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Hallo,

Es hat wirklich lange gedauert, ich weiß ich weiß. Wie ich bereits auf meinem Profil gesagt habe, galt meine Aufmerksamkeit meinen Abiprüfungen. Mein Kreis war der erste im Lockdown, habe demensprechend auch große Angst um mein Abitur gehabt. Doch jetzt ist alles geschafft und ich versuche wieder zu schreiben :)

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Wie soll man eine Beziehung führen, die absolut niemand wissen darf?
Mit meinen vorherigen Beziehungen vor meinem Coming-Out ist dies nicht zu vergleichen. Bevor ich wusste dass der Großteil meines Umfelds mich unterstützt, habe ich natürlich auch alles geheim gehalten aber da war keine der Beziehungen „verboten", so wie jetzt. Ich genoss die Zeit wirklich sehr gern, doch plagten mich immer wieder Ängste, dass uns jemand sehen könnte. Dabei steht für mich nicht so viel auf dem Spiel wie für Yvonne. Sie sah dies eher als Nervenkitzel in ihrem, wie sie selbst sagt, ödem Alltagsleben. Doch ich bemerkte, dass auch sie ein wenig Angst hatte.

Es waren noch 4 Monate bis zu meinem letzten Schultag und die Tage zogen sich hin. Am liebsten wäre ich heute ins Bett gegangen und einfach in 4 Monaten erst aufgewacht aber das ist ja leider unmöglich.

„Hilfst du mir nun die Tests zu korrigieren?" Yvonne drehte sich in ihrem Bürostuhl um 180 Grad damit sie mich böse anschauen konnte. „Du starrst nur Löcher in die Luft... Oder ist dir das zu schwer?" ein Schmunzeln legte sich auf ihren Lippen. Vor mir lag ein Stapel Tests von ihrer fünften Klasse. Die Aufgabe war, ein Diktat zu schreiben wofür sie eine Woche Zeit hatten, dies vorzubereiten. Und trotz dieser geschenkten Möglichkeit auf eine gute Note schien es manchen nicht zu interessieren.
„Unterrichtest du eigentlich nicht so gut oder ist deine Klasse einfach nur schlecht?" Bis auf ein paar Ausnahmen lag die große Mehrheit bei einem so einfachen Text trotzdem bei einer vier bis fünf.
„Ich weiß nicht was mit denen los ist. Das war ein so einfacher Text, sie hatten Zeit zu lernen... was soll ich denn noch machen?" in ihrer Stimme machte sich Enttäuschung breit. Ich wusste, dass sie an ihren Fähigkeiten als Lehrerin zweifelte.

„Vielleicht ist es sinnvoller den Kindern mit Belohnungen Sachen beizubringen statt mit Strafen zu drohen. Wenn sie sich gut benehmen und die Tests im guten Bereich sind, könnt ihr ja mal ein Film schauen."
Ich versuchte ihr so zu helfen wie ich konnte, aber warum ihre Fünfer Klasse nicht auf sie hörte, war mir ein Rätsel. Bei uns in der Stufe hatte sie underen Respekt, jeder wusste, das man es sich schnell verscherzen kann. Ich denke, dass ich am Anfang auch ein sehr gutes Beispiel dafür war.

„Das habe ich alles schon probiert..." sie seufzte tief und fing mit ihrem roten Stift an zu korrigieren.
Es gab für mich nichts heißeres als Yvonne, wie sie nur in grauer Jogginghose und einem Top bekleidet auf ihrem Stuhl saß. Ihre Haare waren unordendlich in einem Dutt zusammengebunden.

Sie biss sich unbewusst auf die Lippe und bemerkte gar nicht was sie für eine Reaktion bei mir auslöste. Meine Lust wuchs immer mehr. Die Tests waren mir so egal, am liebsten wäre ich auf die Knie gegangen und hätte mein Kopf zwischen ihren Beinen vergraben.
Doch es klingelte plötzlich und sie streckte ihren Kopf wieder nach oben und ich wandte mein Blick schnell von ihr ab.
„Wer soll das sein?" fragte sie mich, als hätte ich irgendwen zu ihr nach Hause bestellt. Ich zuckte mit den Schultern.

Yvonne ging zur Türe und ich hatte kurz Zeit mich abzureagieren, die ich auch bitter nötig hatte.

„Was machst du denn hier" hörte ich ihre ernste Stimme. Shit. Sowas klang nie gut.
„Yvonne lass uns reden -"  Ihr... Exfreund?

ich schob alle Gegenstände schnell zusammen damit es nicht so aussah als wäre jemand anderes hiergewesen. Leise tapste ich in ihr Schlafzimmer und schloss die Türe.

„Ich weiß nicht was wir zu bereden hätten."
Diese Stimmlage. So kalt. Mir lief ein Schauer über den Rücken als ich daran dachte, wie sie mir gesagt hat, dass aus uns nichts wird. So ein gebrochenes Herz hatte ich noch nie, aber auch nur weil ich sie wirklich liebe. Vielleicht sollte ich ihr das sagen. Wir sind schließlich schon ein paar Monate zusammen...

Die beiden Stimmen kamen näher, sie waren wahrscheinlich im Wohnzimmer.
„Geh einfach!"
„Ich gehe nicht bevor du mir nicht gesagt hast, dass du mich noch liebst!" - ich rollte die Augen. Wie konnte man den so von sich selber überzeugt sein? Allerdings, wäre ich der Exfreund von ihr, würde ich ebenfalls so ein verzweifelten Versuch starten. Er hatte keine Klasse und so eine Frau nie verdient.

„Ich habe es nie, also geh jetzt bitte bevor ich die Polizei rufe."
Auf Yvonnes Aussage hörte man ein paar Sekunden später einen lauten Knall und dann kurz Stille.
„Du kleiner Mistkerl, das war mein Handy, lass mich los!"

In mir drin machte sich große Wut breit. Ich konnte das nicht länger mit anhören, egal was passieren würde. Mein Herz fing wie verrückt an zu schlagen und Adrenalin schoss durch meinen Körper.

Schnell schnappte ich mir die halbvolle Weinflasche von gestern Abend. Yvonnes verzweifelte Stimme wurde immer lauter bis ich die Schlafzimmertüre aufriss und ihn vor mir sah, wie er sie festhielt und bedrängte. Ihre Augen weiteten sich als sie mich sah. Ich war ein Kopf kleiner als er, mit meiner Weinflasche hoch erhoben. Da Yvonne zu mir guckte, drehte er sich ebenfalls um.
Doch bevor er irgendetwas tun konnte, schlug ich mit voller Kraft zu.
Sie zersprang in tausend Einzelteile und mein T-Shirt war voll mit Rotwein und Blut.

Er sackte langsam zu Boden und ein Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase. Langsam sackte auch ich in mir zusammen und ließ den kaputten Flaschenhals fallen.
„Scheiße."

Burning Desire || lgbtq+ teacherxStudent // Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt