Ich hob eine Braue.
Ach ja. Richtig. Ashley. Die Cheerleader-Königin, die mich ins Team gelassen hatte, nur um mich über Alec ausfragen zu können. Und die vor drei Tagen noch ihre Zunge in seinen Mund gesteckt hatte.
Sofort schmerzte mein Bauch. Der blosse Gedanke daran liess mich schon fast hochgehen. Aber ich riss mich zusammen.
„Wir haben eine neue Beziehung gestartet. Ein Neuanfang. Ich vertraue Alec, dass er nur mich will."
Sam kratzte sich an der Stirn.
„Klar. Wer will dann keine durchtrainierte, blonde Schönheit haben, die sich um einen reisst."
„Danke, du bist echt eine grosse Hilfe, weisst du?"
Sam hob die Hände.
„Hey, ich bin nur ehrlich. Ich denke nicht, dass es Ashley gefällt, dass du ihr den Typen ausgespannt hast."
Ich fauchte. „Habe ich gar nicht! Alec ist mein Typ."
Sie sah mich bedeutungsvoll an.
„Aber nicht aus Ashleys Sicht. Ich denke, sie wird ihn nicht einfach aufgeben. Vor allem nachdem sie ihm so...nahe war. Wenn du verstehst."
Ich mahlte mit dem Kiefer. Ich musste Sam recht geben. Ashley wirkte nicht wie eine, die das was sie wollte so einfach aufgab.
Ich seufzte.
„Okay, na dann höre ich eben mit dem Cheerleading auf."
Ich deutete auf die Uniform, die ich trug. Das tat ich nur dann, wenn ich am selben Tag Training hatte.
„Spinnst du? Sicher nicht. Das wäre ja wie die weisse Flagge zu schwenken. Nein, ich wollte dich nur warnen, dass du gewappnet bist, falls sie irgendwas probiert."
Ich liess mich in dem unbequemen Stuhl zurück sinken und seufzte.
„Du hast Recht. Danke, Sam."
Sie zwinkerte mir zu.
„Ach übrigens, weisst du was ich krasses raus gefunden habe?"
Ich runzelte die Stirn.
„Nein, was denn?"
Sie beugte sich zu mir vor, sodass mich ihre dunkeln Locken am Hals kitzelten.
„Die Polizei führt Ermittlungen gegen Martin durch. Wegen Missbrauchs von Klientinnen und Minderjährigen. Krass oder?"
In mir zog sich alles zusammen. Scheisse, sie hatte es also mitbekommen.
„Krass...ja. Aber ich kann nicht sagen, dass ich das nicht toll finde."
Sie seufzte.
„Ich weiss. Es war ein Riesen Fehler von mir, mich auf ihn einzulassen. Aber immerhin weiss ich jetzt, wieso er sich nicht mehr gemeldet hat. Deswegen."
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
„Aber du hast nicht wieder vor, ihn zu kontaktieren?Sie spielte mit ihren Locken.
„Nö."
Damit war alles geklärt und ich konnte mich wieder dem Statistik Professor widmen. Ich hörte ihm allerdings nicht mehr richtig zu. Denn ich konnte nur an mein Zusammentreffen mit Ashley heute nachmittag denken.
Auch in der Mensa, als ich in Alecs Arm dasass und teilnahmslos mein Essen in mich hinein schaufelte, dachte ich daran.
Ich hatte keine Angst vor Auseinandersetzungen, das nicht. Aber ich vermied sie meistens, da ich wirklich nur ungerne im Mittelpunkt stand. Und in letzter Zeit waren ziemlich viele Augen auf mich gerichtet gewesen. Also hätte ich davon jetzt gerne eine Pause gehabt.
Aber diese Pause gab es nicht.
Obwohl ich das zuerst dachte.
Denn während dem Training, verzog Ashley keine Miene. Die spitze Nase hielt sie gewohnt hoch in der Luft, sie durfte die Spitze der Pyramide bilden und half mir auf Anweisung des Coach sogar einmal, eine Figur besser hinzubekommen.
In mir machte sich also bereits Hoffnung breit.
Doch diese Hoffnungen zerstörte sie gekonnt, als wir wieder in der Umkleidekabine waren.
Ich war gerade frisch geduscht und schlüpfte in meine kurzen Hosen und das Trägershirt, das ich als Ersatz zur Uniform mitgenommen hatte.
Meine nassen Haare hingen mir über die Schultern und ich war gerade in ein Gespräch mit David vertieft, als sich Ashley plötzlich schwungvoll neben mich setzte.
Sofort wurde es ruhig im Raum.
David machte ein ziemlich angeekeltes Gesicht, bevor er sich mit einem Küsschen auf meine linke Wange schleunigst verzog.
Danke auch, David.
„Hei Süsse. Deine Figur heute war echt toll. Also dafür, dass du Anfängerin bist."
Ich lächelte leicht und Band mir den linken Turnschuh.
„Danke, Ashley."
Vielleicht würden sich ihre Aggressionen verziehen, wenn ich ruhig und gelassen blieb. Ein Versuch war es wert.
„Also...du und Alec, was."
Ich richtete mich auf und sah ihr in die Augen.
Ruhig und gelassen hin oder her, ich musste einen starken Auftritt hinlegen.
„Ja. Wir sind zusammen."
Sie hob ihre Hand und streckte drei Finger hoch.
„Zum viertel Mal, habe ich richtig gezählt?"
Ich atmete langsam ein und aus.
„Nein. Zum dritten Mal."
„Oh, natürlich, mein Fehler."
Sie lächelte süffisant, während sie ihre gemachten Nägel betrachtete.
„Also wird es wohl nicht lange dauern, bis ihr euch wieder trennt, nehme ich an?"
Ich mahlte mit dem Kiefer.
„Wir werden uns nicht trennen."
Sie tätschelte meine Schulter und sah mich gespielt mitfühlend an.
„Natürlich nicht...nein."
Langsam hatte ich die schnauze voll.
Dieses kindische getue...dafür waren wir doch zu alt.
„Was willst du, Ashley? Alec ist freiwillig mit mir zusammen, wenn du ein Problem damit hast, sag das doch ihm."
Sie verschränkte die Arme und wirkte plötzlich ziemlich giftig.
„Wir sind nicht sonderlich gut im Reden."
Merkte sie näselnd an.
„Das dachte ich mir."
Ihr Gesicht hatte etwas boshaftes, als sie weiter sprach.
„Wir waren dann immer mit Küssen beschäftigt, weisst du."
Ich spürte, wie es in meinem Innern zu Brodeln begann. Das hatte sie jetzt nicht gesagt.
Sam, die gerade aus der Dusche kam, machte Anstalten, auf uns zuzukommen, aber ich kam ihr zuvor. Ich konnte meine Kriege selbst austragen.
„Und denkst du dieser verzweifelte Versuch von dir macht mich eifersüchtig? Das ist erbärmlich. Ich wusste, dass ihr euch geküsst habt."
Sie strich sich das glänzende Haar aus der Stirn.
„Wusstest du auch, dass wir zusammen geschlafen haben?"
Autsch, dass sass. Denn ich hatte es nicht gewusst.
Ich spürte, wie sich ein Kloss in meinem Hals bildete. Aber nein, ich würde nicht hier vor allem losheulen. Ich war besser als das.
Also lehnte ich mich zurück und lächelte sie freundlich an.
„Ah, kein Wunder ist er danach direkt zu mir gekommen. Es musste wohl ziemlich enttäuschend gewesen sein."
Ashleys Wangen färbten sich rot und sie erstach mich mit Blicken aus ihren schönen Augen.
Es war ganz leise im Raum und das war mein Auftritt.
Also stand ich auf, griff locker nach meiner Tasche und liess sie einfach stehen.
Gemächlich, als hätte ich keine Eile, verliess ich den Raum. Mit erhobenem Kopf.
Aber kaum war ich draussen, begannen meine Beine zu zittern.
Sie hatten zusammen geschlafen.
Das war etwas echt intimes. Und das obwohl Alec und ich zu der Zeit ja schon wieder ab und zu rum geknutscht hatten.
Aber Noah und ich hatten ja auch etwas zusammen gehabt. Also wieso durfte Alec das dann nicht.
Ein Gedanke in meinem Kopf jagte den nächsten.
Aber Noah und ich hatten nie zusammen geschlafen. Ashley und Alec schon.
Ich straffte die Schultern.
Na und? Wir waren da schliesslich nicht zusammen gewesen. Und als mir Gedanken zu machen, sprach ich Alec besser einfach darauf an, wenn ich ihn gleich sah. Von wegen Neuanfang und kommunizieren.
Während ich über das Unigelände lief, bemerkte ich plötzlich, dass es ja Montag war.
Ich musste also bereits zu meinem ersten Nachsitzen in der Musikhalle erscheinen.
Alec war im Training, würde mich also erst spät sehen. Das war also das perfekte Timing. So würde er nichts bemerken. Wenn ich mich etwas sputete, wäre ich vor ihm wieder in meinem Zimmer.
In Gedanken versunken und noch etwas mitgenommen von meinem verbalen Schlagabtausch mit Ashley, marschierte ich zur grossen Musikhalle.
Als ich sie betrat, erinnerte sie mich eher an eine Abstellkammer.
Überall standen grosse, hölzerne Gebilde herum, die entweder halb angemalt waren oder noch gar nicht. Einige Büsche und Bäume aus Pappkarton standen ebenfalls in Menschengrösse umher.
Ein Piratenschiff prangte als Highlight in der Mitte der zugestellten Halle. Es war aus Holz und bereits zu teilen braun angemalt. Sogar Nägel und Schusswunden waren angebracht worden. Es sah noch ganz gut aus. Leider war ich nicht halb so begant im Malen. Keine Ahnung also, ob ich da eine Bereicherung für dieses Projekt war.
Ich sah mich um, entdeckte aber niemanden.
Nur die schweren, roten und samtigen Vorhänge an den Fenstern, die halb zugezogen waren. Dafür brennten die Deckenlampen hell. Es roch nach Farbe und Leim.
Ich räusperte mich und wartete, ob irgendwo hier jemand darauf aufmerksam wurde.
Aber niemand kam.
„Hallo? Ist hier jemand?"
Getraute ich mich dann in den Raum zu fragen.
Es schepperte und kurz darauf kam aus dem Piratenschiff ein junger Mann gekrochen.
In seinen goldblonden Haaren klebte braune Farbe und seine lockeren Kleider waren ebenfalls voller Farbkleckse.
Er rappelte sich auf wischte sich die Hände an seinem Pulli ab.
War ihm denn nicht heiss? Nein, die hellen Wangen wirkten kein bisschen gerötet. Dafür sahen mich zwei ruhige blaue Augen an.
„Ah, hallo. Du bist?"
Seine Stimme war nicht sonderlich tief, aber sympathisch. Irgendetwas beruhigendes hatte sie ebenfalls an sich.
„Ehm, ich bin Paige. Ich soll hier aushelfen?"
Er sah kurz an mir hoch und runter.
„Ach ja? Ich wusste gar nicht, dass ich noch Verstärkung bekomme."
Ich rieb verlegen die Hände aneinander.
„Ich bis heute auch nicht. Das ist sozusagen mein Nachsitzen."
Die Augen des jungen Mannes, der höchstens etwa gleich gross war wie ich, blitzten belustigt.
„Ach so ist das. Und was hast du angestellt?"
Ich schwieg und wischte mit dem Fuss über den staubigen, abgeklebten Boden.
„Schon okay, du musst es nicht erzählen. Ich bin Eric. Freut mich, dass ich Unterstützung bekomme."
Ich lächelte und reichte ihm die Hand.
„Hilft dir denn sonst niemand?"
Er schüttelte den Kopf und strich sich durch das Haar, dass ihm bis fast zu den Schultern reichte und leicht gelockt war. Er hatte etwas von einem Surfer-Boy. Nur war er nicht so muskulös und war nicht am Strand.
„Nö. Der Theaterverband kann sich nicht so viele Requisitengestalter leisten. Deswegen bin da nur ich."
Ich schmunzelte ab seiner lockeren Art.
„Ist das überhaupt ein richtiger Job?"
Er zuckte lässig die Schultern.
„Klar. Einer von vielen meiner Jobs."
Ich beschloss, da nicht weiter nachzufragen. Im Gegensatz zu ihm wollte ich nämlich nicht schon direkt fünf Sekunden nach dem Kennenlernen alles über eine Person erfahren.
„Wow. Also hast du das da alles alleine gemacht?"
Er wirkte ziemlich stolz und lehnte sich an das Piratenschiff.
„Jep. Ich will ja nicht angeben, aber ich bin der geborene Schreiner."
„Gar nicht angeberisch."
„Oder?"
Ich musste leise lachen und er deutete auf meine Hose und mein Top.
„Ist das dein Arbeitsoutfit?"
„Ehh..."
Er schüttelte den Kopf.
„Wenn du nicht willst, dass du dir diese Sachen für immer versaust, solltest du dich umziehen."
Man war das unangenehm. Hätte ich mir auch denken können.
„Ich hab aber nichts mitgenommen..."
Er schnaubte.
„Wer nimmt bitte keine Malklamotten mit, wenn er das Wort Theater hört."
„Ich."
Er gluckste.
„Ja, du wie es scheint. Aber keine Bange, ich habe noch Kleidung übrig."
Meine Augen wurden gross.
„Wie bitte?"
Er eilte schon weg und kam eine Minute später mit einem Bündel farbiger Klamotten zurück, die aussahen als wären sie in den Farbtopf gefallen.
„Hier, die kannst du haben."
Meinte er grosszügig und hielt sie mir hin.
Ich starrte auf seine ausgestreckte Hand und wusste nicht recht, was ich tun sollte.
Die Kleidung von wem anderen anziehen, das hatte für mich bisher immer etwas intimes gehabt.
„Ehm..."
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Die kannst du problemlos über deine Kleidung anziehen. Die sind echt locker."
Erstaunt darüber, dass er anscheinend meine Gedanken gelesen hatte, blickte ich hoch und er nickte ermutigend.
„Danke."
Murmelte ich und streifte mir die Sachen schnell über. Sie rochen nur nach Farbe und waren auch relativ schlabbrig. Demnach sicherlich kein Verbrechen.
Er verkniff sich ein Grinsen.
„Wie sehe ich aus?"
Fragte ich und zupfte an den weiten Ärmeln.
„Hm, naja. Willst du eine ehrliche Antwort?"
Er grinste breit und ich lachte.
„Nein, wohl besser nicht!"
„Na, dann. Auf an die Arbeit."
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Take me to the stars
Lãng mạn•"Ich meine es ernst, Alec. Ich gehöre Niemandem." Er drückte mich an die Wand und seine Lippen auf meinen Hals. Dann sah er mich zufrieden an. "Jetzt schon."• Seit Paige die Newton High besucht, hat sie die Legenden über den beliebtesten, heisseste...