Chap XI

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Schon bald darauf hatte sich einiges angesammelt und wir hatten verdammt viel Glück. Einer der Musiker hatte Kontakt zu einer ehemaligen Praktikantin von Modest, welche sogar bereit dazu war, vor Gericht auszusagen.

Und dennoch zog sich ein Schatten über uns. Die ganze Nacht hatte ich im Krankenhaus verbracht, an der Seite meiner Tochter.
Von einem auf den nächsten Moment waren ihre Schmerzen schlagartig schlimmer gewesen, so sehr, dass sie geschrien hatte. Minutenlang hatte ich sie in meinen Armen gehalten und tröstend und beruhigend hin und her gewiegt.

Doch anders als sonst hatte nichts davon geholfen, unaufhaltsam flossen die Tränen in Strömen über die Wagen meines kleinen Mädchens. Sofort war mir klar gewesen, dass sie einen Schub hatte, dass der Krebs wieder gestreut hatte,während Harry, Zayn und auch Niall die Situation geschockt beobachtet hatten. Keiner von ihnen hatte jemals etwas vergleichbares gesehen, nicht mal mein bester Freund.

"Niall! Entweder du rufst jetzt einen Krankenwagen oder fährst uns ins Krankenhaus! Harry und Zayn! Bleibt bitte hier und passt auf das Haus auf! Wahrscheinlich werden wir ein paar von Laras Sachen benötigen, packt also bitte eine Tasche mit Kleidung! Ihr solltet auch ein paar Bücher oder Scheich-Figuren mit dazu packen und vergesst auf keinen Fall ihren Kuschelhund, der müsste auf dem Bett liegen! Ihr Zimmer findet ihr schon! ", gab ich ruhig, aber bestimmt, Anweisungen.

Natürlich tat es mir unglaublich weh, meine Tochter so leiden zu sehen, und ich machte mir große Sorgen, aber jetzt die Kontrolle zu verlieren und in Panik zu geraten würde alles nur noch schlimmer machen, das war etwas, was ich in den letzten Jahren gelernt hatte.

Kurze Zeit später saß ich mit meiner Tochter auf dem Arm auf der Rückbank und Niall fuhr so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus. "Dad, ich habe Angst...", wimmerte Lara. "Ich bin bei dir, wir schaffen das, okay? Du bist so stark, meine Kleine!", machte ich uns beiden Mut. "Es tut so weh!", erwiderte sie leise. "Ich weiß, aber wir sind gleich da und die Ärzte helfen dir und wir kämpfen zusammen. Ich werde dich nie alleine lassen, werde immer an deiner Seite bleiben. Du bist alles, was mir wichtig ist, alles, was ich habe", versuchte ich sie abzulenken. Tränen rannen noch immer über ihre Wangen und Tränen sammelten sich auch in meinen Augen.

Auch jetzt im Krankenhaus als ich an diesen Moment zurück dachte wurden meine Augen wieder feucht. Während ich gebannt auf das Ende der Not-OP meiner Tochter wartete, kam Niall mit Harry auf mich zu. "Wie geht es ihr?", fragte der Sänger besorgt. "Sie ist noch im OP, so einen starken Schub hatte sie schon lange nicht mehr... Und dabei war sie so kurz davor, ihn los zu sein...", entgegnete ich. "Und wie geht's dir?", hakte der Lockenkopf nicht weniger besorgt nach. "Ich kenne das ja schon", antwortete ich.

"Das ist keine Antwort auf seine Frage, Louis! Du musst nicht immer stark sein, nicht in so einer Situation! Ich kenne dich seit dem Kindergarten, ich weiß wie sensibel und empathisch du bist! Du darfst weinen, schreien und fluchen! Das alles ist verdammt nochmal scheiße! Und dass du all deine Sorgen, Ängste und Wut in dich hinein frisst, macht es nicht besser! Ja, deinen Tochter braucht dich, aber auch du solltest da nicht alleine durch! ", hielt mir mein bester Freund eine Moralpredigt und zog mich in seine Arme.

Ich wusste, dass er recht hatte, aber es fiel mir unglaublich schwer, Hilfe zuzulassen. Denn das bedeutete, dass ich Kontrolle abgeben musste, aber diese war mein einziger Anker in all dem. Doch jetzt konnte ich meine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Dieses eine Mal gab ich alles ab und stützte mich nur auf meinen besten Freund. Bitterlich weinte ich in seine Schulter und klammerte mich verzweifelt an seinem Shirt fest. Ich merkte, dass Stück für Stück immer mehr Last von mir abfiel.

"Das war so lange überfällig, Louis! Du kannst immer zu mir kommen, wenn du Hilfe oder jemanden zum Reden brauchst, okay? Die Kontrolle zu behalten bringt dir gar nichts. Denn selbst wenn du denkst, du hättest die die Situation in der Hand, entgleitet dir alles immer weiter. Zusammen sind wir stärker! ", flüsterte Niall mir ins Ohr.

" Mr.Tomlinson? Entschuldigen Sie die Störung, ich weiß, dass die Situation nicht leicht für Sie ist...", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, doch ich konnte nicht antworten. Dies schien auch Harry zu bemerken, denn er sprach an meiner Stelle: "Gibt es etwas neues von Lara?" "Die OP ist soweit gut verlaufen, wir konnten das Gestreut großflächig abtragen, aber um eine erneute Chemotherapie kommt sie wahrscheinlich nicht drum herum. Danach stehen ihre Chancen dafür besser denn je", erklärte der Arzt. "D-danke. Kann ich zu ihr?", erwiderte ich als ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte.

Letztendlich verbrachte ich die ganze Nacht an Laras Krankenhausbett. Ich tat kein Auge zu und obwohl meine Lider immer schwerer wurden, blieb ich wach und hielt die kleine Hand meiner Tochter in meiner. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch irgendwann, als bereits die ersten Sonnenstrahlen des dämmernden Morgenrots durch das Fenster fielen, klopfte es an der Tür.

Von Minze, Schoki und anderer Magie~ Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt