33-Ich bin ihr Schutzengel

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Die Heimfahrt war mehr als komisch gewesen. Ich hatte vorne gesessen, die beiden Männer hinten. Das hatte Alec so gewollt. Es schien, als wolle er mit aller Kraft versuchen, Rick gar nicht erst neugierig zu machen, wer ich war. Und das war mir auch ganz recht so.
Also simste ich Sam die Geschichte von Alecs Knastbruder und erhielt auch schon bald darauf eine aufgebrachte Antwort. Jetzt lässt er dich schon in die Nähe von Verbrechen? Pass auf....
Sie hatte ja irgendwie recht. Aber Alec würde nie absichtlich etwas tun, was mich in Gefahr brachte. Ich vertraute ihm voll und ganz.
Als ich das Handy weglegte hatten wir unsere Strasse bereits erreicht. „Babe?"
Ich blinzelte und sah zurück zu Alec.
„Was?"
Piepste ich und bemühte mich, den Blick nicht nach links wandern zu lassen, wo Rick sass und entspannt aus dem Fenster sah.
„Rick hat sich gefragt, ob es dich nicht stört, wenn er für einige Tage auf der Couch pennt."
Ich starrte Alec an. Naja, ich hatte ja gewusst was auf mich zu kam. Aber es störte mich sehr wohl. Ich wollte nicht jeden Tag aufstehen und in das Gesicht eines Schwerverbrechers sehen. Ich lächelte mechanisch. „Nein, das ist kein Problem für mich."
Ratterte ich den Text herunter und Alec wirkte erleichtert. „Super. Danke, ich brauch nicht viel. Bin mir weitaus weniger gewöhnt", kam es von Rick und er wirkte sogar relativ freundlich, als er das sagte. Ich nickte nur, da ich nicht wusste, was ich darauf noch sagen wollte.
Wir hielten an, ich bezahlte und dann fuhr der Taxifahrer davon. Sichtlich erleichtert, uns endlich los zu sein.
Wir mussten uns wirklich endlich ein Auto kaufen, aber das kostete nunmal Geld. Und davon hatten wir beide nicht all zu viel.
Der Weg zur kleinen Wohnung war schnell geschafft.
„Willkommen in unserem bescheidenen Heim."
Alec öffnete gespielt schnöselig die Tür, von der der weisse Lack bereits abblätterte.
Ich schwieg nur und hielt mich etwas hinter ihm und Rick. Ich wollte dem stämmigen Typen lieber nicht zu nahe kommen. Alec war zwar grösser als er, aber auch schlanker. Aus den Augenwinkeln blickte mein Freund zu mir, zwischen den dunkeln Strähnen hindurch, die ihm in die Stirn hingen.
„Bambi, kommst du?"
Rick war schon längst eingetreten und spazierte im Wohnzimmer herum, um alles gründlich zu inspizieren.
„Mhm."
Murmelte ich und machte Anstalten, an ihm vorbei zu laufen.
Sein starker Arm schlang sich um meine Hüfte und zog mich zu sich. Ich legte meine Hände auf seine Brust um mich etwas abzufedern. Unsere Münder waren sich ganz nahe und ich konnte nur auf seine vollen Lippen starren. „Danke, dass du einverstanden bist, dass er hier bleibt. Ich weiss, es ist sicher nicht das was du dir vorgestellt hast, aber es ist nicht für lange."
Ich nickte und war nur halb bei der Sache.
„Und werde schon dafür sorgen, dass er sich benimmt. Du musst dir keine Gedanken machen, okay?"
Ich nickte, wenig überzeugt. Dann küsste er mich und und grinste mich mit diesem unwiderstehlichen Lächeln an. Ich konnte einfach nicht anders, als ebenfalls ein Lächeln anzudeuten. Dann schloss er die Türe hinter mir.

Rick hatte Decken und Kissen für die Couch bekommen, wir hatten uns ein Abendessen geteilt, wobei ich beinahe nichts runter bekommen hatte, weil ich unter Ricks eindringlichen Blicken gerne einfach im Boden versunken wäre. Er war mir unheimlich. Und ich wollte gar nicht wissen, woher er diese Narbe über dem Auge hatte. Es sah aus als wäre seine halbe Augenbraue weggebrannt worden.
Danach hatte ich mich ziemlich schnell in mein Zimmer verzogen und die Türe zugezogen. Den Abwasch hatte ich den Männern überlassen. Ich versuchte, etwas für die schule zu machen, doch meine Konzentration war nirgendwo zu finden. Ich fühlte mich einfach nicht wohl, wenn ein Schwerverbrecher gleich ein Zimmer neben mir pennte. Und ich war hier schutzlos. Ich tummelte mich etwas auf dem Bett, scrollte auf Instagram herum und räumte sogar mein Zimmer auf. Keine Ahnung wieso, ich musste einfach irgendetwas tun.
Draussen war es bereits dunkel und der sonst so laute Strassenlärm von der Hauptstrasse weiter vorne war fast gänzlich verstummt. Auf einmal öffnete sich langsam die Türe meines Zimmers mit einem langsamen Quietschen. Ich fuhr wie von einem Schwarm Wespen gestochen herum, mein Herz machte vor Schreck einen Satz.
Alec runzelte die Stirn, während er durch den Spalt schlüpfte und die Türe leise wieder hinter sich schloss.
„Was ist denn? Ist es etwa verboten, seine Freundin zu besuchen?"
Ich atmete erleichtert aus und schüttelte den Kopf.
„Ja ist es."
„Schade, wo ich doch extra den weiten Weg aus der Küche hierher auf mich genommen habe."
Mit einem schiefen Grinsen und treuherzigem Blick kam er mir Schritt für Schritt näher.
„Ja, eine riesen Leistung."
Meinte ich ironisch und blieb stehen wo ich war, die Hände in die Hüften gestemmt. Mir war gerade nicht so nach Scherzen.
„In der Tat. Sowas würde nicht jeder für seine Freundin tun."
Er schlang seinen Arm um mich und küsste mich mehrmals herzhaft auf Wangen. Ich stiess ihn mit einem Quietschen von mir.
„Lass das."
„Wieso denn?"
Er drängte mich bestimmt langsam nach hinten, seine Augen funkelten verdächtig und suchten meinen Blick. Ich spürte, wie meine Kniekehlen an meinem Bett anstiessen.
„Ich weiss genau was du willst."
Meinte ich leise, während seine Finger langsam meine Hüfte auf und ab fuhren, seine Lippen strichen über meinen Hals. Ich schauderte und mir wurde von einem Moment auf den anderen plötzlich ziemlich warm.
„Das war meine Absicht."
Raunte er und drückte seinen durchtrainierten Körper näher an meinen.
„Aber wir können doch nicht..."
Er hielt inne und sah mich frech schmunzelnd an.
„Wieso nicht?"
„Weil dein Freund gleich nebenan ist?"
Er zuckte die Schultern und liess seinen Blick an mir hinunter schweifen. Ich genoss es. Ich trug meine schwabbelige Trainerhose und ein verwaschenes Oberteil, also nichts was wirklich sexy war. Trotzdem gab mir sein Blick das Gefühl, die begehrteste Frau der Welt zu sein.
„Er pennt. Und ausserdem hält mich das sicher nicht davon ab, meine wunderschöne Freundin etwas zu verwöhnen."
Seine Hände fuhren unter mein Shirt und ich atmete abrupt ein.
„Oder will sie das etwa nicht?"
Hauchte er gegen meine Lippen, während seine Hände weiter rauf wanderten und ich die Augen schloss.
Und wie ich das wollte. Scheiss drauf.
Ich drückte meine Lippen gegen seine. Er verstand sofort. Er stöhnte leise in den Kuss hinein, dann stiess er mich aufs Bett und folgte mir. Er lag über mir und schob sich langsam zwischen meine Beine. Ich machte ihm nur zu gerne Platz. Ich zog ihm das Shirt über den Kopf und küsste seinen Hals. Ich wusste, dass er gerade erschauderte.
Bevor ich weitermachen konnte, hielt er kurz inne und hob meinen Kopf leicht an. Ich sah nun direkt in seine Augen. Sie loderten nur so vor Verlangen. Aber da war auch noch etwas anderes darin, etwas sanfteres. Liebevolles.
„Was?"
Keuchte ich und zog ihn näher zu mir.
Er lächelte leicht.
„Du bist wunderschön Paige."
Ich errötete und fühlte diese unglaubliche Verbundenheit zwischen uns. Die hatte schon seit dem ersten Tag bestanden, als wir uns gesehen hatten. Ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen. Und jetzt zu sehen, wie glücklich ich ihn machte, machte auch mich zufrieden.
Ich öffnete die Lippen um es zu sagen, doch er kam mir zuvor.
„Ich liebe dich."
Mein Körper war erfüllt von Wärme und ich vergass alles andere. Nur meine unglaubliche Zuneigung für diesen jungen Mann zählte noch.
„Ich dich auch."
Dann zog ich die Decke über uns.

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