Prolog

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Die meterlange Schlange zog sich immer enger um ihren Hals. Panisch schnappte sie nach Luft und versuchte das Tier von ihrer Luftröhre zu ziehen, doch stattdessen wurde es immer nur noch schlimmer. Verzweifelt krallten sich die Fingernägel ihrer vor Angst zitternden Hände in das Fleisch der Schlange. Sie spürte das Blut, wie es ihren Arm hinunterlief. Warmes klebriges zähes Zeug. Wie ein Fluss bahnte es sich den Weg auf ihrer Haut hinunter und tropfte auf den Boden. Doch der Blutverlust störte die Schlange wenig. Sie war bedacht darauf sie zu töten. Sie zu erwürgen und dann mit Haut und Haaren zu verschlingen. Was Würgeschlangen nun mal so taten. Sie merkte, wie ihr eigenes Blut ihr immer weiter in den Kopf stieg und sich dort anstaute, wie einen Luftballon, den man mit zu viel Wasser füllt.

Wo zur Hölle waren nur die anderen. Wo waren sie, wenn man sie wirklich mal brauchte. Es war nicht ihre Idee gewesen sich in diese Gegend zu begeben und doch war sie es nun die, die um ihr Leben kämpfen musste. Sie musste für die Taten anderer bezahlen mit dem höchsten aller Preise. Dem Leben. So wie es aussah würde sie dieses Duell wohl verlieren.

Unbeholfen stolperte sie über den weichen Boden und suchte etwas spitzes oder scharfes. Da war doch etwas...Hastig versuchte sie an die Stelle ihrer Begierde zu gelangen, doch sie fiel über eine große Wurzel und landete unsanft zwischen ein paar Ästen. Das Unterholz knackte. Das Gewicht der Schlange hinderte sie sich zu bewegen.

Es war zu spät. Sternchen tanzten vor ihren Augen. Sie rang nach Luft, doch da war keine mehr. Ihre Luftröhre war komplett zusammengepresst. Sie versuchte um Hilfe zu schreien, aber es drang nur ein erstickter Schrei auf ihrer Kehle, den unmöglich jemand hören konnte. Sie war allein. Verlassen. Der einzige Mensch, so schien es ihr.

Ein Flimmern, schwommene Umgebung, ein Rauschen auf den Ohren. Benommenheit. Schwarz. Nein ein Licht. Hoffnung? Der TOD.

Was ist es, das uns am Ende bleibt? Was uns sagt, dass nicht alles umsonst war. Was uns sagt, dass es gut war, wie wir lebten und was wir taten.

Es ist das, was uns am Ende bleibt... Die Tatsache, dass wir gelebt haben. Das Leben. Nur wer einmal wirklich lebte kann diese Frage beantworten.

Hatte sie diese Frage schon beantwortet? Hatte ihr Leben einen Sinn gehabt? Nur sie kann uns das beantworten. Doch sie ist ...

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt