Wir bleiben vor einem kleinen Laden stehen. Es ist einer der Läden, an denen ich normalerweise instinktiv vorbeigehe und mir nicht einmal einen Blick ins Schaufenster erlaube. Kleidung zu teuer, Personal zu arrogant.
"Wieso reicht es dir nicht, wenn ich einfach in einem meiner Kleider komme?", frage ich, als Lio schon die Tür aufdrückt und der helle Ton eines leisen Glöckchens über unseren Köpfen erklingt.
"Weil es etwas Besonderes sein muss."
Ich ziehe eine Braue hoch. "Wieso denn das?"
Er sieht zu mir herab und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Weil du etwas ganz Besonderes bist. Ich möchte, dass sie das sehen."
Leise lache ich auf. "Und das nennst du einen Grund?"
Knapp nickt er, dann sehe ich auf. Eine zierliche Frau steht vor uns und mustert uns. "Prinz Lionel, was für eine schöne Überraschung." Mit einer leichten Röte auf den Wangen, die mir so gar nicht gefällt, reicht sie ihm die Hand und schüttelt sie, für meinen Geschmack zu lange, bevor sie sie wieder löst. "Wie darf ich Ihnen helfen?"
Lio tritt einen Schritt zurück. Die junge Frau scheint ihm zu aufdringlich zu sein. Innerlich triumphiere ich. "Ich suche ein schönes Kleid für ein schönes Mädchen", meint er und zeigt auf mich.
Die Frau nickt. "Haben Sie schon genauere Vorstellungen?"
Erst jetzt realisiere ich, dass sie mit mir gesprochen hat und ich schüttle den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Aber ich würde mich gerne erst einmal allein umsehen."
Zuerst sieht sie irritiert aus, dann runzelt sie die Stirn, nickt allerdings. "Gut. Wenden Sie sich bei Fragen an mich." Und mit diesen Worten zieht sie ab. Perfekt. Erster Punkt, arrogantes Personal ist abgehakt.
Ich schmiege mich demonstrativ an Lio. Meinen Lio.
"Alles gut?", fragt er und sieht verwundert zu mir herab.
"Alles gut", bestätige ich und betrachte die Kleider auf den Bügeln. "Dieses hier gefällt mir", murmle ich.
"Kann es sein, dass es dir nur gefällt, weil es das billigste Kleid im ganzen Laden ist?"
Genervt verdrehe ich die Augen. „Von billig ist hier nicht die Rede", entgegne ich und fahre mit der Hand durch die Reihen. Weiche Stoffe, raue Stoffe, dicke Stoffe, dünne Stoffe, ...
"Wie wäre es denn mit diesem hier?" Lio zieht ein Kleid von einer Stange und hält es mir vor die Nase.
Mein Blick fällt auf das Preisschild. "Nein."
"Was gefällt dir nicht? Die Farbe? Der Schnitt?"
Stirnrunzelnd fahre ich über die kleinen Glitzersteinchen am Dekolletee. "Der Preis, Lio. Von so viel Geld können wir als vierköpfige Familie eine Woche lang leben."
"Du gibst aber nicht das Geld hier aus, sondern ich. Also geh in die Umkleide und probier es verdammt nochmal an." Mit diesen Worten lotst er mich in die Umkleide, drückt mir das Kleid in die Hand und schiebt den kaminroten Vorhang mit einem lauten Ratsch zu.
Na super. Ich betrachte das Kleid genauer. Es ist hellgrün und ist lang. Vorsichtig schlüpfe ich hinein, sehe in den Spiegel und lache.
"Alles gut bei dir?", dringt Lio's Stimme durch den Vorhang, welchen ich kichernd beiseite schiebe. Er mustert mich, dann grinst auch er. "Oh. Vielleicht ein bisschen zu lang."
Ich schnaube. "Ein bisschen ist witzig. Das ist mehr Stoff als Cate."
Er lacht. "Geh zurück in die Kabine. Ich bringe dir etwas anderes."
"Etwas Billigeres?"
Lio schüttelt den Kopf. "Nein."
Genervt von seiner Sturheit trotte ich zurück hinter den Vorhang und warte. Und warte. Und warte. Bis er mir ein blaues, wesentlich kürzeres Kleid in die Kabine reicht. "Probier das mal an."
Ganz vorsichtig schlüpfe ich in das blaue Kleid, auf dem ebenfalls kleine Glitzersteinchen funkeln.
"Darf ich reinkommen?"
"Nein."
Aus dem Augenwinkel heraus, sehe ich, wie jemand den Vorhang ein wenig anhebt. "Wieso nicht?"
Ich schnaube. "Weil ich halb nackt bin."
"Umso besser."
Hat er das wirklich gesagt? Hastig zupfe ich den Hauch an Kleid zurecht und trete aus der Kabine.
"Gekauft."
Ich runzle die Stirn. "Deinen Eltern wollen nicht, dass du vor deiner Hochzeit mit einem Mädchen schläfst, ihnen macht es aber nichts aus, wenn ich mit so einem kurzen Kleid komme? Erzähl das deiner Großmutter."
"Morgen kommt nicht meine Großmutter, sondern meine Großtante. Außerdem ist es deine Sache, was du anziehst, nicht die meiner Eltern und ich finde, dir steht das Kleid sehr gut."
"Ist es nicht auch deine Sache, mit wem du schläfst und mit wem nicht?"
Darauf antwortet er nicht, sondern schiebt mich zurück in die Kabine, was ich als ein klares nein auf meine Frage deute. "Zieh dich um. Das Kleid trägst du morgen und damit Punkt."
"Ich dachte, es ist meine Sache, was ich trage?", frage ich neckend und ziehe mir wieder meine Shorts und mein Top über.
"Es war deine Sache, bevor du mich kennengelernt hast."
Wir treten zur Kasse, Lio zahlt mit drei grünen Scheinen, dann verlassen wir den Laden. Mit einem sündhaft teurem Kleid, das in einer kleinen Papiertasche an Lio's Seite baumelt.
"Und was machen wir jetzt?", frage ich und er sieht zu mir herab.
"Ich habe Hunger."
Wieso denken männliche Wesen immer nur ans Essen? "Gut, dann werde ich etwas kochen."
"Du?"
Hastig nicke ich und ziehe ihn die Straße entlang, noch bevor er sich dagegen wehren kann. "Für das Kleid", murmle ich und erhöhe mein Tempo.
Hi, ich hoffe, dir gefällt das Kapitel. Wenn ja, dann lass doch einen Stern oder einen Kommentar da. (Wahrscheinlich kannst du diesen Satz inzwischen nicht mehr hören ...)
Cate will kochen. Ob das gutgehen kann?
Fortsetzung folgt ... <3
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Cate und Lio - Mädchen kämpfen, Prinzen nicht
RomanceCatelynn ist die Tochter des Soldatenausbilders für die königliche Armee. Und so ist es auch kein Wunder, dass ihr Leben nur aus Training, Training und nochmals Training besteht. Bis eines Tages ein schüchtern lächelnder, attraktiver junger Mann im...