Kapitel 7:Die Grotte ohne Ausweg

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Armas' Sicht:

Plötzlich setzte sich die junge Blondine neben mich, die ich schon gestern gesehen hatte mit ihren tausenden pinken Koffern.
Sie rümpfte ihre Nase und rutschte so weit wie möglich vor mir weg. Sie dachte wohl, ich würde es nicht bemerken. Ich tat es aber.
Ich stinke nicht! Ich habe doch erst gestern vor dem Flug hierher geduscht. Ich hatte mein Oberteil ja sogar erst den zweiten Tag hintereinander an. Daran konnte es also nicht liegen, dass sie so weit abseits von mir saß. Vielleicht mochte sie mich einfach nicht. Naja egal, ich wollte eh nichts mit solchen eingebildeten Tussis zu tun haben.
Das musste ich ja aber leider jetzt, nachdem mein Kumpel mich doch ernsthaft versetzt hatte. Gestern Abend nach der Ankunft im Hotel hatte er mich angerufen und gesagt, dass ihm etwas dazwischen gekommen wäre, aber dass er mir viel Spaß wünsche. Am liebsten hätte ich ihn durch das Telefon erwürgt dafür, dass er mich einfach so hier alleine lässt.

Genervt blickte ich aus dem Fenster und beobachtete die Natur. Zunächst fuhren wir auf einer trockenen Sandstraße, die ziemlich holprig war. Die Tussi neben mir fiel immer halber von ihrem Sitz und blickte grimmig drein. Ich konnte mir ein Lachen grade noch so verkneifen.
Nach circa einer Stunde wurde der Dschungel immer dichter. Ich fragte mich so langsam, wie der Fahrer sich hier noch zurecht finden konnte. Dicke Äste schlugen immer wieder an die Fensterscheiben, bei denen ich immer wieder vor Schreck zusammenzuckte, da ich das Gefühl hatte, sie würden mir sonst ins Gesicht schlagen.
Deswegen blickte ich nun auf die Lehne des Vordersitzes, setzte meine Kopfhörer auf und schloss nach einigen Minuten die Augen. Durch die anstrengende Anreise war ich so müde, dass ich augenblicklich einschlief.

"Hey, hey du, wach auf". Unsanft wurde ich aus meinem schönen Schlummer geholt. "Was ist los?", fragte ich panisch und streckte hoch.
"Wir machen hier am Wasserfall eine kleine Pause. Wir sollen alle den Bus verlassen," antwortete das Mädchen, welches neben Killian gesessen hatte, den ich gestern kurz kennengelernt hatte freundlich, grinste und verließ den Bus.

Gähnend stand ich auf und stieg etwas steif aus dem Fahrzeug. Müde und zu faul, um mich umzusehen. So ging ich nur bis zu einem kleinen See, der am Fuße des Wasserfalls war und ließ mich ins Gras sinken.
So verging wieder einige Zeit. Ich blickte auf das Wasser, welches im Sonnenlicht funkelte und merkte zum ersten Mal, dass ich echt was verpasste, wenn ich den ganzen Tag nur in meinem Zimmer saß und Videospiele zockte.
Unter den Reisenden hatten sich nun ein paar Gruppen gebildet. Ein paar ältere Leute gingen nach rechts in den Wald, während ein paar Familien ihre Badesachen anzogen und in dem See badeten. Mich wunderte es, dass die Tussi, Killian und das andere Mädchen nirgends zu sehen waren. Ich lief etwas um den See herum, auf den kleinen Wasserfall zu. Das Wasser rauschte so laut, dass ich den Hilferuf, der plötzlich an mein Ohr drang fast nicht wahrgenommen hätte. Immer und immer wieder hörte ich, ich glaube es war das Schickimickimädchen rufen. Eilig begann ich die Quelle des Geräuschen zu suchen und kletterte neben dem Wasserfall an der groben steinigen Wand hinauf. Etwa auf halber Höhe des Wasserfalls und leicht versteckt um eine Biegung war ein kleiner Höhleneingang. Die Rufe waren viel lauter geworden. Sie mussten von da drinnen kommen. Vorsichtig tastete ich mich voran, ich war bereits gut durchnässt, da das Loch wirklich nahe am herunterstürzenden Wasser lag.
Ich drehte mich noch ein letztes Mal um und blickte auf die Lichtung. Keiner schien zu bemerke, was ich hier tat. Nicht einmal die Reiseführer. Die waren wirklich sehr gute Auspasser, dass sie es nicht merkten, wenn jemand an einer steilen Wand hinaufkletterte.
Ich zog meinen Kopf ein und schob mich in das Loch. Es war so dunkel, dass ich meine Umgebung nicht ausmachen konnte. So verlor ich schon nach einem Meter den Halt und stürzte, ohne mich noch irgendwie halten zu können, in die schwarze Tiefe.
Doch zum Glück war es gar nicht so tief wie angenommen.
Ich landete unsanft auf Sand und rieb mir den Hinterkopf. Es hatte also doch Vorteile daheim sitzen zu bleiben. Man konnte sich nicht so leicht in Lebensgefahr bringen. "Ja klasse, was machst du denn hier," vernahm ich nun eine zickige Stimme, die nur zu einer Person gehören konnte.
Langsam hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte mir ein Bild von der Umgebung machen. Wir waren in einer großen feuchten Höhle hinter den Wasserfall. Durch eine dunkle, von Wasser glänzende Felswand konnte man das rauschende Wasser hören. Die Grotte war relativ rund und besaß einen kleinen See. Wassertropfen, die von der Decke ins Wasser fielen, hinterließen ein schauriges Platschen, was an den Wänden widerhallte.
"Hä, wie was ich hier mache?," fragte ich genervt zurück. "Du hast um Hilfe gerufen und ich bin deinem Ruf gefolgt."
"Ja ich weiß, dass ich gerufen habe, aber doch nicht nach einem Volltrottel wie dir. Sondern nach einem richtigen Mann, der uns hier rausholen kann." Fassungslos starrte ich sie an, wie konnte man nur so undankbar sein.
"Jetzt sei doch nicht so Juna. Er will uns doch nur helfen," erklang plötzlich Killians Stimme und er tauchte zusammen mit dem einen anderen Mädchen aus dem hinteren Teil der Höhle auf.
"Da hinten gibt es auch keinen Ausgang. Wir sitzen hier wohl echt fest," sagte das andere Mädchen gefasst und kam auf mich zu. "Hi, ich bin Mika, willkommen in dieser auswegslosen Lage." Sie hielt mir ihre Hand hin und ich schüttelte sie. "Ich bin Armas. Schön dich kennenzulernen. Was ist passiert. Wieso seid ihr alle hier unten?"

Wir vier setzten uns in den Sand und Mika erzählte, wie Killian sie und Juna beeindrucken wollte und an der Felswand hochgeklettert war. Als er plötzlich verschwunden war, sind beide hinterher geklettert und ebenfalls in diese Höhle gefallen. Der Eingang konnte nicht der Ausgang werden, da dieser gute 3 1/2 Meter oben schräg an der Decke lag.
Wir saßen hier nun wirlich fest.

"Es bleibt uns Wohl oder Übel nichts anderes übrig, als hier zu verharren, bis sie uns suchen und uns in diesem Loch hier finden", sprach Killian in die betretende Stille, die sich breit gemacht hatte.
Alle nickten stumm und blickten weiter auf den Boden.
Ich ließ mich mit dem Rücken in den Sand sinken und blickte an die Decke. Hier drinnen was echt heiß und es herrschte eine viel zu hohe Luftfeuchtigkeit. Die anderen sollten sich mit dem Suchen und Finden echt beeilen. Sonst würde hier noch einer zusammenklappen.

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt