Chap VIII

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Und ja, tief in mir drin wusste ich, dass er im Grunde genommen recht hatte, aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Ich wollte nicht dass es so war, wollte die Probleme nicht sehen. Es sollte nicht so sein, dass Mo noch mehr arbeitete. Warum konnte nicht alles so bleiben wie es war?

Meine Beine begannen zu zittern und Tränen verschleierten meine Sicht, bevor der erste Schluchzer meinen Körper verließ und ich von meinem besten Freund in dessen Arme gezogen wurde. Immer mehr schwere Tränen kullerten über meine Wange und wurden von Nialls Shirt aufgefangen. Schweigend strich mir der Blauäugige über den Rücken, doch ich konnte mich nicht beruhigen, war noch immer bitterlich am Weinen.

Ich bemerkte nicht, wie sich Schritte näherten. Erst als ich Harrys Stimme hörte, zuckte ich zusammen. "Kommt ihr auch no... Oh, was ist denn hier los? Was ist passiert?", fragte er besorgt nach. Ich vergrub mein Gesicht noch mehr in Nialls Schulter, wenn das überhaupt möglich war. Ich wollte nicht, dass der Sänger mich in einem solch schwachen Moment sah. "Ich glaube, er fängt endlich an, sich einzugestehen, dass ich schon immer recht hatte... Aber ich kann ihn einfach nicht beruhigen...", antwortete mein bester Freund und klang dabei schon fast verzweifelt.

"Louis, was ist los?", hakte der Lockenkopf nach und legte mir eine Hand auf die Schulter, doch ich schüttelte nur den Kopf. Weiterhin strömten Tränen aus meinen Augen. Jetzt zog Harry mich zu sich und nahm mich in den Arm. Er summte eine leise Melodie, während er mich sanft hin und her wiegte. Tatsächlich wirkte das und schon nach kurzer Zeit wurden die Schluchzer immer weniger.

*Harry's POV*

Besorgt wippte ich von einem Fuß auf den anderen. Ich spürte, wie sich der dünne Körper in meinen Armen immer weniger verkrampfte und bemerkte, dass Niall erleichtert den Raum verließ, uns somit alleine ließ. "Willst du mir sagen, was passiert ist?", fragte ich ein weiteres Mal, doch wieder schüttelte der Braunhaarige nur den Kopf. "Bitte, Louis. Du hilfst mir so erbarmungslos, ohne selbst geholfen zu bekommen... Das sollte nicht so sein, du gehst daran kaputt. Und das möchte ich nicht riskieren! Ich weiß, ich bin nur ein emotionales Wrack, aber bitte rede mit mir!", meinte ich.

"Ich habe Angst", murmelte er nach einigen Augenblicken gegen meinen Brustkorb. "Wovor?", hakte ich weiter nach. "Angst davor, dass alles zerbricht... Davor, schwach zu sein und es nicht kontrollieren zu können... Vielleicht auch einfach Angst vor Veränderungen", seufzte der Kleinere.

"Hey, Lou, das haben wir alle manchmal. Und jeder hat mal schwache Momente. Das bedeutet aber nicht, schwach zu sein, im Gegenteil! Schwächen können uns so viel stärker machen! Auch Veränderungen können sehr viel Glück bringen. Es ist nicht einfach, aber alles im Leben hat seinen Sinn! Selbst wenn du ihn nicht direkt siehst, im Nachhinein wird alles klar! Und du hast Menschen an deiner Seite, die dein Bestes wollen! Sie würden dir immer helfen und dich immer unterstützen", versuchte ich ihm seine Ängste zu nehmen. "Danke, Harry... Das habe ich jetzt echt gebraucht", flüsterte der Blauäugige.

"Das ist doch selbstverständlich... Was war denn eigentlich genau los?", erwiderte ich noch immer ein bisschen besorgt. "Es ist nicht einfach. Ich hätte mir einfach ein bisschen mehr Unterstützung erhofft, jetzt meistens ganz auf mich alleine gestellt zu sein, ist echt schwer. Und der Krebs macht es nicht leichter, im Gegenteil. Wir haben uns zu zweit für die Verantwortung einer Familie, für die Verantwortung als Eltern entschieden. Ich meine, ich wusste, dass ich unter der Woche alleine sein würde, aber zu diesem Zeitpunkt war Mo noch jedes Wochenende hier, immer haben wir etwas unternommen. Ich habe mir immer solche Mühe gemacht, um ihm seine freie Zeit möglichst schön und entspannt zu gestalten. Und auch in den ersten zweieinhalb Jahren war noch alles gut, aber dann kam es immer öfter vor, dass ein Wochenende ausfiel. Noch war es nicht dramatisch, aber seit der Diagnose ist er mehr Wochenenden unterwegs als hier. Stück für Stück ist es immer mehr geworden und wir sehen uns immer seltener. Dafür gibt er sich immer extra Mühe, wenn er hier ist. Trotzdem wäre alles so viel einfacher, wenn ich nicht alles alleine entscheiden müsste", erklärte er und es beeindruckte mich, wie reflektiert er die Situation darstellen konnte, obwohl doch gerade seine kleine heile Welt zusammengebrochen war.

Ich nickte bestätigend und legte ihm eine Hand auf den Rücken, um ihn ein bisschen zu beruhigen. "Weist du, es ist keine leichte Entscheidung, welche Therapie die beste für Lara ist oder wann sie im Krankenhaus oder eben hier besser aufgehoben ist. Jeden Tag ist es ein Kampf, sie davon zu überzeugen, dass sie ihre Medikamente braucht. Manchmal macht sie sich für unsere jetzige Situation verantwortlich. Weil Mo immer mehr unterwegs ist und ich mir selbstverständlich mehr Sorgen mache. Sie denkt, wenn sie stirbt, ist es einfacher für uns, aber ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen! Es gibt keine wichtigere Person für mich!", erläuterte der Kleinere verzweifelt.

" Ich weiß, Lou, ich weiß", meinte ich und zog ihn erneut in meine Arme." Aber ihr seid stark, ihr werdet das schaffen! Und von Dingen, die einem nicht gut tun, sollte man sich trennen... Ich hoffe, das weißt du!"

Er lachte ganz leicht und als ich ihn fragend ansah, kicherte er noch ein bisschen mehr. "Und das sagst ausgerechnet du... Ist das nicht schon irgendwie ein wenig paradox?", meinte der Wuschelkopf schließlich schmunzelnd. "Weist du eigentlich, wie bewundernswert es ist, dass du in so einer beschissenen Situation trotz allem lachen kannst?", fragte ich lächelnd,woraufhin sich seine Wagen leicht rot färbten.

"Wir sollten wieder zu den anderen gehen, jetzt bist du an der Reihe", lenkte Louis vom Thema ab und verließ ohne eine Antwort abzuwarten die Küche. Kopfschüttelnd und mit einem Grinsen im Gesicht folgte ich ihm.

Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt