Tränen fließen meine Wangen hinunter. Ich schluchze. Ich vermisse sie. So sehr. Ich seufze und stehe auf, nachdem ich über eine Stunde geweint habe. Es ist zwar noch nicht spät, aber weinen macht müde. Ich gehe gleich schlafen. Logan müsste noch beim Training sein und ich möchte sowieso mit niemandem reden. Meine Gefühle sind so ein riesiges Durcheinander.
Den Rest schaue ich mir später an. Der Brief war fürs erste genug. Außerdem muss ich ganz dringend noch meine Hausaufgaben erledigen.
Ich gehe nach Hause und klingele an der Tür, weil ich den Schlüssel vergessen habe. Zu meiner Überraschung wird sie von Elle geöffnet.
"Hey! Was machst du den hier?", frage ich und nehme sie in den Arm. Eine Party ist eigentlich nirgends zu sehen...
"Hey, Gabe ist hergekommen. Ich dachte, ich komme mit, um dich zu sehen.", sagt sie.
"Skylar und ihre Eltern sind zum Abendessen draußen.", fügt sie leise hinzu.
Ich weiß nicht, ob ich "Hallo" sagen soll oder nicht. Das letzte Mal schienen sie mich nicht besonders zu mögen... aber sonst würde es doch sehr unhöflich kommen, oder? Ich glaube ich gehe einfach hin. Vielleicht kam es mir das letzte Mal ja nur so vor.
Plötzlich kommt Gabe auf uns zu: "Stellaaa!"
Er nimmt mich so fest in den Arm, dass ich glaube, dass er mich gleich zerdrückt.
"Du hast doch bestimmt Lust, mich Mathe abschreiben zu lassen, oder?", fragt er dann grinsend.
Ich seufze.
"Ich hab's selbst noch nicht. Ich kann's dir morgen aber airdroppen, okay?"
"Aber morgen früh! Ich kann mir keine weitere sechs leisten!"
Ich nicke und lache.
Eigentlich kann ich mir Logan und Skylar jetzt wirklich nicht geben, aber ich gehe ja nur kurz raus.
Die beiden Familien sitzen am Tisch.
"Guten Abend.", sage ich und lächele freundlich.
Skylars Eltern murmeln nur leise: "Abend."
Okay, es ist mir definitiv nicht nur so vorgekommen.
"Hey, alles gut?", fragt Lyla, neben welcher ich stehe, und nimmt meine Hand.
Ich nicke und presse die Lippen aufeinander, als ich sehe, dass sie einen blauen Fleck am Arm hat.
Wieso scheint diese Familie so perfekt zu sein, obwohl hier so etwas passiert?
Lyla bemerkt, dass ich ihren Arm anstarre.
"Ach, hab mich nur grade gestoßen.", sagt sie.
Ich nicke langsam.
"Hast du Hunger?", fragt sie dann.
Nein. Mir ist der Appetit vergangen, seitdem Elsa weg ist. Außerdem sind in den Nudeln viel zu viele Kalorien.
Es fängt wieder an. Die Magersucht. Wie nach Papas Tod.
"Sicher nicht?", fragt Logan woraufhin Skylar ihm einen bösen Blick zuwirft.
Ich schüttele den Kopf.
"Ich muss sowieso noch ganz viele Hausaufgaben machen und habe wirklich keinen Hunger. Aber danke der Nachfrage."
Ich seufze (vielleicht etwas zu laut) und gehe in mein Zimmer. Dort starre ich einfach in die Leere und denke an nichts. Wirklich nichts.
Als ich wieder auf die Uhr schaue, ist eine Stunde vergangen. Nur einige Sekunden später höre ich jemanden von unten "Stella? Besuch für dich.", rufen.
Ich runzele die Stirn.
Wer das wohl sein könnte?
Ich gehe nach unten zur Tür und davor steht Liam.
"Hey.", begrüßt er mich und nimmt mich in den Arm.
"Hey.", entgegne ich.
"Ich wollte fragen, ob alles gut ist. Hättest du Lust spazieren zu gehen und ein bisschen zu quatschen?"
Ich nicke und will grade nach draußen gehen, um Bescheid zu sagen, jedoch bemerke ich plötzlich, dass Logan hinter mir steht und sich räuspert.
"Kannst du kurz Bescheid sagen, dass ich mit Liam raus gehe? Nur für zirka eine Stunde?"
Ohne ein weiteres Wort geht er wieder nach draußen.
Liam sieht mich fragend an und ich zucke nur mit den Schultern.
Als ich meine Schlüssel in meine Hosentasche gepackt habe, gehe ich raus und schließe die Tür hinter mir.
"Stella, ich meine es ernst. Lass die Finger von dem Typen."
Irgendwie macht mich die Art, wie er über Logan spricht ziemlich sauer.
"Ach, du hast doch keine Ahnung!", zische ich.
"Doch Stella, die habe ich. Ich glaube ich muss dir etwas erzählen."
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One life in a year GERMAN EDITION/ written by Nicole Brown
RomanceStella zieht für ein ganzes Jahr zu einer reichen Familie nach Oakland, obwohl sie es eigentlich nicht will.Doch sie tut es für ihre Schwester.Ihre sterbende Schwester.Sie weiß nicht, wie lange sie noch lebt und vielleicht verschwindet ihr Krebs wie...