Kennt ihr das? Wenn es einem so schlecht geht, dass es einem wiederum egal ist? Es ist dir egal, ob du Pizza oder Nudeln zum Essen bekommst. Es ist dir egal wenn du eine 5 oder eine 1 bekommst. Du fühlst dich innerlich so leer, dass du nur schlafen kannst. Denn alles andere zerrt so an deinen Kräften, dass du es nicht schaffst. Und so fühlte ich mich seit zwei Wochen. Ich ging zur Schule, versuchte dort mein Bestes, was ich in dieser Situation bringen kann und fuhr nach Hause. Ich aß, ich duschte und ich ging schlafen. 14 Tage lang. Und vermied jeglichen Kontakt zu meiner Englischlehrerin.
Paula, Paula und Laura wunderten sich jeden Tag was mit mit los war. Aber, Überraschung, es war mir egal. Es war scheißegal was alle über mich dachten, dass ich immer nur die gleichen 5 Stunden in der Woche schwänzte. Sollten sie doch alle denken was sie wollten. Sie hatten keine Beweise und sie munkeln, dass ich nicht mit der Lehrerin klarkomme. Und da lagen sie verdammt richtig.
Ich kam nicht damit klar sie zu sehen. Ich war verliebt und sie hatte mir auf etwas Hoffnung gemacht. Nicht direkt auf eine Beziehung, aber wir waren kurz davor etwas zu haben. Vielleicht Sex. Vielleicht wäre ich jeden Abend zu ihr und wir hätten gekuschelt, uns geküsst und Sex gehabt? Ja, der Traum und die verbundene Hoffnung war damit mehr als vorrüber.Ich lag in meinem Zimmer, es war Samstags. Aus meiner Box kam ein trauriges Lied nach dem anderen. Billie Eilish's When the party's over erhallte den hohen, weißen Raum und ich starrte aus dem Fenster. Sonnenlicht schien auf meine weiße Bettdecke und ließ meine Haut erwärmen.
Ich hörte wie es klingelte. Leise, denn ich hatte die Box sicherlich auf ganz laut. Zögernd ob ich überhaupt aufmachen soll, schaltete ich die Box aus und taumelte durch den Flur. Machte mir nicht mal Mühe durch den Spion zugucken.Ich riss die Türe auf und Frau Hartmann stand vor mir. Sie trug einen langen, braunen Mantel, schwarze Boots mit Absatz und wieder eine weiße Bluse. Ihre Haare waren offen, ein paar Centimeter abgeschnitten. Perfekt, wie immer.
Ich wollt die Türe aber trotzdem an liebsten direkt schließen. Wollte keine Konfrontation, kein „Wo-bist-du-die-ganze-Zeit" Gespräch und ihre Anwesenheit erst gar nicht genießen. Sie war bittersüß.„Es hat einen Grund warum ich nicht zu ihrem Unterricht komme," gab ich von mir als wir den Gegenüber erstmal für 2 Minuten angeschaut haben.
„Ich weiß Elena." Sie trat ein, drückte die Haustüre hinter sich zu. Wie selbstverständlich zog sie ihren Mantel aus und sogar ihre Schuhe. Ich beobachtete sie dabei, ihre zarten Bewegungen, wie sie aus den Schuhen schlüpfte. Wie sie ihren Mantel behutsam auszog, ihn aufhing und mich dann wieder anschaute. Ihre blauen Augen sahen heute ausnahmsweise eher warm aus, nicht dieses kalte, starre blau.
Ich musste schauen wie ein verletztes Reh, denn sie musterte mein Gesicht. Sie muss bemerkt haben, wie meine Augen brannten. Mir wurde es peinlich, dass sie jetzt sah, dass ich deswegen weinte.Sie sagte nichts. Ich sagte nichts, bis sie ein Schritt auf mich zu machte. „Du kannst nicht-" Frau Hartmann brach ab. „Du kannst nicht einfach wegbleiben. Ich kann deine Note nicht aufrechterhalten, wenn du nie kommst. Mir keine Entschuldigungen abgibst. Kein Attest."
„Wissen sie wie egal mir das ist?" ein ironisches Lächeln formte sich, denn es war verrückt. Sie konnte sich nicht ausmalen warum ich zuhause blieb? „Es ist mir egal," antwortete ich noch einmal. Meine Wiederholung ließ sie ein bisschen zusammensacken.Ich wusste das ich mich anhörte wie ein kleines Kind. Oder wie eine 13-jährige, die einen Korb von einem Typen bekam. Aber es war die Situation, die mir so auf meinen Schultern hing. Ich hatte keine weibliche Bezugsperson in meinem Leben. Meine Mutter war weg. Mir war vollkommen bewusst, dass niemand diese Rolle einnehmen konnte. Vorallem nicht sie. Von der ich mehr wollte. Aber das Gefühl von Nähe und Geborgenheit fühlte sich bei ihr so richtig an.
Sie gab mir das Gefühl, dass man auf mich aufpasste, auch wenn sie das immer sehr harsch machte und sich meistens drüber lustig machte, wie ich meine Schuhe nicht öffnete. Sie strahlte aber auch diese Aura aus, die mir sagen ließ, dass sie mir egal was passiert, immer noch zuhört. Und jetzt wurde ich zurückgewiesen. Man wollte mich nicht mehr. Wie meine Mutter.
„Aber..." sie fing wieder an, brach erneut ab. Ich merkte, wie sie überlegte. Aber sie kam auf kein Ergebnis, was sie mir mitteilen konnte.
„Warum sind sie hier?" fragte ich dann.
„Ich wollte nach dir sehen," kam sofort die Antwort. Und ich glaubte ihr das. Aber sie konnte nichts wieder gut machen, was sie getan hat. Einen Vorwurf machte ich ihr aber allemale nicht. Überhaupt nicht. Das wäre kindisch. Aber enttäuscht kann man trotzdem nach sowas sein.Der Song sprang zu „Sunflower" von Post Malone. Sie blickte kurz zu meiner Zimmertüre, aus der die Musik kam und nahm plötzlich meine Hand. Ihre Hände waren so warm und elektrisierten in diesem Moment wieder meinen Körper. Wie erstarrt stand ich da aber sie zog mich mit in mein Zimmer. Für einen kurzen Augenblick schaute sie sich um. Meine Wände an denen Polaroids hängen, mein Schrank, mein großes Bett und meine Gitarren, die sorgfältig in meiner Ecke standen.
Doch dann stieß sie mich auf mein Bett, nahm sofort die Position über mir ein und drückte ihre rosa Lippen auf meine. Meine Hand fuhr automatisch ihre Beine hoch und hielt sie an den Hüften fest.
Ich hatte es vermisst und empfand mich beinahe süchtig nach ihren Küssen. Aber in mir drin war ich wie zwei gespaltet. Ich wollte sie, genoss alles was sie tat. Auf der anderen Seite war es wie ein bitterer Nachgeschmack, denn meine Hoffnungen waren vorrüber und hatte Angst, dass sie gleich wieder geht und es das war.
In dem Moment wollte ich aber genießen und nicht daran denken, was wohlmöglich passiert. Konzentrierte mich auf ihre Berührungen und ihre Küsse, die mein Hals runterreichten. Meine Hände schoben ihre Bluse nach oben, sodass ich ihre sanfte Haut entlang fahren konnte. In diesem Moment schossen mir Schmetterlinge durch den Bauch wie Flugzeuge und ich fühlte mich wieder so sicher .Sie löste sich nach einigen Momenten und schaute mir tief in die Augen, bis sich Tränen in ihren sammelten. Schnell wischte sie sich mit ihrem Handrücken weg. „Alles okay?" - Super dumme Frage. Sie musste weinen und ich frage ob alles okay ist.
Als Antwort küsste sich mich erneut, stürmisch und leidenschaftlich. Eine Träne von ihr landete auf meiner Nasenspitze.Doch bevor ich irgendwas hätte tun können, stieg sie von mir ab. „Tut mir Leid Elena." Sie ging in den Flur und zog sich an. „Was meinen sie?" rief ich beinahe. Sie konnte nicht wieder so gehen. Aber sie sagte gar nichts. „Sie können nicht wieder herkommen und wieder gehen!" meine Verzweiflung konnte man deutlich hören. Und ihr Schweigen sagte mehr als alles andere.
Mit dem Schloss was in meine Tür fiel, fühlte es sich so an als würde mir jemand ein Messer in meine Brust rammen.
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Burning Desire || lgbtq+ teacherxStudent // Wattys2019
Novela Juvenil„Erzähl uns doch was über dich," ermunterte mich der dünne Mann mit drei Tage Bart. Ich glaube, ich hasse ihn jetzt schon. „Was soll ich über mich erzählen? Ich heiße Elena, ich bin 19 Jahre alt und beende gerade mein Abitur. Ich mache nicht viel...