Ich grinse, als ich sehe, dass sie im Erdgeschoss wieder den Knopf für die oberste Etage drückt. Dann hat sie das also wirklich nur gemacht, um mehr Zeit mit mir im Aufzug verbringen zu können. Cate küsst mich flüchtig, dann wird sie blass und sie nimmt ihre Finger von meiner Brust.
Verwundert sehe ich sie an, folge ihrem Blick und sehe einen Mann, der uns mit schief gelegtem Kopf betrachtet. "Prinz Lionel, was für eine Freude Sie wiederzusehen. Erinnern Sie sich noch an mich?"
Ich begutachte den Mann eindringlicher. Blondes Haar, kein Bart, nicht einmal ein leichter Flaum. Groß, schlank und in Anzug. Ein Mann ohne irgendein Wiedererkennungsmerkmal. Ich habe keine Ahnung, ob ich ihm schon einmal begegnet bin, doch ich nicke hastig und reiche ihm die Hand, die er ehrfürchtig und nur mit leichtem Druck schüttelt. Dann macht er sich endlich aus dem Staub.
Cate sieht fragend zu mir auf, doch ich zucke nur mit den Schultern und trete unter dem Unterstand hervor aufs Dach. "Woher kennst du den Mann?", fragt sie.
"Kenne ich den Mann?", frage ich.
"Aber du musst ihn doch kennen, wenn du ..."
"Hör zu, mir begegnen jeden Tag so viele Menschen, da habe ich nach einem Jahr keine Ahnung mehr, wen ich kenne und wen nicht. Die meisten sind nicht mehr als flüchtige Begegnungen", sage ich achselzuckend.
"Oh", murmelt sie und wendet ihren Blick ab. Als hätte ich sie verletzt.
"Aber du bist keine von diesen flüchtigen Begegnungen, Cate. Glaub mir." Ich scheine ihre Gedanken auszusprechen, denn sie hebt ihren Blick wieder. Ganz behutsam umschließe ich ihre Hand und trete mit ihr an das Geländer, das die Dachterrasse umgibt. "Sieh dir das an, Cate", hauche ich.
Die Sonne verabschiedet den Tag in rotem Licht, warmen Licht, das alles in eine ganz besondere Farbe taucht. Ich streiche Cate eine Haarsträhne hinters Ohr und drücke ihre Hand leicht.
"Es ist wunderschön hier", murmelt sie. "Und man kann so weit sehen. Bist du oft hier?"
Ich schüttle den Kopf. "Ich bin nicht mehr hier gewesen seitdem meinen Eltern eingefallen ist, dass ich nicht irgendein Junge, sondern der Thronfolger bin."
Cate dreht sich zu mir um, sieht mir in die Augen. Verwirrt. "Eingefallen?"
"Meine Kindheit war schön, ich hatte meine Freiheit. Aber in letzter Zeit ... da wollen meine Eltern, dass ich anfange, das zu sein, was ich sein soll." Wie tiefgründig. "Und das nervt gewaltig."
Sie nickt. "Das kann ich mir vorstellen." Einen Moment lang schweigen wir. "Heißt das, du hast in letzter Zeit gar keine Freiheit? Ist das nicht schrecklich?"
Die Frage kommt unerwartet und ich brauche eine Weile, um eine Antwort zu formulieren. "Es ist schön, frei zu sein, aber es ist noch viel schöner, von der Freiheit zu träumen", murmle ich und sehe über die Stadt, das Land. So weit, so wunderschön. All das wird irgendwann mir gehören.
Irgendwann.
In gar nicht allzu langer Zeit.
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In diesem Kapitel will ich danke sagen an alle, die immer fleißig Sternchen verteilen und Kommentare schreiben. Es ist immer eine Freude, die Kommentare zu lesen oder zu sehen, wie viele Leute hier Sterne vergeben. Danke, danke, danke.
Danke auch vor allem an @Arya130, @bluetenregen123 und @ronijaaa_
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Cate und Lio - Mädchen kämpfen, Prinzen nicht
عاطفيةCatelynn ist die Tochter des Soldatenausbilders für die königliche Armee. Und so ist es auch kein Wunder, dass ihr Leben nur aus Training, Training und nochmals Training besteht. Bis eines Tages ein schüchtern lächelnder, attraktiver junger Mann im...