sprang ohne Scheu in die weiße Leere hinterm Berg, doch schwebte nur, statt zu fallen. Leicht schmunzelnd sah sie in mein geschocktes Gesicht und rief dann: "Du kannst nicht fallen! Na komm jetzt! Sie alle warten schon auf uns!" "Wer wartet auf uns?", rief ich und zögerte erst beim Sprung, überwand mich dann aber und schwebte so wie Shinu in der weißen Leere, wobei ich ihr sofort folgte. "Die anderen Geister und Engel im Jenseits! Wie werden nie wieder allein sein!", antwortete Shinu und ich erkannte auch in ihren Augen Tränen. "Nie wieder allein sein?", flüsterte ich geschockt und fing an wieder vor Freude zu weinen. Ich hatte es endlich geschafft. Endlich hörte dieser Albtraum auf und ich konnte von all dem Abschied nehmen. //Es tut mir leid, meine lieben Geschwister. Irgendwann werden wir uns bestimmt Wiedersehen und ich werde euch alles von meiner Reise erzählen. Das verspreche ich.// Voller Aufregung und Freude rannte ich immer weiter Shinu nach, immer mehr in das weiße Nicht, dabei die eisige Landschaft immer mehr hinter mir lassend. Bis sie vollkommen verschwunden war und mich die Leere einholte und wie in eine warme weiche Decke wickelte.

//Auf Wiedersehen, Leben. Vielleicht begegnen wir uns nochmal, aber nun heißt es Abschied nehmen. Und den Frieden begrüßen// Endlich hatte ich meine Antworten, meine Wahrheit und meinen Frieden. Zusammen mit meinem Engel Shinu, dem ich über alles dankbar war. Auf Wiedersehen, du wunderschöne Welt.

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• Hallo alle zusammen!

• Endlich sind wir am Ende dieser Geschichte angekommen, die das Leben im letzten Abschnitt von Sonzai zeigt. Dieser Plotwist schien für mich extrem unvorhersehbar und ich möchte euch nach abschließendem Feedback zur kompletten Geschichte fragen. Hättet ihr so etwas erwartet? Und hat es euch gefallen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!

• Danke nochmal fürs lesen dieser kleinen Geschichte und wir sehen uns dann in der nächsten wieder!

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