Noch am selben Tag hatte Lara die erste Therapiestunde. Ich begleitete sie während ich Harry und Zayn, welcher mittlerweile auch zu uns gestoßen war, mit Niall zu mir nach Hause schickte, damit sie an unserem Projekt weiterarbeiten konnten. Liam hatte sich angekündigt, um auch direkt vor Ort bei der Sichtung des Materials und der Organisation zu helfen. In den nächsten Tagen wollten der Lockenkopf und ich außerdem neue Songs schreiben. Zunächst solche, die wir seinem Management und dem Plattenlabel auf Nachfrage vorlegen konnten, um den Schein der Ruhe und Zufriedenheit zu wahren. Aber auch jene, die Harry wirklich veröffentlichen wollte, die ihm aus der Seele sprachen.
Eine Chemotherapie verlief nie schön, doch jedes Mal aufs Neue tat es mir im Herzen weh, mein kleines Mädchen so leiden zu sehen. Ich las ihr vor, erzählte ihr Witze und Geschichten, versuchte sie einfach so gut es eben ging abzulenken. Ein paar Mal brachte ich sie sogar zum Lachen oder Schmunzeln, doch kurze Zeit später erbrach sie sich und ich konnte lediglich ihre Haare zurückhalten und ihr beruhigend über die Schulter und den Rücken streicheln.
Bald darauf lag meine Tochter wieder in ihrem Krankenhausbett und schlief. Die Chemo war nicht nur ätzend, sondern auch verdammt anstrengend für beide von uns. In dieser Zeit der Ruhe versuchte ich immer wieder meinen Freund anzurufen, welcher sich nach geschlagenen 1 1/2 Stunden bei meinem neunten Anruf mit einem genervten "Was?!" meldete. Das konnte ja lustig werden. "Ich versuche seit Ewigkeiten, dich zu erreichen!", entgegnete ich vorwurfsvoll, "Deine Tochter liegt wieder im Krankenhaus und muss noch eine Chemo machen, ich dachte, das interessiert dich vielleicht wenigstens ein bisschen!" Nach so vielen Telefonaten dachte ich eigentlich, ich wäre auf alles vorbereitet, doch das, was dann kam, übertraf alles.
"Und deshalb unterbricht du mich bei meiner Arbeit? Das glaube ich jetzt ja wohl nicht! Du wolltest doch ausgerechnet dieses Balg, also darfst du jetzt auch weiterhin Krankenschwester spielen!", keifte er. "Das ist jetzt nicht dein Ernst?! DU lagst mir doch in den Ohren, wir müssten unbedingt ein Kind adoptieren, nachdem du einen Tanzkurs in einem Kinderheim gegeben hast! Und außerdem hast du dich damals genauso in Lara vernarrt wie ich! Du willst nur einfach keine Arbeit mit deiner Familie haben, aber Kinder bedeuten nun mal Arbeit, Sorgen und schlaflose Nächte! Trotzdem lassen sie einen mit einem einzigen glücklichen Lachen all das vergessen. Das wüsstest du, würdest du dich öfter mal für uns interessieren! Aber du stürzt dich ja lieber in deinen Job und vergisst, dass du eine Tochter und einen Freund hast!", erwiderte ich wütend. "Ich habe einen Freund? Seit wann das denn? Seit Lara da ist, bin ich bei dir doch komplett abgeschrieben! Dieses Mädchen drängt sich zwischen uns und du lässt es einfach zu!", bekam ich gesagt.
"Dieses Mädchen ist unsere Tochter! Sie stellt sich nicht zwischen uns, sie ist ein Teil unserer Familie! Der einzige, der Schuld an unserer Lage ist, bist ja wohl du! Wie oft versuche ich, dich zu erreichen? Wie oft frage ich dich, wann du endlich zu mir nach Hause kommst? Wie oft bin ich in der Vergangenheit zu dir gefahren, nur um dich wenigstens für ein paar Stunden zu sehen? Ich versuche so oft, unsere Beziehung zu retten, weil ich dich von ganzem Herzen liebe! Doch du arbeitest immer nur noch mehr und noch mehr, weil du keine Verantwortung tragen willst! Wir haben dich schon so lange nicht mehr gesehen, wir wissen doch schon gar nicht mehr, wie du eigentlich aussiehst! Niall hat recht, du bist ein Arschloch! Ein bis zwei Telefonate die Woche und ein Treffen im Monat, wenn überhaupt, ist doch keine funktionierende Beziehung! Wann hat es dich zuletzt interessiert, dass dein Freund sich immer öfter in den Schlaf weint? Oder dass deine Tochter ihre Tabletten manchmal nicht nehmen will, weil sie denkt, dass es besser wäre, wenn sie stirbt? Mo, sie gibt sich die Schuld daran, dass du so ein Idiot bist und nicht mehr nach Hause kommst! Sie will manchmal einfach nur sterben, weil sie denkt, dass du mich dann wieder liebst!", schrie ich kochend vor Wut.
"Sie...was...? Das...das wusste ich gar nicht...", stotterte mein Freund am anderen Ende. "Du weißt gar nichts, Mo! Du bist ja auch nie da! Du weißt nicht, wie es ist, deine Tochter in den Armen zu halten, während sie vor Schmerzen schreit und sich krümmt und windet. Du weißt nicht, wie es ist, ihre Haare zurückzuhalten, wenn sie sich durch die Chemo die Seele aus dem Leib kotzt. Du weißt nicht, wie viel Kraft es kostet, sie immer wieder davon zu überzeugen, dass sie ihre Medikamente nehmen muss und dass es nicht besser wäre, wenn sie stirbt. Du weißt nicht, wie es ist, hinterher weinend auf dem Boden zusammenzubrechen. Du weißt nicht, wie es ist, wenn sich dein Leben nur um die Menschen dreht, die dir wichtig sind. Du weißt nicht, wie es ist, Krankenpfleger, Koch, Tröster, Beschützer, Organisator...also schlichtweg Vater, aber eben auch eigenständiger Produzent gleichzeitig zu sein. Du weißt nicht, wie es ist, bei einem ehrlichen Lachen deiner Tochter sofort alles Leid zu vergessen. Du weißt nicht, wie es ist, zu spüren wie diese kleine Kreatur trotz Schmerzen entspannt genug ist, um in deinen Armen einzuschlafen, weil sie dir bedingungslos vertraut! Du weißt nicht, wie es ist, wenn dir warm ums Herz wird, weil deine Tochter dich stürmisch und fest umarmt. Du weißt nicht, wie es ist, wenn dein Bauch vor lauter lachen weh tut, weil deine Tochter einen lustigen Tanz vorführt oder ihr beim Backen eine Mehlschlacht veranstaltet. Du weißt nicht, wie friedlich es sich anfühlt, deiner Tochter abends vorzulesen oder ein Schlaflied zu singen, bis ihre Augen langsam zufallen und ihr Atmen regelmäßiger und ruhiger wird. Du weißt nicht, wie es ist, am Wochenende bei einem gemütlichen Filmabend jede Menge zu naschen und zu kuscheln. Du weißt nicht, wie es ist, eine Familie zu haben, und du weißt nicht mal, wer wir wirklich sind!", beendete ich meinen Vortrag.
" Louis, es tut mir...", setzte Mo an, doch ich wollte es nicht hören. "Deine Entschuldigungen kannst du dir sonst wo hinstecken! Seit mehreren Jahren hänge ich dir mit diesem Thema in den Ohren und es hat sich nichts, absolut gar nichts getan! Ich habe echt einfach keinen Bock mehr, mir ständig den Mund fusselig zu labern, wenn e ja doch nichts bringt! Wir haben uns zusammen als Team dafür entschieden, doch dann hast du mich, hast du uns im Stich gelassen! Mein bester Freund kennt unsere Tochter besser als du! Verdammt, sogar mein derzeitiger Klient kennt sie besser als du! Du bist Lara kein guter Vater, wohl eher gar keiner, und mir kein guter Freund! Du vernachlässigst uns total, alles dreht sich nur um deine Arbeit! Ich KANN das so nicht mehr, dazu habe ich nicht die Kraft! Ich WILL das so nicht mehr, denn auch ich habe meine Bedürfnisse! Ich brauche Aufmerksamkeit, Liebe und Zuneigung und vor allem Unterstützung! Ich will nicht mehr bloß der Dumme sein, der alles mit sich machen lässt! Ich bin kein Fußabtreter, sondern ein Mensch mit Gefühlen! Ich will geliebt und wertgeschätzt werden und nicht angefeindet und vernachlässigt! All diese Sorgen immer allein tragen zu müssen, hat mich kaputt gemacht, ich habe keine Kraft mehr, so weiterzumachen wie bisher! Die letzten Tage haben mir das mehr als deutlich vor Augen geführt, wie sehr hätte ich dich gebraucht, doch du warst nicht da... Du bist nie da... Laras Krankheit belastet mich schon genug, doch unsere Beziehung ist die Doppelbelastung dazu", unterbrach ich ihn. "Lou? Was soll das heißen?", fragte er geschockt.
"Es ist aus, Mo! Ich werde dir nicht den Kontakt zu Lara verweigern, falls du den überhaupt willst oder ihn dir zeitlich leisten kannst, aber ich kann und will diese Beziehung nicht mehr. Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich, doch es ist einfach nicht genug, um alles Schlechte in Kauf nehmen zu können!"
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Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry Stylinson
FanficHarry Styles, dem sein Ruf als partysüchtiger Herzensbrecher und Womanizer vorauseilt, wird von seinem Management in ein Tonstudio auf dem Land geschickt, um dort endlich neue Musik zu produzieren. Louis Tomlinson ist Produzent, Songwriter und Tourm...