Ist Liebe nun nicht nicht kompliziert, oder was?

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Ray las ein Buch.
Ja, das klang nicht sonderlich spektakulär, aber so was nun mal halt bei Ray. Er las ein Buch.
Was für ein Buch das war? Keine Ahnung.
Das werden wir auch nie erfahren, denn in dem Moment kam Emma auf ihn zugerannt, nahm das Buch aus seinen Händen, klappte es zu und verprügelte Ray damit.
»Rayyyy!«, brüllte Emma - ohne anscheinend zu merken, dass sie gerade Ray mit einen Buch verprügelte, »Ich verstehe es nicht!«
»Ich - Au- Würde - Au - Dir - Au- Gerne - Au - Helfen - Au - Aber - Au - Würdest - Au - Du - Au - Gefälligst - Au - Aufhören - Au - Mich - Au - Mit - Au - EINEN BUCH ZU VERPRÜGELN - Au!«, brüllte Ray zurück.
Erst jetzt verstand Emma, was sie da mit Ray machte und hörte sofort auf.
»Oh Gott! Es tut mir so leid, Ray! I-ich verarzte dich sofort. Es tut mir so leid, aber ich bin gerade so verwirrt, dass ich nicht mal merkte, dass ich dich verprügelt habe!«, entschuldigte sich Emma und rannte los um Pflaster für Ray zu besorgen.
»Merkste überhaupt noch was, du kabelverschmorrte Antenne ohne Empfang...«

Nachdem Emma Ray verarztete (sie klebte ein paar Pflaster ins Gesicht) gingen die beiden zu Emmas Schlafzimmer. Da um diese Uhrzeit die meisten Kinder draußen spielten, standen die beide nun alleine mitten im Zimmer vor Emmas Bett.
»Nun sag schon«, begann Ray zu sprechen und schmiss sich mit dem Rücken auf Emmas Bett, »Was verstehst du denn ni- JAAAAUUUUTSCH!«
»Ähm... Ray... Ich wollte dir gerade sagen, dass Phil, Thoma und Lannion gerne spitze Bauklötze auf meinen Bett raufschütten. Deshalb sollte man nicht so einfach auf meinen Bett raufspringen.«
»Meine Güte! Du hättest mich doch trotzdem warnen können, du Antennenbrot!«
»Wollte ich ja gerade, du Pflastergesicht, das alle als Brote bezeichnet!«
Ray seufzte.
»Jetzt sag schon. Was hast du denn nicht verstanden, damit du mich mit einen Buch verprügeln wolltest.«
Emma überlegte kurz und antwortete: »Gilda hatte letztens ein Buch gelesen, was sie als romantisch bezeichnete und davon schwärmte. Ich habe da kurz reingelesen und nicht verstanden, was man da als romantisch bezeichnen sollte.«
»Ernsthaft? Das war der Grund, warum du mich verprügelt hast?!«, unterbrach Ray sie gernevt.
»Nein, natürlich nicht! Ich war noch nicht fertig, du Sohn eines Toas-«
»PSSSSST!«, zischte Ray sie an, »Sonst beleidigst du wieder Mama! Nur ich darf sie so bezeichnen.«
»Aber ich hab doch nicht sie, sondern dich als Toast bezeich-«
»Emma! Gildas Buch! Schon vergessen?!«, lenkte Ray sie vom Thema ab.
»Ah! Ach ja!«, fiel es Emma wieder ein und erklärte weiter, »Naja... Ich hab Gilda dann gesagt, dass ich das mit den romantischen Teil nicht verstanden habe. Gilda meinte nur darauf ›So ist das nun mal halt in der Liebe. Das muss man doch wissen. Emma, weiß du denn nicht, wie das in der Liebe funktioniert?‹. Nachdem sie das sagte, habe ich darüber lange nachgedacht. Aber ich fand keine Antwort.«
Ray schaute zum Fenster.
»Das klang ja schon fast wie eine Beleidigung.«
»Nein, ich weiß ja, wie das Gilda meinte. Ich habe danach das Buch gelesen, obwohl es nach einer bestimmten Zeit langweilig wurde. Weil ich wegen der Langeweile immer noch keine Antwort fand, hab ich dich danach verprügelt.«
Ray starrte Emma mit einen Ja-sieht-man-Blick an und machte ein paar Pflaster ab.
Emma seufzte und ließ ihre Arme herumschlackern.
»Vermutlich hat Gilda einfach recht. Ich habe keine Ahnung und bin vermutlich einfach nur verrückt.«
Ray antwortete auf Emmas Seufzen auch mit einen Seufzen.
»Um was ging denn das Buch?«
»Um ein Liebespaar.«
»Ja, ach Ne! Das hätte ich auch noch gewusst! Ich meine eigentlich damit, was das Paar macht. Ging es um eine Literaturstudentin, die einfach nur in einen Geschäftsmann ala Mr. Reichi McReichReich verliebt ist?«
Emma schüttelte den Kopf.
»Nein. Um glitzernde Vampire, die bei Tageslicht zu einer Diskokugel mutieren.«
»Okay Emma, ich kann dich beruhigen«, seufzte Ray und musste gleichzeitig lächeln, »Du bist nicht verrückt oder dumm. Gilda hat einfach nur einen schlechten Buchgeschmack. Die ist bestimmt ein Fan vom Genre Chick Lit
Emma schaute ihn erleichtert an: »Danke, Ray. Du hast mir geholfen. Auf dich kann man verlassen.«
»Pssst!«, flüsterte Ray und legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen, »Drücke dich bei sowas bitte nicht so schwammig aus! So etwas darf Normi nicht hören, denn sonst versteht er das falsch.«
»Was darf ich nicht hören, denn sonst was verstehe ich dann falsch?«, fragte Norman, der hinter Ray stand und ihn genervt anstarrte.
»HIIAAAARGH!«, schrie Ray mit einen hohen Schrei und knallte vom Bett auf dem Boden, »Musstet du mich denn so sehr erschrecken?!«
Emma schaute Norman fragend an, ohne sich über sein plötzliches Auftreten zu wundern: »Oh, Hallo Norman. Hast du unser Gespräch nicht mitbekommen?«
»Nein, nicht wirklich«, antwortete er und ging zu Ray um ihm beim Aufstehen zu helfen.
»Irgendwann beherrscht dieser Trottel noch Telelportation...«, murmelte Ray vor sich hin.
Norman stellte sich lächelnd neben Emma und ignorierte Rays Gemurmel.
»Naja... Was ich eigentlich machen wollte...«, fing Norman an zu sprechen und streckte seine Arme weit auseinander.
»Emmaaa!«, sagte er mit einen Strahlen im Gesicht, »Meine Lieblingsemma! Komm, lass dich knuddeeeln!«
»Naja... Jetzt nicht unbedingt-«, fing sie an zu antworten, doch als Norman ihr näher kam erwiderte Emma seine Umarmung, indem sie Norman auch umarmte.
Warum nicht?, war ihr Gedanke, Dann umarme ich halt Norman. Stört mich ja nicht.
»Warum auf einmal in Knuddellaune?«, fragte Ray Norman mit verschränkten Armen.
»Weiß nicht «, war Normans Antwort, »Ich wollte einfach nur mal so Emma umarmen.«
Während Norman Emma weiter umarmte, strich Emma ihre rechte Hand an Normans Hinterkopf und schaute nachdenklich.
»Naja... Weißt du Norman...«, überlegt Emma laut und spielte gleichzeitig mit den Fingern an Normans Strähne herum, »Ray und ich sind am überlegen, wie ich das mit der Liebe nur verstehen soll?«
Norman löste langsam die Umarmung auf (obwohl er die natürlich zu fünfhunderttausend Prozent genossen hat) und schaute sie fragend an.
»Emma, wie meinst du denn das?«
»Ich-«
»Emma denkt, sie sei verrückt, weil sie beim Buchlesen das eine Buch von Gilda nicht romantisch fand«, unterbrach Ray Emma, indem er für sie antwortete.
Emma nickte nur.
Norman hingegen lächelte sie einfach nur an (was er ja eh die ganze Zeit tat) und sagte ermutigend zu ihr: »Ach, komm schon, Emma. Du weißt doch, dass jeder Romantik anders empfindet. Nur weil Gilda etwas romantisch findet, heißt das doch nicht, dass du das auch so empfinden musst. Liebe und Romantik sind ein persönliches Empfinden und was einzigartiges. Emma, bei so etwas bist du doch nicht verrückt. Du bist einfach nur was einzigartiges, Emma. Und das ist normal.«
Emma lächelte zurück.
»Danke, Norman. Ich glaube, du hast Recht. Ich sollte mir da nicht so einen Kopf darum machen.«
»Du bist du. Du bist Emma.«
Norman lächelte zurück.
Ray hingegen schaute emotionslos die beiden an.
»Wenn ich also mitten im Essenssaal mit einen Tutu herumtanze, Bücher um mich herumschmeiße und gleichzeitig diese RhabarberBarbaraBar-Geschichte erzähle, gelte ich also nicht als verrückt, sondern als einzigartig; weil ich Ray bin?«, kommentierte er das Geschehen.
»Mensch, Ray!«, meckerte Emma ihn an, »Musst du denn immer die Stimmung vermiesen?!«
»Ja.«
»Wie ich halt sagte«, sprach Norman weiter, »Einige Menschen finden auch Umarmungen romantisch. Oder auch einfach nur den Anblick eines Lächelns-«
»Boaaah! Ne Ey!«, nörgelte Ray und tat so, als würde er Zeige- und Mittelfinger im Rachen schieben, »Ich hab echt kein Bock noch mehr von diesem Gesülze zu hören! Da kriege ich ja gleich einen Brechreiz!«

Pommes Neverland [Fail Fiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt