OS 1 - "Chosmieze" | Gio Reyna x OC

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Mein Handy bimmelte nervtötend laut. Einmal. Zweimal.

Wer zur Hölle wagte es, mein Nickerchen zu stören!? Genervt murrte ich und räkelte mich - dreimal -, bevor ich blind meinen rechten Arm in ungefähre Richtung meines Telefons ausstreckte und mir mit der linken Hand das Auge rieb. Ich fluchte leise, als ich unsanft mit den Fingerknöcheln gegen mein Bücherregal stieß. Ein viertes Mal. Ich ignorierte den leichten Schmerz und erfühlte nun endlich das glatte, vibrierende Display unter meinen Fingerkuppen. Schnell zog ich es vom Regal und öffnete die Augen, um rechtzeitig anzunehmen.
Noch bevor ich einen hastigen Blick auf den Namen, geschweige denn annehmen, konnte, hatte der Anrufer entschieden aufzulegen, die Hälfte des fünften Bimmelns brach ab und mein Homescreen erschien.

Nochmals vibrierte mein Handy und eine WhatsApp-Benachrichtigung flog ein. Aber als ich sah, von wem die Nachricht abgeschickt worden war, zogen sich meine Mundwinkel augenblicklich nach oben und Gram und Schmerz waren vergessen. Schnell setzte ich mich auf.

Gio😋
Lust, gemeinsam bisschen zu chillen?

Ich überlegte. Ich hatte circa anderthalb Stunden geschlafen. Theoretisch hätte mein Körper genug Kraft, die getankte Energie sofort wieder für viel zu schnell schlagendes Herz zu verbrauchen.

Gib mir eine halbe Stunde, dann bin ich da :D

Schnell tippte ich die Antwort und wartete ab, ob er sie noch sehen würde. Sein Status aktualisierte sich nach nicht einmal einer Sekunde des Abschickens auf "online". Meine Augen schnellten nochmals zu meinem Text, um mich zu vergewissern, dass ich keine dummen Rechtschreibfehler drinnen hatte, welche mich zum Affen machten, dann beobachtete ich nervös, wie sich der Schriftzug unter seinem Namen zu "schreibt..." änderte.
„Bitte kein stumpfer Daumen nach oben, bitte kein stumpfer Daumen nach oben,...", betete ich gedanklich und spielte angespannt mit den Lautstärketasten.

Perfekt, ich zähle die Minuten :P

Ich grinste breit und sprang aus dem eigentlich viel zu warmen und gemütlichen Bett, um mich fertig zu machen und sich hinaus in die grässliche Novemberkälte zu wagen.

- - - - -

Erneut drückte ich auf die Klingel und hörte schwach durch die Wohnungstür die kleine Melodie aus zwei Tönen, welche spielte, wenn man bei Gio klingelte. Aber wieder wurde kein Schlüssel im Schloss umgedreht oder die Tür geöffnet. Ich seufzte. Entweder er hatte mich vergessen und war einkaufen oder er lag nach einem Schlaganfall tot in der Wohnung. Oder wurde gekidnappt. Oder gleich ermordet. Na gut, das war jetzt bisschen übertrieben. Aber herausfinden würde ich es jedenfalls nicht, wenn ich einfach nur weiter verloren im kalten Treppenhaus rumstand.

Also kramte ich aus meiner Jackentasche den Ersatzschlüssel hervor, den Gio, nachdem er ihn mir für das Gießen seiner wenigen Topfpflanzen in der Sommerpause, wo er natürlich zu seiner Familie geflogen war, gegeben hatte, nicht zurücknehmen wollte. Warum auch immer er glaubte, dass er bei mir sicherer und nützlicher wäre, als bei seinen Nachbarn. Jetzt lohnte es sich doch irgendwie.

Mir lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als die Wärme mir entgegenschlug und mich direkt nach dem Schließen der Tür einwickelte wie eine weiche Wolldecke. Ohne Hemmungen streifte ich mir die Schuhe von den Füßen und rief ein lautes „Hiiii, ich bin daaaa!" in die Wohnung, als wäre ich gerade von der Schule nachhause gekommen. Nichts regte sich. Aber erst jetzt hörte ich, dass etwas weiter hinten in der Bude stetig Wasser plätscherte.

Welcher Tag war heute nochmal? Mein Gefühl sagte mir Montag, aber ich wusste, dass ich gestern Geschichte gehabt hatte - in welchem mich meine Hasslehrerin Frau Hausler natürlich zufällig abgefragt hatte, weil sie wusste, dass ich letzte Stunde gar nichts verstanden hatte und mir deswegen auch sofort mit einem gespielt mitleidigem Lächeln eine schöne Fünf reindrücken konnte - musste es Freitag sein.

Random Football OneShots (눈‸눈)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt