Kapitel 4: Schmerzliches Wiedersehen

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Am nächsten Morgen kam ein Diener zu Thranduil, der gerade mit Papierkram auf seinem Schreibtisch beschäftigt war.

,,Hîr nîn (mein Herr), ich bringe Ihnen die Nachricht, dass Lord Elrond und sein Pflegesohn Estel soeben eingetroffen sind'', sprach der junge Elb.

,,Oh, sie haben ihren Besuch gar nicht angekündigt. Bieten Sie ihnen einen angenehmen Empfang, ich werde da sein, sobald ich hier fertig bin'', antwortete der Düsterwaldkönig und mit einem kurzen Knicks verließ der Diener das Zimmer.

Thranduil bearbeitete noch die letzten zwei Zettel, die vor ihm lagen und machte sich dann auf den Weg nach unten. Dort fand er Lord Elrond von Bruchtal und Estel vor. Elrond trug wie üblich ein kunstvoll geschneidertes Gewand, diesmal in einem warmen Ockergelb. Seine langen braunen Haare fielen perfekt zu seinen Schultern nach unten und einige kleine Strähnen waren kompliziert zusammengeflochten.

Estel, besser bekannt als Aragorn, legte nicht so viel Wert auf seine Haare. Sie waren braun wie Kastanien, aber er trug nie Zöpfe, vielleicht auch nur deswegen, weil er nicht wusste, wie man einen Zopf macht. Ein kurzer, dunkler Bart zierte seine Wangen, wahrscheinlich das Merkmal, das ihn am meisten von den Elben unterschied, da ihnen keine Bärte wuchsen. Auch seine Kleidung war nicht so formell und fein wie die von Elrond, sondern einfacher, aber dafür auch viel praktischer. Meist bestand sie aus einer Tunika mit robustem Stoff, dunklen Hosen, die seine muskulösen Beine umarmten und ledernen Stiefeln, die, obwohl er sie schon seit Jahren trug, immer noch hielten, was womöglich an dem hochwertigen Leder, aus dem sie gefertigt waren, lag. Seine Augen strahlten in einem mondgleichen Grau, im Licht schimmerten sie teilweise bläulich, wie zwei große, leuchtende Edelsteine, die im Schein der Sonne badeten.

,,Elrond, mellon nîn und Estel, mae govannen (Herzlich Willkommen), wie schön euch zu sehen'', sprach Thranduil als er auf die beiden zulief. Es war lange her, seitdem sie Düsterwald das letzte Mal besucht hatten und sie hatten ihr Kommen nicht angekündigt.

Sie begrüßten den Herrn des Düsterwaldes herzlich. Danach wurden sie in den Saal geführt und ihnen wurde Essen angeboten, was sie nach der langen Reise hierher dankend annahmen.

,,Wo ist eigentlich Legolas?'', fragte Estel schließlich. Er war sehr gut mit dem Elben befreundet, sie hatten schon Seite an Seite gekämpft und kannten sich sehr lang. Er freute sich unheimlich ihn wiederzusehen, da ihr letztes Treffen schon einige Zeit her war.

,,Er ist heute früh noch nicht aufgestanden, soweit ich weiß, aber du kannst gern zu seinem Zimmer gehen und ihn holen. Ich bin sicher, dass er schon wach ist und er wird auch sehr erfreut sein, dich zu sehen'', antwortete Thranduil.

Estel nickte dankend und erhob sich vom Tisch. Er wusste noch genau wo Legolas Zimmer lag, es war in einem etwas abgelegeneren Gang fast ganz hinten, weil man von dort den besten Blick auf den Wald hatte, was der blonde Elb immer genoss. Estel war ebenfalls sehr naturverbunden und liebte es ebenso im Wald zu sein.

Legolas hatte ihm auch das Bogenschießen beigebracht. Damals hatte er geglaubt er würde es nie lernen, aber der Elb war immer geduldig mit ihm und schließlich beherrschte er es. Es hat zwar fast unzählige Trainingsstunden dafür gebraucht, aber nach den Aussagen des Elben habe es sich mehr als gelohnt.

Er lief durch die Gänge des Palastes, bis er an der Zimmertür ankam. Er klopfte leicht dagegen.

,,Legolas?'' Er erhielt keine Antwort. Aragorn klopfte erneut und wieder kam keine Reaktion. Dann überlegte er kurz und öffnete die Tür.

Drinnen lag der Prinz auf seinem Bett, die Decke war bis zu seinem Kinn hochgezogen. ,,Legolas?'', fragte er und ging auf ihn zu. Als er näherkam bemerkte er einen lila Bluterguss auf der zarten Wange des Elben. Besorgnis zeichnete sich nun in seinem Gesicht ab, der er wieder keine Reaktion erhielt.

Licht meines Lebens | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt