Chapter 13- Vor Gericht

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Es war Freitag. Freitag der zweiten Juni Woche. Ab morgen würden wir sechs Wochen Sommerferien bekommen und darauf freute ich mich wie sonst was. Nicht zuletzt wegen der doofen Hoffnung, dass sich der ganze Trubel um Alec und mich danach vielleicht etwas gelegt haben würde. Dass ich nicht mehr der Mittelpunkt aller Gespräche sein würde und dass ich nicht mehr dem typischen Klischee der guten Freundin des Quarter Backs entsprechen musste. Vielleicht war der Hype nur von kurzer Dauer. Und vielleicht würde in diesen sechs Wochen genug anderes passieren, dass ich und meine nicht wirklich existente Beziehung aus dem Rampenlicht kam.
Alec und ich waren nämlich nicht zusammen, das hatten wir beide klar ausgesprochen. Klar wollten wir einander kennen lernen, aber nur zusammen kommen weil die Schule das erwartete, das hatte uns beiden so gar nicht gepasst. Trotzdem genoss ich es, wie er immer mit mir flirtete, und ich spürte auch das verdächtige Kribbeln im Bauch und überall sonst.
Doch heute war er weniger aufgestellt und frech. Er liess keine anzüglichen Bemerkungen mehr fallen und er hatte sich aus dem Staub gemacht, gleich nachdem die Schule fertig war.
Während alle anderen ihre Hefter in die Luft schmissen und sich die Drittklässler auf ihren Abschluss am Abend vorbereiteten, war er einfach verschwunden. Ich wusste auch wohin. Zu seinem Anwalt, der versuchen würde, ihn davon abzuhalten dem Typen an die Gurgel zu gehen. Ein schweres Unterfangen, wie ich mir vorstellen konnte. Armer Anwalt.
Nachdem ich mich gebührend von allen verabschiedet hatte, hatte ich mich auf den Weg nach Hause gemacht. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken um Alec, und wie es ihm gerade ging. Aber auch Sam schlich sich in mein Gehirn. Sie hatte sich geduckt, wie ein geschlagener Hund verhalten und sich mindestens genauso schnell aus dem Staub gemacht wie Alec. Das passte einfach nicht zu ihrer sonst so selbstbewussten und starken Art. Seit dem Vorfall zwischen ihr und mir in der Schule, schien sie zu einem völlig anderen Menschen geworden zu sein.
Ich seufzte und verbannte den Gedanken an sie aus meinem Kopf. Ich hatte Sommerferien und das würde ich mir von niemandem versauen lassen. Sam lebte jetzt ihr eigenes Leben und auch wenn ich sie ab und zu vermisste, war es doch besser, dass wir unserer Wege gegangen waren.
Ich genoss es, den Freitag Abend gemütlich mit Chips vor dem Fernseher zu verbringen.
Eingewickelt in eine kuschlige Decke in einem dunkeln Wohnzimmer.
Den Film so laut eingestellt, dass ich trotz dem Knacksen der Chips etwas hören konnte. Das war nämlich eine echte Herausforderung!
Es tat gut zu wissen, dass man sich sechs Wochen entspannen konnte, keine Schule, kein Lernen und keine Sorgen.
Naja, letzteres stimmte nicht ganz. Ich musste unter der Woche regelmässig Kellnern, wenn ich weiterhin ein Dach über dem Kopf haben wollte und zudem war da noch der Gerichtstermin morgen Nachmittag. So entspannt würden meine Ferien also nicht werden. Aber egal, diese Gedanken schob ich beiseite. Denn jetzt gab es bloss mich und den Film und die scharfen Wave-Chips, die ich für mein Leben gern ass.
Ganz nach dem Prinzip, wenn es auf der Zunge brannte, musste ich eben noch mehr essen.
Irgendwann, als der Film längst vorbei war und irgend eine Dauerwerbesendung lief, klappten mir die Augen zu.
Den Kopf auf die Lehne des Sofas gelegt schlummerte ich gemütlich vor mich hin. Dann, irgendwann spürte ich zwei starke Arme, die mich hochhoben und dann auf etwas weiches legten, dass sich verdächtig nach meinem Bett anfühlte.
„Alec?"
Nuschelte ich und schnappte im Halbschlaf nach seinen starken Armen, die er gerade zurückziehen wollte.
„Alles gut Bambi, ich bin zuhause."
Murmelte seine angenehme Stimme in mein Ohr und ich lächelte. Ich konnte das eben nicht kontrollieren im Schlaf!
„Bleib bei mir, ja?"
Bettelte ich, während ich mit geschlossenen Augen fest seinen Arm umklammert hielt und mich an ihn schmiegte. Wie peinlich. Schade nur, dass ich das in dem Moment nicht auch so sah.
Ich hörte ihn leise lachen, dann bog sich das Bett etwas nach unten und kurz danach spürte ich seinen Warmen Körper an meinem. Mit seinem Arm hielt er mich fest an sich gedrückt und er atmete in meinen Nacken. Das verpasste mir leichte Schauer. Das Gefühl war wunderbar. Ich fühlte mich so...geboren, beschützt, glücklich. Ja, das war ein tolles Gefühl, so nahe an ihn gekuschelt im gleichen Bett einzuschlafen. So etwas, was sonst nur den Leuten in Filmen vergönnt war, genau das hatte ich auch. Gerade jetzt hatte ich es. Und mit einem absolut dämlichen und glücklichen Grinsen auf den Lippen schlief ich ein.

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