22.

2.7K 121 35
                                    

Als ich die drei Wörter aus meinem Handy Lautsprecher hörte, breitete sich in mir ein Gefühl von Wärme aus. Ich atmete schwer aus, denn es war, als hätte man mir die Last von meinen Schultern genommen und ich musste keine Angst mehr haben. Es war ein Gefühl von Erleichterung, dass ihr Ex-Freund nicht tot ist, niemand die Story hinterfragt hat und das sie mir sagte, dass sie mich liebt. Mehr brauchte ich nicht um mich endlich wieder gut zu fühlen.

Wir legten auf und ich legte mich zurück in mein Bett. Die Sonne schien durch mein Fenster direkt auf meine Haut und erwärmte mich zusätzlich. Ich lächelte.
Nicht mehr lange und ich würde meinen Abschluss machen, dann können wir wegziehen. Am liebsten in die nächte Stadt, dann könnte sie an der Schule bleiben. Jedoch wird das schwer, wenn sie herausfinden, was bei uns ein Jahr vor unserem Abschluss los war. Aber vielleicht möchte sie mit mir einen Neuanfang machen. Wir könnten in den Norden ziehen, ans Meer... oder vielleicht sogar nach England?

Mein Vater riss mich aus meinen Gedanken. ,,Ich habe jetzt eine Woche Urlaub", rief er in mein Zimmer rein. Ich erschreckte mich ein wenig bei seinem Enthusiasmus. ,,Klingt super," gab ich von mir. ,,Und was hast du vor?" - ,,Hmm... Wir könnten irgendwo hinfahren... Ans Meer oder..." er überlegte. ,,Vielleicht kann ich dir auch meine Freundin endlich vorstellen. Du weißt, dass sie total neugierig ist. Ich erzähle immer von dir, aber getroffen habt ihr euch nie". Achja. Papas neue Freundin. Es freute mich für ihn und ich wusste, dass dies ein riesen Schritt für ihn war. Er hatte keine Freundin mehr seit dem Mama einfach so abgehauen ist, also muss sie schon Besonders sein. ,,Dann ladt sie doch mal zum Essen ein oder so", sagte ich. Ich wollte sie schon treffen, jedocch waren meine Gedanken entweder bei Yvonne oder ich hatte Angst, dass ich ins Gefängnis muss... Da hatte ich keine Zeit. Ein bisschen tat es mir Leid.
,, Dann können wir ihre Tochter ja auch einladen! Sie geht übrigens auf deine Schule," erzählte er. ,, Wie heißt sie denn?" fragte ich neugierig. Ich hoffe ich kannte sie und fand sie nett, sonst kann ich mir weitere Interaktionen mit ihr und ihrer Mutter nicht vorstellen. ,,Hannah heißt sie. Eine Klassse unter dir müsste sie sein." Eine Hannah kannte ich nicht. Ich hatte aber auch nicht viel Kontakt zu den Klassen unter uns. ,,Kenn' ich nicht," murmelte ich. ,,Na dann wirst du sie eben kennenlernen. Sie ist bestimmt ganz nett und du bist auch immer so aufgeschlossen, dass wird prima." Er klang eher so, als würde er es sich selber einreden, aber ich versicherte ihm, dass ich mich freue die beiden kennen zu lernen.

*

Schon am nächsten Abend war es dann soweit und seine Freundin und ihre Tochter kamen vorbei. ,,Hey, wenn sie fragen, können wir dann sagen, dass ich gekocht habe?" Mein Vater blinzelte mich an. Zur Feier des Tage trug er ein weißes Hemd und hatte ganze 40 Minuten im Bad verbracht. Für jemand, der kurze Haare und einen Drei-Tage Bart trug, war das ziemlich lange. ,,Von mir aus", schmunzelte ich, bevor ich den letzten Quadratmeter des Wohnzimmer staubsaugte. Ich hatte bereits die ganze Bude geputzt, während er einkaufen gewesen ist. Wir sind zwar ordenlich, aber heute wollte er, dass unsere Drei-Zimmer Wohnung besonders gut aussieht. Ich tat ihm den Gefallen, schließlich freute ich mich für ihn und wollte auch, dass alles perfekt läuft.

Ich merkte, wie mein Handy vibrierte.

Yvonne: Was treibst du so? Möchtest du vorbeikommen? Der Teppich ist auch schon entsorgt ;)
Ich: Sehr witzig... Ich kann nicht, mein Vater will, dass ich seine neue Freundin und die Tochter kennenlerne.
Yvonne: Uh lala, Doppeldate.
Ich: Es wird nicht witziger. Kennst du eine Hannah, aus der Klasse unter mir?
Yvonne: Naja, wenn ich herausfinde, dass es ein Doppeldate ist, dann...
Yvonne: Und nein, kenn ich nicht.
Ich: und dann was? ;)
Yvonne: Du weißt was dir blüht.
Ich: Sorry, mein Doppeldate trifft grade ein.

Ich steckte mein Handy mit einem Grinsen in meine Hosentasche und wartete, bis unser Besuch ins Wohnzimmer kommt, damit ich sie begrüßen kann.
,,Es freut mich, dass ihr da seid", hörte ich meinen Vater sagen. Ich habe ihn selten so fröhlich gehört. ,,Es freut mich, dass ihr uns eingeladen habt!" Ihre Stimme klang nett und ebenfalls fröhlich. Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist als Personen Mitte Vierzig jemanden zu finden. Und dann noch mit Kindern.

Burning Desire || lgbtq+ teacherxStudent // Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt