Kapitel 11

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Am nächsten Tag haben wir in der Schule unsere erste Stunde in dem Fach "Kreatives Schreiben". Ich weiß wirklich nicht, was auf mich zukommt. Ich schreibe gerne. Eigentlich alles. Briefe, Geschichten, Gedichte.

Wir stehen vor dem Kursraum, als ich bemerke, wer auch da ist. Logan. Das macht mich irgendwie glücklich und zufrieden, obwohl ich es früher auf keinen Fall wollte. Jetzt kann ich mir gar nicht mehr vorstellen nicht mit ihm in einem Kurs zu sein.

In der Stunde geht es um Körperteile. Wir müssen ein Gedicht über Körperteile schreiben. Erstmal keine Vorgaben, abgesehen davon, dass es mindestens drei Körperteile sein müssen. Jeder soll sich einen Partner suchen, dessen Gedicht er letzte Endes lesen und Feedback geben soll.

"Hey, Stella! Lass uns zusammen machen!", ruft Elle aus der hintersten Reihe.

Ich nicke ihr zu und meine Augen wandern zu ihm rüber. Er steht dort und unterhält sich mit Gabe.

"Keine Ahnung. Ich habe grade gefragt, aber sie meinte, dass sie dann noch einmal meinen ganzen Stundenplan überdenken müssen.", höre ich ihn sagen, "Ich will in meinen Sport Leistungskurs, Mann!"

Er lacht und fährt sich durch sein Haar.

"Das war wahrscheinlich nur ein Fehler von denen. Die können dich nicht einmal die Woche statt in deinen besten Kurs in irgendeinen anderen Kurs schicken.", sagt Gabe und fuchtelt mit seinen Händen in der Luft herum.

"Ruhe jetzt! Ich bitte euch, euch nachher noch einen Titel für das Gedicht eures Partners auszusuchen.", sagt sie dann.

Logan geht zu Ms. Carter rüber, um sie wahrscheinlich zu fragen, was er jetzt machen soll, da er ja eigentlich nicht in diesen Kurs gehört.

"Setz dich einfach hin und mach Hausaufgaben oder so. Das klärt sich bestimmt. Du kannst ja gleich auch noch ein bisschen zuhören, wenn du willst. Tut mir wirklich Leid wegen deinem Kurs.", höre ich sie sagen.

Ich glaube, sie mag ihn. Er scheint ihr ziemlich sympathisch zu sein, aber wem ist er das denn nicht?

Er geht zurück an seinen Platz und tut dabei seine Hände in die Hosentasche. Hände. Ich könnte etwas über Hände schreiben. Ich sehe nach oben, um sein Gesicht beobachten zu können. Augen. Ich könnte auch etwas über Augen schreiben! Und seinen Mund. Münder sind besonders. Man kann viel über sie schreiben. Sie sprechen und man kann über ihre Worte schreiben und wie sie aussehen, wenn sie dies tun. Und wie gerne man diesen Mund nur küssen würde.

Also fange ich an zu schreiben.

Ich brauche nicht lange, da mein Kopf sofort mit Hunderten von Ideen bombardiert wird.

Als ich fertig bin, lese ich es mir noch ein paar Mal durch.


Ich sehe braune Augen.

Wunderschöne, braune Augen.

Sie durchdringen mich

und diesmal nicht nur mein Gesicht

Ich spüre sie tief in meinem Herzen

Und nur durch die Worte dieses Menschen

vergesse ich meine Schmerzen


Der Mund, der diese Worte sagt

und niemals mit seinen Worten versagt

ist mit vollen Lippen gesegnet

und ich will sie küssen

doch bis jetzt hatte ich es verleugnet

und trotzdem werde ich es weiterhin müssen


One life in a year GERMAN EDITION/ written by Nicole BrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt