18.

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„Mach mal langsam," Paula musterte mich als ich den nächsten Shot nahm. Ich verdrehte die Augen.
„Ich brauche keine Bemutterung," gab ich genervt von mir und sie seufzte.
Der laute Bass dröhnte durch meine Ohren und die flackernden Lichter in der Halle machte meine Sehschwäche, die ich gekonnt ignoriere, nicht besser. Meine Brille zog ich so gut wie nie an, denn sie stand mir nicht aber ich merkte, wie es mir Kopfschmerzen bereitete. Das es vielleicht von den vielen Shots kommt, ist natürlich nicht ausgeschlossen.

Ich schaute mich um. Die andere Paula klammerte sich an ihren Freund während Laura ihr Handy checkte. Viel Spaß hatten wir an diesem Abend nicht. Normalerweise war ich die jenige, die jeden auf die Tanzfläche zog aber ich hatte keine Lust darauf. Ich bereute es mitgegangen zu sein, denn ich könnte jetzt in meinem Bett liegen und Netflix schauen, stattdessen muss ich mir halbstarke 16 Jährige anschauen, die kein Rhythmusgefühl haben und sich wahllos an Mädchen ranmachen. Prima.

Ich will nicht lügen, mein einziges Ziel war es mich abzuschießen damit ich mit meinen Gefühlen klar kam. Wie immer war es eigentlich keine gute Lösung die mir einfiel, aber anders wusste ich mir nicht zu helfen. Ich hatte keine Lust mehr an sie zu denken und das so lange, bis mir wieder die Tränen in die Augen stiegen. Ich wollte sie vergessen und mich ablenken.
Ich trank immer mehr Alkohol und ich fing an mich besser zufühlen. Ich versuchte sogar noch zu tanzen, was von außen bestimmt sehr lustig ausgesehen haben muss. Ich war im Zentrum des Raumes, ein paar schauten mich an und tanzten mit, während ich meine Freunde immer mehr aus den Augen verlor.
In dem Moment war es mir aber egal, ich fühlte mich seit langem wieder gut. Beziehungsweise, seitdem mir meine Lehrerin einen Korb gab und mich behandelte wie Dreck. Und in dem Moment, wo ich daran nochmal dachte, bildete ich mir ein, sie gesehen zu haben. Doch ich überspielte es. Sie kann es nicht gewesen sein. Bestimmt nicht. Also tanzte ich weiter, bewegte mich weiter durch die Menge während ich mit einigen tanzte die ebenfalls gut drauf waren.

Plötzlich , als sie durch die Menge huschte, als unsere Augen uns trafen, da wat ich mir diesmal war ich mir 100% sicher. Sie war es. Ich wurde aus irgendeinem Grund böse, dass sie wieder hier auftauchen musste und mit meine Stimmung ruinierte. Doch sie konnte ja nicht ahnen das ich hier bin. Es war ein blöder Zufall, doch vielleicht war ich genau darauf sauer. Auf den Zufall und das scheiß Schicksal.

Sie verschwand aus meinem Blickfeld in Richtung Ausgang. Ich wusste das es ein großer Fehler war aber ich folgte ihr. Mein Gehirn schrie förmlich, nicht zu gehen aber meine Beine konnten nicht stoppen. Vielleicht war es auch der Alkohol in meinem Blut, welches meine Beine anregte zu gehen, um mich in noch eine dumme Siuation zu werfen.

Und schon stand ich hinter ihr. Sie stand abseits des Eingangs. Trotz das es so dunkel war erkannte ich sie. Ihre Größe, ihre Haare in einem Dutt und die Zigarette in ihrer Hand. Fuck.

„Ich weiß das du hinter mir stehst."

Erschrocken ging ich wieder zwei Schritte zurück. Warum war sie so gut in sowas?
Plötzlich realisierte der Rest meines Körpers, wie unglaublich dumm diese Aktion ist. Schnell drehte ich mich um und wollte gehen. Am liebsten würde ich mich auf den Boden runter knien und ein Schnellstart hinlegen, so lange laufen bis meine Muskeln sich zusammen zogen und meine Lunge kein Sauerstoff mehr aufnehmen konnte. Am liebsten wäre ich mach Dänemark gelaufen, oder Frankreich, oder einfach in ein anderes Bundesland, da leben und nie wieder zurückkommen.

Doch ich konnte nicht. Ich blieb stehen. Und die einzig logische Reaktion die meinem Gehirn, welches mir schon diese Situation einbrockte, einfiel, war heulen. Aber sie konnte es nicht sehen. Es war zu dunkel das sie die Tränen in meinen Augen ahnen konnte.
Ich hörte, wie sie an ihrer Zigarette zog. Das knistern des verbrannten Tabaks breitete sich in meiner Nase aus und ich wischte mir mit einer Bewegung die Tränen mit meinem Ärmel weg.

Yvonne drückte ihre Kippe auf den Boden mit ihren hohen Schuhen aus. Sie sah so gut aus.

Ich setzte mich auf die Mauer und zündete mir selber eine an, bevor ich ihre Körperwärme warnahm und sie neben mir saß. Unsere Beine baumelten herunter und ich atmete tief aus.
Keiner von uns wusste was wir sagen sollten.  Auf einmal spürte ich ihren Kopf auf meine Schulter. Mein Herz schlug viel schneller als zuvor und ich wusste nicht, was das sollte.

„Mir tut es leid. Ziemlich Elena. Ich sehe wie sehr du leidest," sagte sie während sie ihre Hacken sanft gegen die Wand schlug. Ich nickte nur und zog erneut an meiner Kippe. „Mir tut es wirklich unglaublich leid. Ich dachte ich könnte dir dadurch klar machen, dass es nichts wird und mich als jemanden darstellen, den du hassen kannst. Wenn du mich gehasst hättest, wäre es leichter gewesen. Dann hättest du dumme Sprüche mir gegenüber gemacht aber es ist nach hinten losgegangen. Sogar die anderen Lehrer sehen, dass es dir scheiße geht und es ist unglaublich schwer dann da zustehen wenn man weiß, das man der Grund ist." Sie schluckte und brach ab.
„Du weißt doch mittlerweile, dass ich dich nie hassen könnte."
Yvonne nahm meine Hand und drückte sie leicht, ihr war unglaublich warm obwohl wir mitte Oktober hatten. Da bemerkte ich erst, dass sie selber nicht nüchtern ist. Sonst hätte sie mir das nicht erzählt. Sie hätte das so weitergespielt.
Ich blickte zur Seite um in ihr schönes Gesicht zugucken. Meine Vermutung bestätigte sich, denn ich konnte ihr ansehen, dass sie betrunken war.
Ihr Blick wanderte von meinen Augen runter auf meine Lippen und kurze Zeit später trafen ihre dann auf meine.

Wie ich es vermisst habe, sie zu küssen. Es fiel mir erst da auf, das ich wie auf Entzug war und nie von ihr genug bekommen kann. Wie sehr ich mich danach sehnte und auch wahrscheinlich für immer sehnen werde. Sie machte mir mein Leben so schwer und gleichzeitig so leicht. Yvonnes Einfluss auf mich machte mir Angst und was sie mit mir tat. Vor Wochen bin ich aus der Wohnung meiner Ex ohne auch nur eine Träne zu vergießen und jetzt? Brachte mich eine Frau zum weinen, die das eigentlich nicht sollte. Ich bin so schwer in meine Lehrerin verliebt.

Burning Desire || lgbtq+ teacherxStudent // Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt