Am Bahnhof verabschiedete ich mich von Leonie. Ich machte mich auf dem Weg zu Oma. Die letzten Wochen vergingen so schnell. Ich war damit beschäftigt Tante bei ihrem Umzug zu helfen. Es war anstrengend. Ich hatte ein paar Kilos verloren, worüber ich mich nicht beschweren konnte. Oma wird bestimmt austicken und mir wieder Fleisch auf den Rippen züchten.
Vor zwei Jahren hatte ich wegen meinem hohen Fieber ganze vier Kilogramm verloren. Als mich Oma so sah begann sie zu weinen und schimpfte die ganze Zeit, dass ich verhungern würde."Sag Oma noch nichts von meiner Schwangerschaft. Sie würde ausrasten, weil ich unehelich Schwanger bin."
Ohja. Sie würde die CSI auf Luke aufhetzen.
Ich stieg in den Zug und Leonie und die Stadt blieb hinter mir. Ich blickte noch einmal zurück. Ich wollte kein Gedanke mehr an ihn Verschwenden, trotzdem kam er mir in den Sinn.
Vor mir lagen sechs Stunden Zug Fahrt.
Nach zwei Stunden Fahrt wurde ich unruhig. Ich kann einfach nicht still sitzten. Ich stand auf und wollte mich ein bisschen umschauen. Ich war alleine in meiner Kabine. Ich lief zu den Toilette. Der Zug war voll. Kindergeschrei kam von überall. Das Klo war besetzt. Es gab nur eine Toilette. Dann hörte ich die Klospülung. Endlich war derjenige fertig. Dann öffnete er die Tür. Anfangs glaubte ich verrückt geworden zu sein. Er stand da mit seinen Eins Achtundsiebzig. In Jeans und Pullover. Sein Bart gepflegt wie immer. Sein Duft umhüllte mich. Seine Körperwärme berührte mich. Ich wollte ihn berühren, um sicher zu gehen, ob das wirklich passierte.
"Claris?"
Sein Pfefferminzbonbons-Atem.
"Amir?"
"Was für ein Zufall! Was machst du den hier?"
"Ich bin auf dem Weg zu meiner Oma. Aber das sollte ich eher dich fragen. Was hat ein reicher Mann mit einem Jaguar und einer Villa in Dubai hier zu suchen?"
Er musste lächeln. Wie sehr ich seine Schneeweißen Zähne vermisst hatte. Sie strahlten so. Seine dunkle Hautfarbe war der Grund. Wenn er meine Gedanken hören könnte. Er würde sich tot lachen.
"Ich mach mich auf dem Weg zu meiner Tante. Sie wohnt im Dorf. Sehr ungewöhnlich für unsere Familie, aber sie bevorzugt es im Dorf zu wohnen. Sie ist schon alt und will nichts mehr außer ihre Ruhe."
"Achso."
Ich hatte noch so viele Fragen. Warum er denn nicht mit seinem Auto zu ihr fuhr oder warum seine Tante nicht zurück nach Saudi-Arabien ging. Vorerst reicht mein dummes "Achso".
Er begleitete mich vor zu meiner Kabine.
"Also wenn du willst kannst du vor zu mir kommen. Ich bin alleine und es ist echt langweilig."
Hatte er mich das gerade Ernsthaft gefragt? In mir war ein Feuerwerk.
"Okay."
Ich wollte ihm einfach nicht zeigen, wie verrückt ich eigentlich nach ihm war.
"Also nur wenn du willst..."
"Ja. Mir ist auch langweilig."
Lieber hätte ich gesagt: Liebend gern! Ich würde sogar mit dir nach Dubai gehen oder nach Grönland, hauptsache du bist bei mir.
Das wäre wahrscheinlich ein Tick zu viel und er hätte Angst vor mir bekommen.
Wie schon geahnt. Buisness-Class. Sein Kabine war zwei mal so groß. Er hatte Drinks auf seinem Tisch und Snacks. Dann waren die Kabine auch noch dekoriert. So muss sichs Leben. Ich setzte mich hin, während er meinen Koffer verstaute.
Er setzte sich mir gegenüber. Wusste er eigentlich, dass ich gekündigt hatte?
"Wieso hast du gekündigt?" Am liebsten hätte ich jetzt laut gedacht.
"Ich brauch was Neues."
"Was hast du den vor?"
"Das wird sich schon herausstellen."
Amir kratzte sich am Kinn und blickte auf seine Schuhe. Er dachte nach. Es sah fast schon so aus, als würde ich ihm leid tun.
Er denkt bestimmt dass ich dumm bin. Einfach so zu kündigen ohne eine andere Stelle sicher zu haben.
"Hast du schon etwas gegessen? Es gibt Reis mit Curry."
"Nein. Ich hole mir das Schnitzel mit Pommes."
Amirs Blick sah wütend aus. Hab ich was falsches Gesagt?
"Ich bitte dich dann zurück zu deiner Kabine zu gehen. Ich dulde kein Schwein in meiner Nähe. Versteh mich nicht Falsch."
Ich war geschockt. Wie aus dem Nichts kam es aus ihm heraus geschossen.
"Es tut mir Leid. Es war respektlos dir gegenüber. Ich hab darauf nicht geachtet."
Sein Gesicht wurde wieder weich.
"Kein Problem."
Ich nahm auch Reis mit Curry. Ich wollte einfach bei ihm sein.
"Bismillahirrahmanirrahim." Sagte er und dann begann er zu essen.
"Was bedeutet das?"
Amir sah auf und lächelte.
"Du bist die Erste Christin in meinem Umfeld, die das gefragt hat. Dich scheint der Islam zu interessieren."
Mich interessiert alles was mit dir zu tun hat.
"Ja." Kam nur aus mir heraus.
"Nun wir Moslems sagen das nicht nur vor dem Essen, sondern fast vor allem. Vor dem Schlafen gehen, wenn wir ein Haus betreten, wenn wir beten etc. Wir machen all diese Dinge in Allahs Namen."
Ich bekam irgendwie eine Art Gänsehaut. Es hatte mich einfach berrührt. Wie sie alles Gott widmen.
"Bismillah....Bismillahir..." Stotterte ich.
Amir musste lachen.
"Du bist süß." Sagte er und seine Augen funkelten. Dann aß er weiter.
Ich kann mein Glück momentan gar nicht beschreiben...
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Amirs Wings
Teen FictionKlar doch. Mach ich. Kein Problem. Die drei häufigsten Sätze die Claris täglich in ihrem Leben verwendet. Abhängig von ihrem Chicken Wings Job an der Straßenecke und ihrer halb-kaputten Tante Leonie. Da darf man sich nicht viel erlauben. Man muss di...