Kapitel 14: Nächtliche Rettungsaktion

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Armas' Sicht:

Mitten in der Nacht wurde ich von einem merkwürdigem Geräusch geweckt. Verschlafen richtete ich mich auf. Mika und Juna lagen beide neben mir und schliefen. Ich rieb mir die Augen und versuchte mich auf das zu konzentrieren, was an mein Ohr drang.
Langsam hatten sich meine Augen an das spärliche Licht in der runden Hütte gewöhnt und ich erkannte eine Gestalt, die sich von außen an der Holzvergitterung zu schaffen machte. Erst dachte ich es seien die Ureinwohner, die uns nun holen wollten, doch als ich näher an den Ausgang heranrutschte erkannte ich Killian, der mit einem kleinen Messer an dem Gitter herumschnitt. Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich wollte gerade etwas sagen, als Killian sich einen Finger an den Mund hob und mir dadurch klar machte still zu bleiben. Ich nickte und schlich zurück zu den beiden Mädchen. Erst rüttelte ich leicht an Mikas Schulter bis sie aufwachte. Sie blickte mich verwirrt an, doch ich konnte ihr schnell durch ein paar Handzeichen klar machen, um was es ging.
Sofort war sie hellwach und richtete sich auf. Während sie zu Killian ging versuchte ich auch noch Juna zu wecken, ohne dass sie ein Geräusch von sich gab. Das war aber einfacher gesagt als getan. Erst grummelte, sie etwas davon, dass ich ihren Schönheitsschlaf gestört hätte und als sie dann Killian draußen erkannte sprang sie quitschend auf und rief:"Gott sei Dank bist du da Killian. Ich wusste auf dich kann man sich verlassen. Du bist ein wahrer Held.
Ich verdrehte die Augen wegen so viel Theatralik. Von Mika und Killian bekam sie nur böse Blicke, die sie sofort verstummen ließen. "Du bist echt so hohl wie du aussiehst", fuhr ich sie ohne Hemmungen flüsternd an. Ich sprach gerade so laut, dass es auch die anderen beiden verstehen konnten. "Wegen dir werden wir noch erwischt. Ich sage dir, wenn sie das werden, dann bete ich dafür, dass sie dich als erstes essen."
Junas Augen wurden groß vor Entsetzen, doch sie traute sich nicht etwas giftiges zurück zu geben. Sie verschränkte die Arme und blickte sturr nach draußen.

Nach ein paar Minuten schnitt Killian noch immer an den Seilen herum, die die dicken Äste des Gitters zusammen hielten. Es schien nicht so, als würde er es wirklich schaffen können.
"Ich haben was", ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihm. Ein dunkelhäutiges Mädchen trat an die Tür und reichte Killian eine Art Axt. "Das klappen sollte", sprach sie weiter mit starkem Akzent.
"Ähm Killian. Wer ist das bitte?", fragte Mika irritiert und sprach damit auch meine Frage aus. Während dieser mit der Axt auf das Gitter einschlug und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein beugte sich das Mädchen an die Stäbe und lächelte freudlich. "Ich Neyla. Ihr Mika, Juna und Armas." Sie deutete erst auf sich, dann in der richtigen Reihenfolge auf uns drei. "Killian haben erzählt mir alles. Ich wollen helfen. Mein Stamm euch wird nicht essen."
"Hallo Neyla," antwortete Mika. Ich nickte ihr anerkennend zu. Juna hingegen blickte weiterhin beleidigt gerade aus und würdigte Neyla keines Blickes.

Plötzlich krachte das Holz und Killian zog das Gitter beiseite. Eilig schlüpfte erst Mika nach draußen, dann Juna und zum Schluss ich. Zu meinem Missfallen musste ich mit ansehen, wie Mika Killian freudig umarmte und ihm einen Kuss auf die Backe gab.
Juna fand das genauso negativ wie ich, denn sie schnaufte laut aus und warf Mika einen bitterbösen Blick zu.
"Wir sollten langsam mal los, bevor die merken, dass wir frei sind," versuchte ich Bewegung in die Handlung zu bringen und Mika von Killian zu lösen. Neyla nickte mir zu und flüsterte:" Los, ich bringen euch weg".
Schnell liefen Juna und ich dem Urwaldmädchen hinterher. Mika und Killian folgten uns einige Meter hinten dran.

Sie führte uns von der kleinen Lichtung mit der Lehmhütte hinein in den tiefen dunklen Wald. Ich konnte kaum meine Hand vor Augen sehen und so mussten wir alle darauf vertrauen, dass Neyla den richtigen Weg nahm und uns soweit wie möglich weg führte.

"Hey was ist das da?", fragte Juna plötzlich. Wir alle blickten uns um und erkannten schnell was sie meinte. In der Ferne bewegten sich einige rötliche Lichter zwischen den Bäumen. Sie steuerten geradewegs auf uns zu. "Verdammt", fluchte Neyla. "Mein Stamm."

Schnell hatten wir alle begriffen, was das bedeutete. Sie hatten unsere Spur aufgenommen. "Los," rief Mika leicht panisch und zog Killian hinter sich her. Neyla übernahm wieder die Führung.
Es ging über Stock und Stein. Schon wieder. Ich hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten. Juna, die vor lief kam plötzlich ins Stolpern und fiel hin. Ich musste ruckartig bremsen, um nicht noch auf sie drauf zu fallen. Eilig hielt ich ihr meine Hand hin, um ihr das Aufstehen zu erleichtern. Wir mussten schnell weiter. Die anderen waren schon außer Reichweite, hatten anscheinend nicht mitbekommen, dass wir fehlten.
"Lass mich ich kann das selbst", fauchte sie mich an und schlug meine Hand zur Seite. "Gut, dann hopp", antwortete ich genervt und trat einen Schritt zurück. Sie versuchte umständlich aufzustehen und gerade als sie stand, fiel sie wieder zur Seite um. "Scheiße, ich hab mir wohl den Fuß verstaucht." Ich verdrehte die Augen. Das konnte doch jetzt wohl nicht wahr sein.
So viel Dummheit gehörte wirklich bestraft.
Eilig packte ich sie unter den Armen und hob sie hoch. Mir blieb wohl nichts anderes übrig. Ich musste sie tragen. Juna wehrte sich erst empört, doch als ich meinen Griff nicht lockerte gab sie nach und joggte mit ihr in den Armen los.

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt