9-Fight me

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Etwas zerknirscht trat ich von einem Fuss auf den Anderen.
„Ich...es tut mir leid, ich wollte dich wirklich nicht stören."
Druckste ich herum und Alec liess langsam das grosse Gerät sinken, dass er in seinen Händen hielt.
„Das ist kein Problem. Ich hätte nur nicht erwartet, dass du hierher kommst, nachdem du mich zwei Tage lang ignoriert hast."
Er zog langsam die dicken Handschuhe aus und kam auf mich zu. Ich schluckte und starrte ihn an. Oh, wie sehr ich ihn doch liebte. Wieso konnte nicht alles einfacher sein?
„Wie geht es Ashley?"
Platzte es aus mir heraus. Er kniff die Augen zusammen und sofort bereute ich meinen sarkastischen Ton.
„Bist du hier, um über sie zu reden? Oder über uns."
Ich strich mir über die Stirn. Ich war völlig durch den Wind.
„Sorry...ich wollte über uns sprechen."
Das laute Surren der Geräte um uns und die hellen Funken des Schweissgeräts trugen nicht gerade zu einer ruhigen Athmosphäre bei.
„Okay. Dann komm auf den Hinterhof, dort sind wir ungestört."
Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her auf den Hinterhof, wo einige fertig reparierte Autos parkten und sich allerlei Reifen stapelten. Es roch nach Gummi.
Obwohl drinnen geschweisst wurde, war es an diesem Sommertag genauso heiss draussen.
Trotzdem fröstelte ich, als ich mich zu ihm drehte.
„Hör mir zuerst zu, okay?"
Ich holte tief Luft. Alec nickte ruhig uns vergrub die Hände in den Hosentaschen der braunen Hose, die mit Taschen nur so übersät war.
„Ich weiss, dass du nichts dafür kannst. Das Kind auch nicht und dasselbe gilt sogar für Ashley. Deswegen bin ich auch nicht böse oder so, und ich weiss auch dass ich keinen Grund dazu habe, aber ich fühle mich bedroht. Von dieser Neuigkeit."
Er runzelte die Stirn.
„Wieso bedroht?"
„Weil du so ruhig darauf reagierst, als ob du dich darauf freust. Als ob du das vielleicht sogar so willst..."
Meinte ich und wurde gegen Ende immer leiser. Er atmete langsam aus.
„Paige, ich habe Stunden mit Felix im Gym verbracht, um meine Gedanken und Gefühle irgendwie ordnen zu können. Ich habe es nicht einfach gehört, akzeptiert und mich dann gefreut. Aber was soll ich tun? Wenn es mein Kind ist, dann werde ich es lieben, ich kann doch gar nicht anders."
Ich raufte mir die Haare. Alec lehnte sich langsam an das Wellblech, welches als Wand diente. Eine dunkel Strähne hing ihm ins Gesicht und mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Scheisse, wie gerne würde ich ihn küssen.
„Ich weiss doch, ich weiss! Und ich weiss nicht, wieso ich damit so nicht klar komme.
Aber ein Kind, das hat so viele Konsequenzen für dich. Das ist ein Riesen Schritt und sowas hatte ich für unsere Beziehung einfach nicht geplant."
Ich war den Tränen nah und schämte mich so dafür.
Alec nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich kurz und entschlossen.
Dann sah er mir tief in die Augen.
„Ich doch auch nicht. Und wenn, dann wollte ich das alles mit dir erleben."
Mir wurde für eine Sekunde ganz warm ums Herz bei dem Gedanken, dass er also auch schonmal darüber nachgedacht hatte, eine Familie mit mir zu gründen. Irgendwann. Aber nur für eine Sekunde. Danach wurde das schöne Gefühl von all den Sorgen erdrückt, die in mir wucherten wie Unkraut.
„Aber das ist nur ein Traum. Gerade jetzt erlebst du was ganz anderes in der Realität..."
Flüsterte ich niedergeschlagen und in seine Augen trat so etwas ähnliches wie Bedauern.
„Ich weiss. Aber wir schaffen das."
Ich atmete langsam aus.
„Das sagst du immer wieder. Und das hoffe ich auch. Ich glaube nämlich nicht, dass das Kind von dir ist."
Er stöhnte.
„Paige, bitte, das haben wir doch geklärt. Ich werde es nicht verleugnen."
Ich schüttelte heftig den Kopf.
„Das musst du auch gar nicht. Hast du Ashley denn nicht überreden können, einen Vaterschaftstest zu machen?"
Ich sah ihn flehend an.
„Nein. Ich kann sie nicht zwingen, wie gesagt."
Er verpasste mir mit diesen Worten einen unsichtbaren Schlag.
Ich wusste nicht, was in seinem Kopf vor sich ging. Wieso er nicht kapierte, wir auffällig das doch war. Dass Ashley log. Sie musste gelogen haben. Das war meine einzige Hoffnung. Und wieso sonst sollte sie sich so vehement gegen diesen ungefährlichen Test wehren?
Enttäuscht schüttelte ich den Kopf.
„Du glaubst ihr also wirklich, du Idiot."
Alecs Augen blitzten gefährlich.
„Pass auf, Paige."
Trotzig hob ich den Kopf. Ich konnte ihn genauso wütend anblitzen wie er mich gerade.
„Wieso?"
„Kannst du denn nicht etwas Verständnis zeigen? Wenn das mein Kind ist, so wie es aussieht, was soll ich denn machen? Es einfach ignorieren?"
Ja, verdammt! Wollte ich innerlich schreien.
Doch äusserlich konnte ich das nicht. Ich fühlte mich kraftlos als ich erkannte, dass Alec nicht auf meiner Seite war. Und ich konnte ihn genauso wenig zu etwas zwingen wie Ashley.
„Keine Ahnung."
Meinte ich tonlos und machte einen Schritt rückwärts.
Alec kannte mich gut. Er wusste, dass ich ging.
„Ich dachte es war eine gute Idee, herzukommen. War es nicht. Sorry, ich bin weg."
Murmelte ich und drehte Alec den Rücken zu, der fassungslos dir Arme hob.
Dann lief ich los. Möglichst schnell, damit niemand meine Tränen sah.
„Du kannst nicht immer vor jedem Konflikt weg laufen Paige! Scheisse, man."
Hörte ich ihn noch rufen, dann rauschte ich auch schon an dem freundlichen Garagen-Besitzer vorbei ins Freie.
Mag sein, dass ich davor weg lief. Aber ich hatte versucht, das Problem anzugehen und Alec wollte nicht mitmachen. Zumindest aus meiner Sicht, stellte er mich somit hinten an.
Dabei hatte ich nur meine Semesterferien mit ihm geniessen wollen. Stattdessen war etwas zwischen uns kaputt gegangen, was wir gerade erst wieder begonnen hatten, aufzubauen.

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