02.

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Die Lust verspürte ich auch nicht, als um 6 Uhr der Wecker klingelte und ich widerwillig aus meinem gemütlichen Bett steigen musste.

Die Lust verspürte ich auch nicht, als mich die kleinen 5. Klässler (trotz Kopfhörer) im Bus zu meinem Tode nervten.

Die Lust bekam ich erst, als ich in meiner Freundesgruppe von 4 Leuten stand und ich wieder die Einzige war, die eine Zigarette zwischen den Lippen hatte.
„Wolltest du nicht seit der letzten Packung aufhören?" fragte Laura und zog ihre dunkle Augenbraue hoch.
„Ja vor der letzten, vorletzten vor-vorletzten..." zählte ich auf. Doch wir alle wussten, dass ich das nicht tue. Das lief jedes Mal so.
„Irgendwann hast du Krebs," meldete sich Paula und warf mir ein Blick zu. „Bevor das passiert, wird vorher deine Leber versagen. Alkoholiker," grinste ich und pustete ihr mein Rauch in's Gesicht. Auf irgendeiner Weise hassten wir uns alle aber wir konnten auch nicht ohne.

Es klingelte und wir gingen rein, in unserem neuen Klassenraum, unten im Keller. So ist es, wenn man in die 12. Klasse kommt. Man wird in den Keller verfrachtet, wo das Internet kacke ist und hier unten alles stickig ist. Wie es bei den 13ern aussieht, will ich gar nicht wissen.

Als ich meinen Oberstufenleiter wahrnahm, musste ich etwas grinsen weil er sehr verpeilt ist, sehr langsam redet und etwas breiter als alle anderen ist. Wenn du ihn etwas fragtest, bekommst du immer einen Spruch von ihm, worauf er hin lachte und hoffte, das wir nicht wütend sind und es falsch aufnehmen. Eigentlich die Art von Humor die ich mag.

Er erklärte uns all den Mist, den wir schon vor den Ferien erklärt bekommen haben. In manchen Momenten pennte ich fast ein, kämpfte stark mit dem Verlangen nicht auf die Tischplatte zu schlagen und zu schlafen. Aber so wie ich meinen Lehrer kenne, würde es ihn nicht interessieren.

Meine Aufmerksamkeit wurde erst geweckt, als ein Mitschüler rumging und unsere Stundenpläne austeilte. Jeder hatte natürlich sein eigenen, denn ich habe, anders als meine Freunde, den Englisch Leistungskurs gewählt. 5 Stunden in der Woche mit einer neuen Lehrerin. Es war eigentlich etwas außergewöhnlich denn wir hatten genug Lehrer, die das hätten machen können aber die Schule stellte anscheinend jemand Neues ein. Soll mir recht sein, denn alle anderen Lehrer mochte ich nicht. Ich bangte nur, dass die neue Lehrerin nicht so nervtötend ist, sie alle anderen auf dieser Schule.
~
„Können wir reden?"
Mit den Worten wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Erst jetzt bemerkte ich, dass meine Freunde aufgehört haben zu reden. Sie schauten mich neugierig an. Denn vor mir Stand Lea, meine Ex.

„Wenn es sein muss. Aber wenn dann machen wir das an einem Ort wo es leiser ist," meinte ich und stieg auf. Ich packte meine Tasche und ging mit ihr wortlos raus. Lea folgte mir in die Mensa, wo niemand außer ein paar vereinzelte Gruppen saß.

Ich setzte mich an einen der dreckigen Tische und verschrenkte meine Arme. Sie versuchte meine Hand zu halten aber ich schüttelte den Kopf.
„Was ist los?" sprach ich. Ich hasste es, wenn man mit mir reden will aber dann nicht sprach. Es verschwendete meine Zeit.
„Es tut mir leid," sie blickte vom Tisch hoch und schaute in meine Augen.
„Das war's?" fragte ich unglaubwürdig. Dafür holt sie mich aus meiner Freistunde?

„Du weißt, dass es mir leid tut. Und du weißt, das ich dich liebe." Sie kniff einmal ihre Augen zu und blickte danach aus eines der Fenstern.

„Würdest du mich lieben, hättest du nicht mit dem gefickt. So simpel ist das. Ich nehme deine Entschuldigung an aber ich möchte keinen Kontakt mehr. Du bist in der 13. und ich in der 12, wir kommen uns nicht in die quere."
Ich setzte zum gehen an. Mehr zu sagen hatte ich nämlich nicht. Und ich wusste, dass sie sich an diesem Punkt nur wiederholen würde.
„Aber du warst nicht da! Ich war nicht mehr glücklich und" „- und deshalb lässt du dich von einem Typen hämmern? Was hat dir das jetzt genützt? Rein gar nichts und ich hoffe du schämst dich, das während einer Beziehung zu tun. Aber du hast freie Fahrt, ich halte dich nicht mehr auf. Deine Sache."

Neben uns am Tisch verschluckte sich jemand. Eine junge Frau mit blondem Haar hatte anscheinend unser Gespräch mit angehört und ich war mir sicher, dass es eine Lehrerin war. Gott, was war mir das peinlich. „Und jetzt lass mich in Ruhe," beendete ich mein Gefasel wütend. Schon die Lehrer bekommen jetzt mit, was mit meiner Beziehung los ist. Und das war mir mehr als unangenehm.
Ich stürmte wütend aus der Mensa und in Richtung Parkplatz. Ich fischte mir eine Zigarette aus der Schachtel und zündete sie mit meinem Feuerzeug an. Ich dachte darüber nach, wie egoistisch Lea war und wie sehr ich hoffte, dass sie sich schlecht fühlt. Ich wünschte es ihr sogar ein bisschen.

Als meine Kippe halb abgebrannt war, sah ich, wie jemand älteres auf den Parkplatz zu kam und ebenfalls eine Zigarette im Mund hatte.

„Eigentlich sollte ich dir sagen, dass rauchen schlecht ist aber ich brauche dein Feuerzeug."

Vor mir stand die Frau aus der Mensa, die anscheinend neu an der Schule ist. Und für einen kurzen Moment schien die Welt stehen zu bleiben, denn sie war atemberaubend.
Ich schätze sie war nicht älter als 27, lange blonde Haare und strahlend blauen Augen. Sie war ein Stück größer als ich und ihr Kleidungsstil war auch nicht schlecht.

„Das Gleiche könnte ich ihnen sagen," gab ich grinsend von mir und gab ihr mein Feuerzeug.
„Guter Punkt."

Wir standen eine Zeitlang nur nebeneinander aber ich genoss es. Mir war auch nicht klar, was ich hätte sagen sollen. Aber sie ergriff das Thema und fragte mich, in welche Stufe ich denn gehen würde und was meine Leistungskurse sind.

„Nah dann freue ich mich natürlich auf einen guten Englisch LK mit deiner Stufe und Shakespeare," lächelte sie und trat auf ihre Zigarette. Bevor sie ging, zwinkerte sie mir zu. Ich stand noch weiter da, merkte wie der Filter den ich festhielt langsam heiß wurde und ertappte mich dabei, wie ich ihr hinter her schaute.

Burning Desire || lgbtq+ teacherxStudent // Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt