Die nächsten Tage waren anstrengend gewesen.
Ich war jeden Tag zu Alec ins Krankenhaus gefahren, auch als die Schule wieder begonnen hatte. Ich hatte ihm jeweils Kopien meiner Unterrichtsbeilagen gemacht, damit er nicht zu viel vom Stoff verpasste. Ich machte meine Hausaufgaben bei ihm und erzählte ihm, was in der Schule so ablief.
Zum Beispiel, dass seit sich Alecs Verletzungen herumgesprochen hatten, ich täglich von der halben Footballteam flankiert wurde. Zu meinem Schutz, wie Alec bestätigt hatte. Solange noch nicht alle Täter gefasst worden waren.
Das lenkte natürlich nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich, und davon hatte ich langsam aber sicher die Schnauze voll.
Auf meine Frage hin, wieso sie das täten, hatte Marco nur gemeint, dass es Ehrensache sei.
Cindy und die Mädels vom cheerleading hatten mich ebenfalls von allen Seiten her bemuttert und mich behandelt wie ihre Königin. Es fühlte sich nicht mehr so gut an wie zu Beginn. Aber gerade jetzt war es ganz angenehm, nicht alleine sein zu müssen.
Samantha kam die ersten Tage nicht zur Schule. Und dann tauchte sie ein oder zweimal auf, schien aber ganz in Gedanken zu sein und sah auch sonst nicht gut aus. Ich hätte mir Sorgen machen sollen und mit ihr reden sollen. Versuchen, Kontakt zu ihr aufzunehmen und die Leute davon abzuhalten, ihr die Bücher aus den Armen zu schlagen, einfach weil sie Spass darin hatten. Sie war in die Opferrolle gerutscht und die ganze Schule hatte das einfach akzeptiert und sie dementsprechend behandelt.
Ich hätte wirklich etwas tun sollen. Doch ich war mit der Schule und mit Alec so beschäftigt, dass ich Samantha einfach hinten anstellte.
Während meiner Zeit auf dem Stuhl neben Alecs Bett waren auch seine Eltern ab und zu vorbei gekommen. Seine Mutter war jedes Mal völlig aufgelöst und hatte sich um ihren armen Jungen gekümmert, während sein Vater nur jedes Mal mit den Ärzten diskutierte, ob er jetzt endlich entlassen werden konnte. Ich sah es Alec an, dass er froh war, jedes mal wenn sie sich mit vielen Küssen und Worten verabschiedet hatten und verschwunden waren. Ansonsten lernten wir viel zusammen, ab und zu kamen Felix und Marco vorbei, als Vertreter des ganzen Teams, das nicht zu Alec gelassen wurde. Zu viele Personen. Sie informierten ihn dann übers Training und wie sehr ihn alle vermissten. Er bekam sogar eine Gute-Besserung Karte, wo die Hälfte der Schule unterschrieben hatte. Das war Cindys Idee gewesen und er hatte sich echt gefreut.
Dann war die erleichternde Nachricht eingetroffen, dass alle fünf Täter nun gefasst worden war und sich in Untersuchungshaft befanden. Daraufhin war auch gleich die Polizei im Krankenhaus aufgetaucht.
Sie hatten Alec zum Vorfall und den Hintergründen befragt, wobei er etwa dasselbe aussagte wie ich vor einer Woche.
Danach hatten sie ihm die Gelegenheit geboten, Anzeige zu erstatten. Doch er hatte abgelehnt. Ich hatte es nicht fassen können und auch die Polizisten hatten sich mehrfach vergewissert, ob Alec das auch wirklich ernst meinte. Sie waren sogar ein zweites Mal wieder gekommen um sicherzustellen, dass er es sich gut überlegt hatte. Doch trotz meinen Überredungskünsten und meiner Wut auf die Männer, die das getan hatten, weigerte er sich, Anzeige zu erstatten. Er hatte lediglich darauf bestanden, dass ihnen mitgeteilt werden sollte, dass er auf eine Anzeige verzichtete. Schlussendlich wurden sie wieder freigelassen und die Polizei liess uns wieder in Ruhe. Das war mir mehr als genug Kontakt mit den Gesetzeshütern für eine ganze Weile gewesen.
Doch ich hatte es noch immer nicht verstanden.
Alec hatte es mir erklärt.
„Hätte ich sie angezeigt, hätten sich Freunde von ihnen dafür rächen wollen und der ganze Kreislauf hätte sich wiederholt. Glaub mir, ich weiss wie das läuft." ich hatte nicht verstanden, wieso er sie trotzdem ihrer Strafe entgehen lassen wollte.
„Für Barnets Bruder sind wir jetzt quitt. Er wird uns in Ruhe lassen. Ich bin mir sicher."
Ich hielt es noch immer für die falsche Entscheidung und jeden Abend schloss ich zweimal ab, nur um sicherzugehen, das er mich nicht auch noch aufsuchte, jetzt wo er wieder auf freiem Fuss war. Doch das passierte nicht. Zum Glück.
Und dann, am Ende der ersten Schulwoche war es soweit, dass Alec entlassen werden durfte.
Der Doktor hatte mir allerlei Dinge zu seinen Tabletten, dem Korsett für seine Rippe und der Anstrengung, die er auf sich nehmen durfte erklärt.
Ich hatte mir alles notiert und versprochen, dafür zu sorgen, dass sich Alec an die Vorschriften des Arztes hielt.
Jetzt lagen wir auf dem Sofa, das erste mal seit einer Weile und Alec strich sich über seinen Arm, der in einem fetten Verband steckte. Mitsamt Gips.
„Blöder Doktor."
Murmelte er.
„Diese Schonungsfrist brauche ich doch nicht. Ich muss trainieren, nicht einarmig Gewichte stemmen!"
Ich tippte ihm auf die Nase.
„Und genau deswegen hat der Arzt auch mir all das Zeug erzählt. Weil er wusste, dass du dich freiwillig ohnehin nicht daran halten würdest."
Er grinste breit und das bewies mir, dass ich Recht behielt.
„Du bist schlimm Paige. Eine echt schlimme Krankenpflegerin."
Ich lächelte und drückte seine gesunde Hand gegen meinen Busen.
„Sie es so. Wenn du brav bist, bekommst du danach ganz viel hiervon."
Seine Augen glitzerten verdächtig.
„Davon könnte ich auch jetzt schon was gebrauchen."
Murmelte er und ich schlug entschlossen seine Hand weg.
„Der Arzt hat gesagt zwei Wochen lang läuft nichts, bis deine Rippe wieder ganz ist. Danach braucht dein Arm zwar noch eine Weile, aber wir können es dann gerne versuchen."
Ich gluckste und Alec liess sich genervt nach hinten fallen.
„So ein Mist. Ich hasse diesen Arzt. Was hat er nur mit meiner Freundin gemacht."
Scherzte er halb ernst und ich musste kichern.
„Keine Angst. Ich laufe nicht weg."
Murmelte ich dann und kuschelte mich an ihn, während er mir einen Kuss auf die Lippen drückte.
„Das höre ich gerne. Ich wüsste nämlich nicht, was ich ohne dich anstellen sollte."
Ich lächelte und sagte nichts. Solche Worte musste man einfach einsaugen und für immer im Kopf speichern.
Dann schloss ich die Augen für einen Augenblick.
„Ich würde jetzt gerne weg von hier."
Murmelte ich dann und er strich mit den Fingern durch meine Haare. Ein schönes Gefühl, so zärtlich.
„Ha?"
Machte er nur. Ich seufzte und drehte mich in seinem Arm, sodass ich ihm ins Gesicht sehen konnte.
„Ich will weg von hier. Weg von der Schule, von den Menschen und aus dieser Stadt."
Alec grinste schief, auch wenn er mich immernoch nicht ganz verstand.
„Und wohin würdest du wollen, dass ich dich hin bringe?"
Ich lächelte verträumt und blickte aus dem Fenster hinter uns. Draussen war es dunkel und die Sterne glitzerten wie kleine Diamanten durch das Fenster. Sie waren so frei, so weit weg von all dem Hier. So wunderschön.
„Bring mich zu den Sternen."
Flüsterte ich und er lachte herzhaft.
„Ich liebe deine Fantasie, Bambi. Aber wieso?"
„Weil es da friedlich ist. Wir wären weit weg von alledem hier. Da wäre niemand mehr, der unser Leben versauen will oder uns weh tun will."
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und er nickte ernst.
„Das wäre schön. Ja. Aber du musst dich nicht mehr sorgen, Paige. Ich passe auf dich auf und lasse nicht zu, dass du nochmals sowas erleben musst wie neulich."
Ich nickte nur und küsste ihn dann. Ein langer, unendlich gefühlsvoller Kuss, den wir beide brauchten. Dann blieben wir einfach liegen, bis lange in die Nacht hinein. Eng umschlungen und den Atem des anderen auf den Lippen spürend. Das war der schönste Weg, um einzuschlafen.
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Take me to the stars
Romance•"Ich meine es ernst, Alec. Ich gehöre Niemandem." Er drückte mich an die Wand und seine Lippen auf meinen Hals. Dann sah er mich zufrieden an. "Jetzt schon."• Seit Paige die Newton High besucht, hat sie die Legenden über den beliebtesten, heisseste...