Kapitel 18

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Ob es eine gute Idee war hierher zu kommen weiß ich nicht, aber vielleicht benötige ich ja ein bisschen Ablenkung.

Als wir die Schule betreten, wird mir ganz schlecht und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss. Das letzte mal als wir hier waren, schien alles so normal zu sein. Es gab Elsa noch und ich habe auch keinen einzigen Gedanken an sie und ihre Krankheit verschwendet. Ich kann mir einfach nicht erklären, wie das so schnell gehen konnte. Und wie überhaupt? Ihre Werte haben sich doch verbessert.

Niemand hier weiß von Elsas Tod. Und das soll auch so bleiben. Auch Elle soll nichts davon wissen. Ich will nicht, dass irgendjemand davon weiß. Ich will kein Mitleid.

Der Unterricht vergeht wie Stunden. Ich beteilige mich kein einziges Mal und nicht einmal kreatives Schreiben macht heute Spaß.

Logan gehe ich den ganzen Tag aus dem Weg, da ich immer noch Angst vor Skylar habe, was mir ziemlich schwer fällt, nachdem was am Wachende und heute bNacht zwischen uns passiert ist.

In der Mittagspause sage ich kein Wort und beachte niemandem um mich herum.

"Sag mal, Stella, ist eigentlich alles gut bei dir?", fragt mich Elle plötzlich und reißt mich aus meinen Gedanken.

"Was? Mhm. Ja, schon."

"Hey.", höre ich eine Stimme sagen.

Mein Gott, ich will jetzt nicht reden!

Doch schon nach einigen Millisekunden bemerke ich, dass es Liams Stimme ist.

Ich sehe auf.

"Tut mir leid, was mit Elsa passiert ist.", sagt er.

Mist! Das sollte keiner wissen! Erst mein Geburtstag und dann das hier, Liam!

"Schon gut."

Nichts ist gut.

"Was ist mit deiner Schwester passiert?", fragt Lilly.

"Sie... sie ist... sie ist tot."

Ich habe das Gefühl, ich musste dieser Worte auskotzen. Und mir ist immer noch schlecht.

Ich wollte keinem davon erzählen, weil es sonst nur noch wahrer wird und weil ich kein Mitleid wollte.

Diese bemitleidenden Blicke der Leute um mich herum töten mich regelrecht. 

"Willst  du reden?", fragt er dann.

"Nein.", antwortet Logan strikt für mich.

Ich sehe ihm mit gerunzelter Stirn in die Augen.

Ich nicke trotzdem und stehe auf. Plötzlich fangen Lilly, Emma und Elle an "Jealousy" von Olivia Rodrigo zu singen.

"Jealousy, Jealousy..."

Ich schüttele lachend den Kopf, obwohl ich das eigentlich überhaupt nicht lustig finde.

Ich möchte wirklich kein en neuen Konflikt heute mit Skylar anfangen.

"Woher weißt du davon?", frage ich Liam, als wir etwas weiter von allen entfernt sind.

"Deine Mutter hat uns zu ihrer Beerdigung eingeladen.", erklärt er, "Kommst du auch?"

Ich schüttele den Kopf.

"Ich bleibe hier. Meine Mom weiß, dass das nicht gut für mich wäre. Ich weiß auch, dass Elsa es ebenfalls nicht gewollt hätte."

Ich beiße mir auf die rechte Unterlippe. Rede ich mir das nur ein oder hat mein Unterbewusstsein Recht?

Er nickt nur stumm.

"Meine Mom wollte heute mit dir sprechen. Hättest du nach der Schule Zeit?", fragt er dann.

"Ja, klar. Gerne."

Ich habe ja sowieso nichts besseres zu tun als zu weinen.


One life in a year GERMAN EDITION/ written by Nicole BrownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt