Kapitel1: Willkommen in Mikas Welt

113 14 3
                                    

Mikas Sicht:

"Hey Mika. Ich will jetzt abschließen. Kommst du bitte oder hast du wieder vor die ganze Nacht hier zu verbringen?"
Das war Jim, mein Boss. Eigentlich sollte ja er derjenige sein, der das Büro zuletzt verließ, aber ich liebte es einfach zu arbeiten. Deswegen musste er mich auch immer hier rausprügeln. 
 "Ja, warte kurz ich komme schon. Packe nur noch schnell mein Zeug zusammen." Hektisch steckte ich meine Zeichenmappe und alle Stifte in meine Tasche, schnappte mir meinen Mantel und rannte eilig zur Tür. Jim grinste mich an und schob mich nach draußen. Kalte Winterluft wehte mir entgegen. Es schneite. Schon wieder. Es war Februar und ich hoffte, dass es endlich etwas wärmer werden würde. Ich konnte den Winter nicht leiden.
 "Also dann bis morgen", riss Jim mich aus meinen Gedanken und winkte zum Abschied, bevor er den zugeschneiten Gehweg entlanglief. Ich winkte ebenfalls und stieg in das nächste Taxi, das ich schaffte zum anhalten zu bringen.
 So jetzt habe ich endlich Zeit mich richtig vorzustellen. Meinen Vornamen kennt ihr ja schon. Vollständig heiße ich Mika Eliza Bade, bin 20 Jahre alt und wohne momentan in New York. Hier arbeite ich bei Jim Behram einem bekannten Modedesinger. Ich will einmal genauso erfolgreich werden wie er, wodurch mein Leben zu 90% aus arbeiten besteht. Schlaf und Essen müssen sich die restlichen paar Minuten meiner ziemlich vollgepackten Tage teilen. Deswegen habe ich auch keine Freunde, obwohl ich hier schon seit fast drei Jahren wohne. Ich habe meine Familie sehr früh verlassen, um so richtig durchzustarten. Und ich denke ich bin auf dem besten Weg. Nächsten Monat ist eine Modenschau, bei der ich auch ein paar meiner Kleidungsstücke präsentieren darf, weswegen ich jetzt gerade noch mehr arbeite als normal.
 So nun weiter in der Geschichte. Nach etwa zehn Minuten kam ich bei meinem Apartment an und ließ mich auf meine Ledercouch fallen. Doch nur für ein paar Minuten. Dann stand ich auf und setzte mich an meinen Esszimmertisch. Ich breitete meine Zeichnungen darauf aus und versuchte weiterzuzeichnen. Es war zwar schon zehn Uhr, aber ich musste das heute noch fertig bekommen. Doch ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren. Verdammt. Alles verschwamm immer wieder vor meinen Augen. Also beschloss ich deprimiert morgen weiterzumachen und ging zu Bett.

Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh wach. Ich duschte und fasste meine dunkelblonden Haare zu einem strengen Dutt zusammen. Unter meinen blauen Augen waren ziemlich Augenringe entstanden, die ich sogut wie möglich überschminkte.  Pünktlich um sieben Uhr stand ich vor der Glastür von Jims Studio und wartete ungeduldig.

Zehn Minuten später traf er dann auch endlich ein und ich machte mich sofort an die Arbeit. Ich begann damit die fertig entworfenen Kleidungsstücke umzusetzten und rannte wie wild im Atelier hin und her. Stundenlang musste ich mit den Praktikanten diskutieren, sie konnten auch einfach nichts vernünftig umsetzen. Ich schwitzte sehr stark und schnaufte schon vor Anstrengung. "Mika du solltest endlich mal eine Pause machen. Du siehst echt nicht gut aus", stoppte Jim mich. "Nein alles ist in Ordnung. Mir geht es prima", antwortete ich und hoffte das würde ihn beruhigen, auch wenn es die Standartausrede schlechthin war. Innerlich wusste ich, dass er recht hatte, aber ich konnte jetzt nicht stoppen. Ich wollte zu meinem Tisch laufen, doch da wurde mir auf einmal schwarz vor Augen und das letzte, was ich spürte, war dass ich unsanft auf den Boden aufschlug.

 Als ich wieder zu mir kam befand ich mich im Krankenhaus. Jim beugte sich über mich und schaute mir mitfühlend in die Augen. "Mika, Mika. Was machst du nur?", sagte er kopfschüttelnd. "So geht das echt nicht weiter. Du arbeitest einfach viel zu viel. Diesmal warst du nur eine Stunde ohnmächtig, aber das nächste Mal... Ich möchte gar nicht daran denken. Ich habe eine Reise für dich gebucht, damit du endlich mal entspannen kannst." Geschockt schaute ich ihn an und wollte aufspringen, um ihm zu zeigen, dass es mit gut ging, aber mir wurde sofort schwindelig und ich lehnte mich wieder an das riesige weiche Kopfkissen. Ich konnte jetzt nicht weg. Es war einfach unmöglich. Bald war doch die Modenschau. Ich musste noch so viel vorher erledigen. "Jim, danke aber ich kann nicht weg. Nicht jetzt.", versuchte ich ihm zu widersprechen. Doch dieser machte nur eine abwehrende Handbewegung. "Keine Widerworte Mika. Der Flug ist schon gebucht. Es geht für zwei Wochen nach Afrika. Ich habe sogar ein Program für dich ausgearbeitet, damit du mal was neues kennenlernst, aber nicht vollkommen überfordert wirst. Schließlich sollst du ja entspannen. Morgen Abend geht der Flieger. Ich würde sagen ich hole dich nachher ab und bringe dich nach Hause und helfe dir dann auch beim packen in Ordnung?" Ich wusste echt nicht mehr was ich sagen sollte. Es war ja klasse, wie er sich um mich zu kümmern versuchte, aber ich wollte das alles nicht. Gleichzeitig spürte ich aber das er recht hatte und ich hatte eh keine Chance gegen meinen Boss und besten Freund anzukommen. Er war noch viel sturer als ich. Also nickte ich nur stumm und winkte ihm nach, als er das Krankenzimmer verließ.
 Afrika, warum Afrika fragte ich mich. Das war doch kein Ort zum entspannen. Hätten es nicht wenigstens die Malediven sein können, wenn er schon wollte, dass ich Urlaub machte?
 Irgendetwas musste er sich schon dabei gedacht haben. Ich versuchte nicht mehr an mein bervorstehendes Abenteuer zu denken und schlief wenige Augenblicke wieder ein, da ich immer noch sehr erschöpft war.

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt