Als ich die Augen öffnete, schien die Sonne schon hell durch die dunkeln Gardinen. Ich blinzelte und langsam wurde alles um mich herum klarer. Ich sah die Möbel und der Kasten, den Baseballschläger an der Wand. Das war nicht mein Zimmer. Plötzlich begann mein Blut zu pochen. Ich spürte seine Haut an meiner Haut, ich lag mit dem Oberkörper auf ihm, er hatte seinen Arm um meine nackte Hüfte gelegt. Ich hob langsam den Kopf, um ihn nicht zu wecken, und blickte in sein Gesicht. Friedlich sah er aus, wenn er schlief. Und so schön. Ich kam nicht darum herum zu lächeln und ihm mit den Fingern die Wange entlang zu streichen.
„Hmm."
Machte er und zuckte mit der Nase und den Brauen, als wären meine Finger eine lästige Fliege, die es zu vertreiben galt. Ich gluckste und dann öffnete er zuerst ein einzelnes Auge, grinste als er nich sah und öffnete dann auch das andere. „Guten Morgen."
Hauchte ich und er zog mich näher zu sich heran, während er herzhaft gähnte.
„Morgen." knurrte er dann mit dieser typischen Morgenstimme, die rau und verschlafen klang. Und heiss. „So würde ich gerne öfters aufwachen."
Grinste er mir ins Gesicht und ich küsste seine Nasenspitze.
„Ich denke das würde mir auch gefallen."
Kicherte ich und er wackelte mit den Augenbrauen. „Das ist gut zu wissen."
Dann packte er mich mit beiden Armen und rollte sich über mich.
„Ich kann von dir nicht genug kriegen."
Murmelte er während er langsam und zärtlich meine Schultern küsste. Ich schloss langsam die Augen und lächelte. Ich lachte und schlang meine Arme um seinen Hals. „Du musst auch nicht genug kriegen. Das will ich nicht."
Er zog die dünne Decke über unsere Köpfe.Glücklicherweise fing meine Schicht im Restaurant um die Ecke immer erst Nachmittags an. Sonst hätte ich glatt meinen Start verpasst. So aber war ich pünktlich und trug bereits vorbildlich das vorgeschriebene weisse Hemd und die Schwarze Schürze darüber. Die Haare hochgebunden. Ich hatte eine kurze Einführung bekommen, aber viel lernen musste ich ja nicht. Alles was ich tun musste war Bestellung aufnehmen, den Koch informieren und die Bestellung abliefern. Wenn möglich noch am richtigen Tisch. Bei den höchstens zwei dutzend Tischen in dem kleinen Restaurant war das nicht schwer. Und da war ich also, verdiente mir meine Brötchen und wuselte eilig von Tisch zu Tisch. Ich lächelte freundlich, liess mir von einigen Männern auf den Arsch glotzen, ohne ihnen eins zu klatschen und bekam tüchtiges Trinkgeld.
Der Nachteil dabei war zum einen, das ganze Essen sehen und riechen zu müssen, aber keinen Happen davon abzubekommen. Zum anderen, und das war um einiges schlimmer, ich bekam keine Minute Pause.
Abends um sieben schlurfte ich noch immer von der Küche zurück an die Tische und umgekehrt. Es war eine Arbeit die den Geist abstumpfen liess.
Aber ich machte es ja auch nicht weil es mir Spass machte, sondern um Geld zu verdienen. Und es war eine ehrliche Arbeit, das reichte mir vorübergehend.
„Kellnerin!"
Hörte ich dann eine Stimme rufen, die mir leider nur allzugut bekannt war. Ich biss die Zähne zusammen und drehte mich langsam um.
Ich blickte zu dem Tisch der zwischen den beiden gepolsterten Bänken eingeklemmt war und zu den Personen, die dort sassen. Da waren zum einen Felix und Cindy, was mich erstaunte, da die Cheerleaderin normalerweise nie mit Felix abhing, wenn kein anderer Footballer dabei war. Da sassen noch zwei andere Mädels und Nolan. Nolan war der, der mich an der ganzen Truppe störte.
Er sass da, mit zufriedenem Lächeln und gehobener Hand. Er schnipste immer wieder und beobachtete mich. Sein Gesicht war gebräunt, er trug nichts als ein Tanktop und eine ausgewaschene Jeans. Und natürlich Schuhe. Ich atmete tief ein und riss mich gründlich zusammen. Ich bediente sie einfach, ignorierte meinen Exfreund und machte weiter meinen Job. Ich würde mich nicht provozieren lassen. Langsam ging ich auf die Gruppe zu.
„Wollt ihr etwas bestellen?"
„Oh, hallo Paige, schön dich hier zu sehen! Wie gehts dir Süsse!" Rief Cindy freudig auf und quetschte sich an Felix vorbei zu mir, um mich zu drücken. Dieser kam nicht umher, ihren trainierten Po zu begutachten. Dann bemerkte er meinen Blick und senkte den seinen verlegen. „Mir geht es gut, und dir?"
Fragte ich und blickte mich um, zum Glück war der Chef im Hinterzimmer.
„Du arbeitest hier?"
Fragte Felix verlegen und ich deutete auf meine Schürze und lachte kurz.
„Ja, sieht wohl so aus. Ich muss über die Ferien auch irgendwie Geld verdienen, mit Stipendien ist bis nächstes Schuljahr nichts."
Ich nahm es locker, nicht viel Geld zu haben war keine Schande für mich, darüber war ich hinweg. Cindy blickte mich aus grossen, mitleidigen Augen an.
„Das tut mir ja so leid, wenn du wo anders einen Job brauchst, melde dich einfach! Mein Dad kann dir bestimmt jederzeit einen Bürojob vermitteln!"
Bot sie grosszügig an und ich lächelte etwas verbittert. Auf Almosen stand ich nicht so sehr.
„Danke für das Angebot, Cindy. Das ist sehr lieb."
Dann zückte ich den Notizblock.
„Also, was wollt ihr bestellen?"
Fragte ich und ignorierte Nolans stechenden Blick, der die ganze Zeit auf mir ruhte. „Für mich bitte die Pommes mit Bratwurst."
Felix deutete auf das kleine Bildchen, damit ich es auch ja verstand. „Ich den Fittness-Teller gerne." ich notierte alles und nahm auch die bestellungen der Mädels auf, die neben Nolan sassen. Dann wandte ich mich wiederwillig ihm zu.
Er sagte nichts.
„Und?"
Fragte ich etwas genervt, als er, den Arm auf der Lehne abgestützt, bloss zu mir sah und grinste. „Was und?"
Grinste er frech und Wut brodelte in meinem Innern. Dieses Arschloch konnte und wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen. „Was willst du bestellen, Nolan?"
Fragte ich angepisst und stemmte eine Hand in die Hüfte. „Dich."
Sagte er und lehnte sich zu mir vor, griff nach meinem Arm und zog mich näher zu dich.
„Ich würde gerne dich bestellen, wenn das geht."
Er dachte wohl, er sei charmant. Aber ich kannte ihn besser als er dachte. Für mich konnte sein charmantes Äusseres nicht mehr den verdorbenen und besitzergreifenden, eifersüchtigen Jungen überdecken. Ich würde nicht nochmals auf ihn reinfallen. Egal wie hartnäckig er war. „Das geht nicht."
Meinte ich schroff und machte mich von ihm los.
„Und jetzt lass mich in Ruhe, bestell etwas oder verschwinde."
Nolans Lächeln verschwand langsam aus seinem Gesicht.
„Hat dich dieser Absturz aus dem Gefängnis so prüde gemacht, Paige? Bist du wirklich zufrieden mit ihm?"
Schnaubte er und Cindy senkte peinlich berührt den Blick. Auch sonst sagte niemand was. Alle starrten nur auf den Tisch und wünschten sich wohl weit weg von hier. Genauso wie ich.
„Das geht dich nichts an, Nolan, gar nichts!"
Zischte ich und ballte die Hände zu Fäusten.
Nolans Blick richtete sich hinter mich und er seufzte genervt. Dann liess er sich zurücksinken und legte den Arm wieder um das Mädel neben ihm.
„Na toll. Wenn man vom Teufel spricht."
Ich stockte und drehte mich dann um. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Mit in den Taschen vergrabenen Händen kam Alec auf mich zugelaufen. Er grinste und sah unheimlich gut aus in dem weissen Shirt dass er trug. Ihm stand einfach alles, egal wie schlicht, löchrig oder alt es war.
Auch die beiden anderen Mädels starrten ihn an, aber es war mir egal. Ich wusste ja, dass er mich wollte. Also wieso grundlos eifersüchtig sein? „Paige, ich dachte mir ich hol dich am Ende deines ersten Arbeitstages ab."
Grinste er und wies auf die Uhr über mir. Sie zeigte Acht Uhr Abends, jetzt endete meine Schicht. Gott sei dank.
Als er Nolan hinter mir sah, verengten sich seine Augen.
„Gibt es hier ein Problem?"
Fragte er und stellte sich dicht vor mich hin. Dann küsste er sanft meine Wange und strich mir eine Strähne hinters Ohr, die aus dem Pferdeschwanz gefallen war. Ich konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie die beiden Mädchen schmolzen. Kein Wunder, mir ging es etwa gleich.
„Nein, alles gut, Alec, du kannst wieder verschwinden."
Meldete sich Nolan aggressiv zu Wort.
„Dich habe ich nicht gefragt."
Konterte Alec nur, während er noch immer mich ansah. Ich lächelte verträumt, wieso war er bloss so perfekt. „Ja, es geht schon. Ich nehme nur noch diese Bestellung auf, dann können wir gehen."
Sagte ich und drehte mich dann wieder zu Nolan um.
„Also? Letzte Chance."
Ich hielt den Stift bereit. Er hatte die Lippen wie ein trotziges Kind zusammengepresst und starrte mich und Alec hinter mir bloss finster an.
„Gut, dann nicht."
Ich drehte mich um und liess den verdutzten jungen Mann hinter mir zurück. Ich musste grinsen. Dem hatte ich es gezeigt. Ein wenig.
Ich brachte die Bestellung noch in die Küche und verabschiedete mich dann vom übrigen Personal. Der Latino, der in diesem Restaurant hauptsächlich allein das leckere Essen auf den Tisch zauberte, winkte mir zu und ich meldete mich natürlich auch bei meinem Chef ab. Die starken Gerüche der Gewürze klebten am Inneren meiner Nase, sodass ich das Essen auch noch roch, als ich mit Alec den Laden verliess.
Durch das Fenster, auf dem der grosse Schriftzug der Öffnungszeiten stand, winkte mir Cindy zu, und ich winkte zurück. Dann hakte ich mich bei Alec ein und atmete tief durch.
„Habe ich dich da drinnen grade gerettet?"
Fragte er grinsend und küsste meine Stirn, während wie die Strasse entlang liefen. Es dämmerte schon und allmählich machte sich eine frische Bise breit.
„Absolut! Zum Glück bist du aufgetaucht, sonst hätte ich ihm noch eine geklatscht."
Alec lachte. Er hatte ein schönes Lachen und schöne Zähne, die man sah wenn er die vollen Lippen zu seinem typischen Grinsen verzog.
„Naja dann ist ja gut. Gleich am ersten Tag wegen Kundenbelästigung gefeuert zu werden wäre nicht so toll gewesen."
Ich nickte und wurde ernst.
„Er gibt einfach nicht auf. Und er ekelt mich in der Zwischenzeit nur noch an. Ich wünschte er würde endlich aufhören."
Seufzte ich und Alec sah mich aufmerksam an.
„Ein Wort und ich sorge dafür, dass er aufhört. Endgültig." meinte er und mit einem Seitenblick zu ihm realisierte ich, dass er nicht scherzte. Ich lachte und auch wenn ein Teil von mir sein Angebot gerne angenommen hätte, lehnte ich ab.
„Doch nicht so." lachte ich und schlug Alec auf den starken Oberarm.
„Aua, du hast mich geschlagen!"
„Jetzt heul mal nicht du Riesen Baby."
Er lächelte nur und schlang den anderen Arm um mich. „Lass uns jetzt nach Hause gehen. Stell dir vor, ich habe dir sogar Sandwiches gemacht."
Ich spürte seine Wärme neben mir und betrachtete uns im Vorbeigehen in einem Schaufenster.
„Danke, das ist süß von dir," sagte ich und musste ehrlich lächeln. Ich hatte etwas bemerkt. Obwohl mein Leben alles andere als perfekt und ordentlich und gesichert war, war ich einfach glücklich. Und das allein wegen Alec.
DU LIEST GERADE
Take me to the stars
Romance•"Ich meine es ernst, Alec. Ich gehöre Niemandem." Er drückte mich an die Wand und seine Lippen auf meinen Hals. Dann sah er mich zufrieden an. "Jetzt schon."• Seit Paige die Newton High besucht, hat sie die Legenden über den beliebtesten, heisseste...