Kapitel2: Willkommen in Killians Welt

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Killians Sicht:

"Los, los, los," feuerte mich mein Trainer von außerhalb des Ringes an. "Da geht noch was", schrie er und puschte mich dadurch. Wie wild, aber gleichzeitig kontrolliert schlug ich mit meinen Boxhandschuhen auf meinen Gegenüber ein und schickte ihn somit zu Boden. Grinsend riss ich meine Arme nach oben und drehte mich im Kreis. Meine Boxkameraden und auch die des anderen Boxvereins klatschten. Sie waren alle sehr beeindruckt. Ja ich würde mal ein superguter Weltboxer werden.
Ich sah schon die Schlagzeilen. Killian Joe North, der 19jährige Jungstar ist die neue Nummer Eins.
Gut gelaunt stieg ich aus dem Ring. Mein Trainer klopfte mir anerkennend auf die Schulter und gab mir ein Handtuch. "Wir sehen uns dann morgen zum nächsten Training, ja?", fragte mein Coach, während ich schon auf dem Weg zur Umkleide war. "Klar doch, du weißt doch ich würde niemals ein Training vergessen", war meine Antwort.
Ich ging unter die Dusche und träumte etwas vor mich hin. Von Kämpfen vor tausenden Zuschauern und natürlich von den Siegen, die ich eines Tages erringen würde.
Als ich zurück in der Umkleide war, waren alle anderen schon längst gegangen. Ich zog mich an und verließ das Boxstudio, als die Sonne gerade unterging.
Ich stieg in mein kleines schwarzes Auto und fuhr aus der Innenstadt Nürnbergs hinaus in einen Vorort.
Ich parkte mein Auto und ging ins Haus. Leider wohnte ich noch mit meinen Eltern und meinen zwei jüngeren Geschwistern Samanta und Tamas zusammen. Eigentlich wollte ich schon längst woanders wohnen, aber da ich mein ganzes Leben dem Boxen widmete, hatte ich auch keinen Job und somit auch kein Geld mir etwas eigenes zu leisten.
Als ich das Haus betrat, schlug mir schon das gezanke meiner Geschwister entgegen. Schnell wollte ich nach oben abbiegen und in mein Zimmer verschwinden, aber da wurde ich auch schon von meinem Vater Yanis abgepasst. "Killian hast du mal eine Minute?" Genervt verdrehte ich die Augen. Was wollte er jetzt wohl schon wieder. Ich machte mich schon darauf gefasst wieder etwas zu hören wie, dass ich endlich mein ABI machen sollte, eine Ausbildung finden musste und und und. Ja ich weiß es war nicht sie schlauste Idee die Schule in letzten Jahr abzubrechen, aber ich wollte einfach Boxer werden und ich fand Mathe, Deutsch und all das brauchte ich dafür nun wirklich nicht im geringsten.
Doch es kam ganz anders. Ich musste mir diesmal keine Standpauke anhören. "Killian deine Mutter und ich haben uns ein paar Gedanken gemacht und uns gedacht du könntest mal ein echtes Abenteuer gebrauchen. Wir wissen mitlerweile, dass es keinen Sinn hat dich zu irgendetwas zu drängen. Damit du selber mal eine neutrale Sicht auf all das bekommst, möchten wir dir einen Urlaub spendieren. Wenn du danach immer noch unbedingt Boxer werden willst, dann werden wir dir nicht mehr im Weg stehen."
Meine Augen weiteten sich. Der Tag wurde immer besser. Endlich ließen sie mich in Ruhe und dazu bekam ich als Sahnestückchen auch noch einen Urlaub geschenkt. Das war einfach hammer. "Einverstanden. Ich werde mir ernsthaft Gedanken über meine Zukunft machen, versprochen", sagte ich freudestrahlend wobei ich gleichzeitig aber genau wusste, dass ich meine Meinung über das Boxen mit Sicherheit niemals ändern würde. Aber das mussten meine Eltern ja nicht wissen.
"Wohin gehts?", fragte ich schließlich. "Nach Afrika. Zwei Wochen. Ich habe dir ein paar Angebote herausgesucht, die du mitmachen kannst, wenn du willst. Es geht schon morgen los. Ich weiß etwas knapp, aber du brauchst ja sicherlich nicht lange um deine Sachen zu packen."
"Krass Afrika. Da wollte ich schon immer mal hin. Das wird sicher mega. Vielen Dank Papa", antwortete ich und umarmte meinen Vater dabei. Etwas komisch kam ich mir dabei schon vor. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so gut mit meinem Vater verstanden. Er nickte und ich rannte begeistert nach oben, um meine Sachen zu packen.

Pünktlich zum nächsten Training am darauffolgenden Morgen betrat ich das Studio und begann mich aufzuwärmen. Heute Mittag würde es losgehen. Meine Anspannung wurde von Minute zu Minute immer größer. Eigentlich war ich nie aufgeregt, aber alleine nach Afrika war schon mal etwas bei dem man leicht aufgeregt sein konnte.
Das einzig Negative an dem bevorstehenden Abenteuer war die Tatsache, dass ich nicht weiter trainieren konnte. Mein Chef hatte auch nicht gerade glücklich darauf reagiert, als ich ihm gesagt hatte, dass ich zwei Wochen fehlen würde. Doch ich hatte ihm auch versichert, dass ich trotzdem jeden Tag üben würde, denn schon in wenigen Monaten war mein erster großer Kampf und den musste ich gewinnen.
Leider konnte ich bei dem heutigen Training einfach nicht konzentrieren. Ständig starrte ich auf die Uhr und war froh, das erste Mal in meinem Leben versteht sich, als die Stunde rum war und ich endlich gehen konnte. Diesmal war ich nicht der Letzte, sondern der Erste, der das Studio verließ.

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt