Chap XV

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Einige Wochen später erholte sich meine Tochter von den Nachwirkungen der Chemotherapie. Zum ersten Mal seit ihrer Diagnose hatten mehrere Ärzte bezeugt, dass sie krebsfrei war, und endlich hatte sie die Glocke läuten dürfen. Einmal im Monat musste sie ab jetzt zur Nachkontrolle, später dann nur noch einmal im Halbjahr. Auch wenn Lara noch viel Zeit im Bett verbrachte, ging es ihr von Tag zu Tag besser und ich konnte mich auf den Kampf gegen Harrys Management konzentrieren.

Wenige Tage zuvor war er zurück nach London gefahren, damit niemand Verdacht schöpfen konnte. Noch am selben Nachmittag hatte ich seinem Management und seinem Plattenlabel jeweils eine Kopie des Albumentwurfs geschickt. Während Niall, Zayn und Liam sich um die Sammelklage und die Prozessvorbereitungen gekümmert hatten, waren Harry und ich so produktiv gewesen, dass wir genügend Songs für gleich zwei Alben geschrieben hatten. Ein Album war so, wie es das Management wollte, ein Album wurde nach Harrys Wünschen und Vorstellungen kreiert. 

Außerdem hatte ich endlich einen Termin beim Jugendamt, zu welchem ich auf dem Weg war. Auch Mo wollte kommen, um zu besprechen, wie es weitergehen sollte. In den vergangenen Wochen hatte er oft versucht, mich zu kontaktieren, doch ich war nicht darauf eingegangen. Ich hatte ihm lediglich regelmäßige Updates zukommen lassen, damit er zumindest ein wenig an Laras Leben teilhaben konnte. Der Termin war mir wirklich wichtig, weshalb ich überpünktlich war, was ich mir allerdings hätte sparen können, da Mo erst mit 15 Minuten Verspätung aufkreuzte. Nicht nur ich war davon genervt, auch der Mitarbeiterin des Jugendamts missfiel es merklich. "Tut mir leid, ich hatte den Verkehr in der Stadt nicht bedacht", redete er sich raus. "Du warst eben schon sehr lange nicht mehr hier in der Gegend. Davon abgesehen, dass du in einer deutlich größeren Stadt lebst und arbeitest", merkte ich an, was die einzige Frau im Raum ein wenig zum Schmunzeln brachte. "Na schön, jetzt sind wir ja alle da, also kommen wir direkt zum Punkt: es geht um das Sorgerecht Ihrer gemeinsamen Adoptivtochter", lenkte sie dann jedoch den Fokus um. "Genau, ich hätte gerne das alleinige Sorgerecht", erwiderte mein Ex-Freund daraufhin. "Bitte?!", fragte ich entsetzt. 

"Das wundert dich doch jetzt nicht wirklich oder? Du bist ein schlechter Vater, unsere Tochter hatte Krebs wegen dir. Als wäre das nicht schon schlimm genug, hast du völlig falsche Entscheidungen getroffen und somit den Krankheitsverlauf verlängert. Darüber hinaus hast du mich immer von ihr ferngehalten, besonders in den letzten Wochen", brachte er seine verlogenen Argumente an. "Ich bitte dich, eine Krankheit hat nun mal keinen rationalen Verlauf, das liegt nicht an meiner Erziehung! Immerhin war ich da für sie und habe mich nicht in meine Arbeit gestürzt, sodass ich keine Zeit mehr für anderes hatte. Ich habe Lara nicht von dir ferngehalten, du hast früher eben nur sehr unregelmäßig angerufen und warst selten Zuhause. Und ich wecke ganz bestimmt kein krankes Kind, das Probleme beim Einschlafen hat, auf, nur weil du dich dazu entscheidest, dass es gerade mal zeitlich passt, deine Familie für 5 Minuten anzurufen! In den letzten Wochen habe ich dir mehrmals die Woche Updates zukommen lassen, aber ich kann nichts dafür, dass Lara entgegen meiner Ratschläge nicht mit dir reden möchte. Im Gegenteil, ich habe von Anfang an versucht sie davon zu überzeugen, es doch zu tun, aber unsere Tochter ist sehr schlau und hat gemerkt, dass du mich verletzt hast, obwohl ich es vor ihr nicht gezeigt habe. Sie kennt mich genauso gut wie ich sie kenne. Du weißt doch kaum etwas über sie. Vor allem weißt du nicht, wie oft sie ihre Medikamente nicht nehmen wollte, weil sie dachte, du würdest wieder mehr zu mir nach Hause kommen, wenn sie stirbt. Also spiel hier jetzt nicht den Super-Daddy! Ich will das Beste für Lara und das solltest du auch wollen. Jetzt die Verbindung zu ihrer engsten Bezugsperson, alias mir, zu kappen, ist alles andere als sinnvoll. Ich bin bereit, mir das Sorgerecht zu teilen, sodass du unsere Tochter weiterhin sehen und bei wichtigen Entscheidungen mitreden kannst, aber nur wenn Lara das möchte. Zur Zeit würde ich sie zwingen müssen, sich mit dir zu treffen, und das ist nicht richtig", widersprach ich ihm.

"Ich werde meine Tochter zu mir holen, du verdienst sie nicht!", entgegnete mein Ex. "Lara ist doch keine Trophäe, die man sich mit einer guten Leistung verdienen kann! Ich weiß, dass du eingeschnappt bist, weil ich deine Spielchen nicht mehr mitmache, aber hier geht es um das Wohl eines kleinen Mädchens, UNSERES kleinen Mädchens, nicht um dein Ego!", schnaubte ich empört. "Okay, wie ich sehe werden wir das hier wohl nicht friedlich entscheiden können, zumindest nicht, wenn Sie beide bei Ihrer Meinung bleiben. Der Fall würde vor Gericht gehen. Natürlich müsste ich mir vorher ein Bild der Lebensumstände machen, aber ich kann jetzt schon sagen, dass Mr. Tomlinson eindeutig die besseren Chancen hat. Alleiniges Sorgerecht wird nur im absoluten Extremfall erteilt und bisher sehe ich keinen Anlass dazu. Vielleicht wäre es also doch die bessere Lösung, eine Einigung zu treffen, mit der beide Parteien einverstanden sind", schritt die Mitarbeiterin des Jugendamts in unsere Diskussion ein. "Auf gar keinen Fall! Ich werde das alleinige Sorgerecht bekommen, egal wie, da werden Sie staunen! Und dann werde ich dafür sorgen, dass das Balg dich bis ans Ende deiner Tage hassen wird, so wie du es verdienst", schrie Mo wütend und stürmte aus dem Raum.

"Ich muss mich für das Verhalten meines Ex-Freundes entschuldigen. Unsere Trennung ist noch nicht allzu lange her und obwohl wir schon länger keine richtige Beziehung mehr geführt haben, dazu hatten wir einfach viel zu wenig Kontakt, ist es eine große Umstellung für uns beide. Mein bester Freund hat mir schon öfter geraten, mich zu trennen, weil ich unglücklich war. Und obwohl die endgültige Entscheidung mehr oder weniger spontan gefallen ist, konnte ich mich darauf einstellen, im Gegensatz zu Mo", erklärte ich die Situation, für die ich an und für sich gar nichts konnte, aber für die ich mich dennoch zu tiefst schämte. "Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, das ist ja nicht Ihre Schuld. Er sollte sich nur bewusst sein, dass das alles zu seinem Nachteil ist. Auch ein Vertreter des Jugendamts wird vor Gericht aussagen müssen, in diesem Fall vermutlich ich selbst, und alles, was er hier sagt und macht kann für oder gegen ihn verwendet werden, zumal Gespräche bei kritischen Fällen aufgezeichnet werden dürfen, was ich in weiser Voraussicht nach den ersten paar Aussagen eingeleitet habe", beruhigte mich die junge Frau. "Wie auch immer, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre ehrliche Einschätzung. Ich hätte mir gewünscht, dass wir das leichter klären können, aber ich hätte es wissen sollen. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass er mich für die Krankheit unserer Tochter verantwortlich macht. Naja, wir sehen uns dann bestimmt bald wieder", verabschiedete ich mich. "Ja, sobald der Fall vor Gericht geht, muss ich mir ein Bild von Wohnungssituationen, Tagesabläufen, Finanzen und ähnlichem machen, aber das sehen wir dann, wenn es soweit ist", bekam ich erklärt, bevor wir uns die Hand schüttelten und ich das Gebäude verließ. Nun würde also ein zweiter Gerichtsprozess auf mich zukommen...

Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt