4 - Wahrheit

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Kapitel 4 - Wahrheit

J U L I A N

Aufgewühlt schaue ich in die braunen Augen von Kai, welche so viele Gefühle ausstrahlen. Doch am meisten zerbricht mein Herz bei dem Anblick seiner Tränen, die er zurück hält. 

Was ist nur so schlimm, dass Kai mir nicht in die Augen schauen kann und sich von mir abwendet?

Ich könnte diesen Sonnenschein doch niemals hassen. Dafür liebe ich ihn auch zu sehr, nur sagen kann ich es ihm nicht. Und jetzt geht es erst mal darum, dass ich ihn beruhigt bekomme. Sanft streichel ich seine Wange und spüre, wie er sich leicht der Bewegung zuneigt und sich entspannt. Was mich leicht schmunzeln lässt.

Es bereitet mir so viele Sorgen den Jüngeren so aufgelöst zu sehen, ohne zu wissen warum und wie ich ihm helfen kann. Die letzten Tage habe ich mir so viele Gedanken und Vorwürfe gemacht, was ich falsch gemacht haben könnte. Ich hatte Angst, dass Kai mich sofort wieder raus schmeißen würde und nichts mehr mit mir zutun haben möchte. Allerdings deutet seine Reaktion auf etwas anderes an, dass ich noch nicht verstehen kann. 

Aber eins ist sicher - den Kontakt hat er nur ungerne abgebrochen und er hat selber darunter gelitten. Das reicht mir zu wissen, dass ich ihm doch nicht egal bin, wie ich befürchtet habe.

,,Na komm, erzähl schon. Ich verurteile dich für gar nichts, versprochen."

Ich beobachte, wie er seinen Mund öffnet und wieder schließt und seine Lippen anfangen zu zittern, als ihm die Tränen schlussendlich doch ausbrechen und er schnell vor sich hin stammelt.

,,E-es tut mir so leid. I-ich wollte wollte nicht schauen, das musst du mir glauben. Aber ich konnte nicht aufhören zu schauen. D-du hast dich selber angefasst und dein Bildschirm war noch an und i-ich konnte alles mit ansehen. Wirklich, ich wollte es doch ausschalten. Ich weiß nicht, was mit mir los war. E-es tut mir so leid. Fuck. 

A-aber es hat mich so erregt und ich bin selber davon hart geworden. U-und ich hab die Bilder nicht mehr aus meinem Kopf bekommen und schaffe es immer noch nicht. I-ich wollte an etwas anderes denken, aber es ging nicht. Nichts hat geholfen. U-und dann habe ich mir in der Dusche selbst einen runterholt und musste dabei an dich denken. Und das war nicht das einzige Mal... es tut mir so leid, wirklich. Bitte glaub mir. Aber ich konnte dir nicht mehr unter die Augen treten und hab mich so geschämt. Und gleichzeitig bin ich verwirrt von meinen Gefühlen...u-und... es tut mir so leid."

Während seiner Beichte hat er irgendwann sein Gesicht in den Händen vergraben und sich leicht von mir weg gedreht. Ich höre sein schluchzen und es bricht mir das Herz, meine Liebe so zu sehen. 

Kurz muss ich seine Worte erstmal verarbeiten. Er hat mich also beim mastubieren beobachtet. Dunkel kann ich mich erinnern, dass wir das letzte Mal online gespielt haben, als wir geredet haben. Und vom nächsten Tag an, hat Kai Abstand gesucht. Das zu realisieren schießt mir selber die Röte ins Gesicht, vor allem weil ich mich nur zu gut erinnern kann, auf was besser gesagt auf wen ich mir einen runter geholt habe. 

Und dann realisiere ich erst seine anderen Worte. Er ist selber erregt davon geworden und musste selber Hand anlegen, mit den Gedanken an mich. Und das nicht nur einmal. Zudem bekommt er die Bilder nicht mehr aus dem Kopf, das erklärt auch sein rotes Gesicht, als er mich vorhin angeschaut hat. Also hat er in dem Moment wieder an mich gedacht und... oh.

Verdammt, dass ist kein passender Moment, dass sich bei mir selber nun etwas regt.

Ich gebe mein bestes, dass unten alles ruhig bleibt während ich zu Kai gehe und ihn einfach in meine Arme ziehe. Denn da gehört er hin.

..Hey, alles ist gut, Kai. Beruhig dich. Shhh. Ich bin nicht sauer oder so etwas, wirklich nicht." Leise rede ich beruhigend auf ihn ein und ziehe ihn mit mir zum Sofa. Dort lasse ich mich fallen und ziehe ihn in meine Arme. Unsicher legt er seinen Kopf auf meiner Brust ab und sofort wird der Stoff dort nass. 

✔ Watching You || Bravertz Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt