Chap III

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Am nächsten Tag betrat ich widerwillig das Studio. "Guten Morgen", flötete mein Produzent. "Alter! Wie kann man nur so ein nerviger Zwerg sein? Wer kann um diese Uhrzeit schon so gute Laune haben? Du hast eindeutig zu wenig Probleme!", polterte ich ihm entgegen, weshalb sich sein Blick verdunkelte. "Du hast keine Ahnung von meinem Leben! Ich habe mehr als genug Probleme, aber ich verstehe die Kunst, trotzdem zu lachen! Ich kann meine Probleme sowieso nicht ändern, also sollte ich zumindest dafür sorgen, dass der Alltag so normal wie möglich ist!", knurrte Louis und ich erschrak. Ich hatte ihn noch nie so ernst erlebt. Alles Strahlen war aus seinen Augen verschwunden, er schien wirklich große Sorgen zu haben.

"Sorry, ich bin morgens noch unausstehlicher als sonst", entschuldigte ich mich reumütig, "Möchtest du darüber reden?"
"Nimm es mir nicht böse, aber ich glaube dafür bist du, der Held der Frauen, wirklich komplett ungeeignet", antwortete er mir zickig.

"Louis, ich bin nicht so... Die Medien hängen mir immer gleich eine Beziehung an... Selbst wenn wir eigentlich nur befreundet sind... Sie kennen das Wort Freundschaft nicht... Ich hatte eigentlich seit Jahren keine Beziehung mehr... Es gibt für mich nichts schlimmeres als dieses Image, aber das würdest du nicht verstehen. Ich bin anders, aber mein Management lässt mich das nicht zeigen", erklärte ich ihm.

"Oh! Das hatte ich wirklich nicht erwartet! Deshalb ist es dir auch egal, was bei der Studioarbeit herauskommt oder? Du willst nicht, dass sie sich an dir bereichern...", analysierte mein Produzent und ich nickte. "Ich habe dich unterschätzt und das tut mir leid... Meine Tochter hat Krebs...", gab er sich dann geschlagen. "Oh scheiße! Tut mir leid... Also warst du gestern bei ihr?", ließ ich mein Beileid verlauten.

"Ja. Als du kamst hat sie geschlafen und danach musste sie ihre Tabletten nehmen. Es ist nicht leicht, sie jeden Tag wieder davon zu überzeugen, dass sie sie braucht", erklärte er mir. "Und du hast vorher mit deiner Frau telefoniert?", hakte ich nach. "Nein", antwortete er. "Aber du meintest doch, dass du möchtest, dass deine Tochter in Ruhe schlafen muss und dass sie das genauso gut weiß wie du, obwohl sie selten Zuhause ist", erwiderte ich verwirrt. "War klar, dass DU das nicht verstehst... Es gibt auch andere Möglichkeiten" seufzte Louis. 

"Oh, bist du schwul?", fragte ich nun. "Ja und wenn du ein Problem damit ha...", fing er an, doch ich unterbrach ihn. "Hey, hey, hey! Komm runter, Kleiner! Ich habe nichts gegen Schwule! Ich habe mich früher selbst für sie eingesetzt, bevor mein Management das eingestellt hat. Homophobie ist scheiße...", beruhigte ich ihn.

"Mein Freund ist beruflich sehr viel unterwegs, weshalb alles an mir hängenbleibt. Er ruft vielleicht zwei- oder dreimal in der Woche an. Ich verstehe ihn ja, aber manchmal frage ich mich, ob er sich nicht doch etwas mehr Zeit für uns nehmen könnte... Versteh mich nicht falsch, ich liebe ihn unendlich und er liebt mich, aber im besten Fall sehen wir uns einmal im Monat und das ist schon wirklich gut", erzählte mein Produzent. "Tut mir leid das so sagen zu müssen, aber so funktioniert doch keine Beziehung und erst recht kein Familienleben! Es müssen immer beide ihr ganzes Herz darin verankern!", meinte ich mitfühlend. "Er liebt mich genauso sehr wie ich ihn! Halt dich einfach aus meiner Beziehung raus!", motzte er und seine Grobheit ließ mich zusammen zucken.

*Louis POV*

Wir waren doch glücklich oder etwa nicht? Wir liebten uns doch! ER liebte mich doch! Aber warum konnten mich die Worte eines quasi fremden Womanizers so sehr ins Wanken bringen? Wieso legte ich Wert auf die Aussagen eines im Prinzip komplett Unbekannten? Lag es an der Entfernung zwischen uns? Aber nein! Es war sicher nur der wenige Schlaf! Ich musste dringend früher ins Bett! Wie kam ich nur auf die Idee, dass wir uns nicht wahrhaftig und aufrichtig liebten?

"Louis?", holte Harry mich aus meinen Gedanken und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich schüttelte noch einmal den Kopf, um meine blödsinnigen Gedanken loszuwerden. "Lass uns endlich weiterarbeiten! Wir haben noch viel zu tun! Ich weiß, dass du deinem Management keinen Gefallen tun willst, aber wir finden schon eine Lösung, okay?", meinte ich dann motiviert und mein Gegenüber nickte. Danach arbeiteten wir schweigend weiter, bis Harry mir einen Songtext zeigte. "Aber der ist nicht gut... Den können wir unter keinen Umständen nehmen...", fügte er seufzend hinzu.

This is not really me
You're an angle not asking who I am
This is not really you
You look at me as if I'm something more
Well dream on...

"Das ist gut... Und traurig... Tut mir leid, dass du so über dich denkst... Aber es ist genau die Ehrlichkeit, die ich meine und die wir brauchen...", bewertete ich die Lyrics aufrichtig. "Vergiss ihn bitte einfach wieder... Es war ein Fehler... Modest würde niemals zulassen, dass ich sowas veröffentliche...", seufzte Harry. "Dann fragen wir sie eben einfach nicht...", lachte ich aufmunternd. "Du spinnst! Das bringt mir nur richtig Ärger! Ich dachte wirklich, du bist nicht wie all die anderen Produzenten! Aber dir geht es doch auch nur um das Geld! Was danach mit mir passiert, ist dir doch scheiß egal!", schrie der Lockenkopf wütend und verließ den Raum, nachdem er einmal mit seiner angespannten Faust gegen die Wand geschlagen hatte.

"Harry, warte! Das stimmt nicht! Ich habe nicht daran gedacht, was es für dich für Konsequenzen haben würde! Aber wir finden schon eine Lösung! Ohne, dass du großartig Schaden davon trägst! Ich will doch einfach nur nicht, dass du deine Gefühle weiterhin verstecken musst! Das sollte niemand müssen und ich merke, dass es dir ganz und gar nicht gut tut!", rief ich ihm hinterher.

Dann war es still bis ich ein Schleifen an den Steinmauern hörte. Danach drangen leise Schluchzer an meine Ohren, weshalb ich loslief, um den Grünäugigen zu suchen. Als ich um die Ecke bog, sah ich ihn zusammen gekauert auf dem Boden hocken.

"Ach Harry... Genau das meine ich... Ich weiß, dass du ein Herz hast... Es ist so riesengroß und ehrlich... Du solltest es nicht verstecken müssen... Das bringt dich nur zum Brechen... Du brichst immer weiter darunter zusammen... Ich möchte dich vor weiteren Schmerzen bewahren, weil ich weiß, wie sich die schlimmsten Schmerzen auf Erden anfühlen... Ich will nicht, dass du oder irgendjemand anderes diese jemals spüren muss!", versuchte ich ihn zu trösten.

"Hör doch auf zu Lügen! Als wäre das alles nicht schon schlimm genug! Musst du dich unbedingt in deiner Genugtuung wälzen, dass ich am Boden bin? Musst du weiter Salz in die Wunde geben? Ich bin doch eh allen egal! Es geht immer um Profit! Menschlichkeit ist heutzutage eine Schande, für die man sich schämen muss! Und du bist nur ein weiteres Arschloch!", schniefte der Sänger.

Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt