Kapitel 5: Welcome to the jungle

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Mikas Sicht:

Völlig fertig kam ich am nächsten Abend in Afrika an. Extreme Schwüle schlug mir entgegen, als ich aus dem Flugzeug stieg. Das war ja nicht gerade das Perfekte für meinen Kreislauf.
Mit einem Jeep fuhren ein paar andere Ankömmlinge und ich in den Sonnenuntergang durch ein Savannengebiet.
Während alle anderen sich angeregt unterhielten, starrte ich fasziniert aus dem Fenster und betrachtete die in Orange getauchte Umgebung. In der Ferne konnte ich ein paar Giraffen erkennen, die an hohen Bäumen frasen.
Ich war sofort total verliebt in die Natur Afrikas und vergas fast warum ich hier war. Für eine Sekunde rückten mein Arbeitsstress und die bevorstehende Modenschau in den Hintergrund. Doch auch eben nur für einen kurzen Moment.

Als die Sonne untergegangen war veränderte sich die Umgebung. Die Bäume standen nun dichter bei einander, bis wir schließlich durch den Dschungel fuhren. Nach etwa einer Stunde lichtete sich der Wald und wir fuhren durch ein riesiges Eingangstor auf eine gigantische Anlage.
Müde stiegen wir alle aus und wurden von einem Empfangskomitee auf unsere Zimmer gebracht.
Mein Raum war natürlich im afrikanischen Stil eingerichtet. Wandgemälde mit Tiermotiven und auch die Bettdecke hatte ein Zebramuster.
Ich ließ meine Sachen stehen und begab mich mit meinem Zeichenblock und einigen Stiften auf eine Terasse. Ich wusste zwar, dass ich hier war um zu entspannen, aber ich konnte das einfach nicht. Ich war unter Zeitstress und wollte nicht mit Nichts wieder nach Hause kommen. Ich würde zwar die Programme mitmachen, die Jim für mich gebucht hatte, aber der Rest war für die Arbeit reserviert.

Es war mitlerweile wirklich stockdunkel und nur einige bläulich leuchtende Lampen spendeten auf der Außenterasse Licht. Ein paar Motten schwirrten, angezogen vom Licht umher. Doch mih störte das nicht weiter. Eher das Zirpen der Grillen nervte so langsam richtig. Hier herrschte eine Geräuschkulisse, die man mit den stark befahrenen Straßen New Yorks nicht vergleichen konnte.
Und so kam es, dass ich mich schon wieder nicht konzentrieren konnte. Langsam wurde ich wahnsinnig. Warum auch Afrika. Natürlich war die Umgebung sehr schön, aber dieser Lärm war einfach zu viel.
Genervt nahm ich meine Sachen und setzte mich innen an eine Bar. Ich seufste laut und zog damit die aufmerksam eines jungen gut aussehenden Mannes auf mich, der neben mir saß. Er drehte sich zu mir und grinste mich an. "Na, auch nicht gut gelaunt?", fragte der Schwarzhaarige und blickte mich mit seinen dunkelbraunen Augen an. Ich konnte nicht anders als zurücklächeln. "Nein nicht wirklich. Eigentlich wollte ich etwas an meinen Skizzen weiterarbeiten, aber hier ist es einfach viel zu laut." "Da geht es dir genauso wie mir", sagte er freundlich. "Am liebsten würde ich wieder nach Hause fliegen. Aber wo bleiben denn meine Manieren?... Ich heiße Killian und du?"
Ich antwortete ihm und stimmte ihm zu. Auch ich wollte wieder nach Hause.

Wir redeten bestimmt eine Stunde über uns. Erst über meine Arbeit, dann über seinen Wunsch Boxchampion zu werden.
Ja ich musste zugeben er gefiel mir echt gut. Selbst wenn es sich herausstellte, dass er zwei Jahre jünger war als ich.
Er schaffte es mich aufzuheitern und mich wohl zu fühlen. Wir tranken einen Cocktail nach dem anderen - ich natürlich ohne Alkohol, wollte ja noch etwas arbeiten - und es wurde echt ein lustiger Abend.
Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich solche Abende vermisst hatte. Früher, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt hatte, hatte ich eine Phase gehabt, in der fast jeden Abend auf Parties war. Doch mitlerweile wusste ich, wie ihr sicher schon gemerkt habt, war wirklich wichtig ist im Leben. Ohne Arbeit kein Erfolg.
Ich fand Killians Einstellung, dass er mit Sport sein Geld verdienen wollte, zwar etwas merkwürdig, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass das klappen konnte. Aber andererseits beeindruckte mich sein Ehrgeiz, den ich ja auch hatte.

Irgendwann waren wir beide so erledigt, dass wir wie von alleine auf unsere Zimmer gingen. Es stellte sich heraus, dass nur zwei Stück zwischen unseren lagen. Wir blieben vor meiner Tür stehen.
"Also dann", begann er. "Wir sehen uns sicher morgen."
"Ja vielleicht. Ich habe morgen eine Tour durch den Dschungel. Ich weiß nicht wie lange das gehen wird. Jim hat die für mich gebucht", gab ich zur Antwort.
"Echt. Ich auch." Man konnte die Freude in seiner Stimme deutlich heraushören.
"Klasse", grinste ich. "Bis morgen."
Wir umarmten uns und ich verschwand in mein Zimmer.

Man was das für ein erster Abend. Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass es doch so gut werden würde.
Müde aber endlich mehr als etwas zufrieden ließ ich mich auf das Bett fallen und war sofort eingeschlafen.

Verschollen in der grünen HölleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt