Kapitel 14: Ein leises Echo

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Legolas führte Estel in einen Teil des Waldes hinein, wo er noch nie gewesen war. Dieses Gebiet war etwas anders: Die Bäume waren älter, ihre Stämme dicker und ihre Äste lang und mit den der anderen Bäume verschlungen, sodass sie ein dichtes Blätterdach bildeten. Es kam kaum ein Sonnenstrahl hindurch, also schien es recht dunkel, obwohl erst Nachmittag war.

Große, mit feuchtem Moos bedeckte Felsen lagen zu den Füßen der Bäume, um die sich ihre mächtigen Wurzeln schmiegten. Hier war kein Zwitschern von Vögeln zu hören, stattdessen war es fast erdrückend still.

„Legolas, was ist das hier für ein Wald? Wo gehen wir hin?", fragte Estel, der sich wunderte, warum ihn der Elb in dieses Gebiet führte, da er keine Ahnung hatte, was sein Ziel sein könnte.

„Du wirst sehen", antwortete der Prinz knapp und lief weiter schnellen Schrittes über den engen Pfad.

Weit waren sie zwar nicht gelaufen, doch Estel kam es wie eine Ewigkeit vor. Der Weg schien endlos und mittlerweile lag eine dünne Nebelschicht schwer über dem Boden des Waldes.

Schließlich bog Legolas vom Pfad ab und ging nach rechts durch Gestrüpp. Er deutete dem Mann ihm zu folgen und hielt ein paar Äste aus dem Weg, damit er gut durch den Busch klettern konnte.

Als er auf die andere Seite gelangen war, offenbarte sich ihm ein atemberaubender Anblick. Vor ihm lag eine alte Ruine, schon halb zerfallen und bewachsen von den verschiedensten Pflanzen.

Es könnte mal ein Palast gewesen sein, obwohl es dafür viel zu klein erschien. Ein normales Wohnhaus war es ebenfalls nicht, dafür war die Architektur von den Steinbögen, die noch zu erkennen waren, zu edel.

„Was ist das für ein Ort?", fragte Estel, während er sich erstaunt umsah.

„Vor vielen Jahrtausenden war dies einmal ein Tempel der Elben, er wurde jedoch bei einem Kampf zerstört und seitdem verfällt das Gebäude. Jetzt ist es nur noch eine Ruine, man erkennt kaum noch den ursprünglichen Glanz", antwortete Legolas.

„Weißt du wie es vorher aussah?", hakte Estel nach und ein Blick schweifte weiter über die alten Mauern.

„Ich habe es auf Gemälden gesehen, mehr auch nicht. Ich war lang nicht mehr hier und habe mich gefragt, ob der Ort noch existiert, deshalb führte ich dich her", erzählte der Elb und stellte sich neben den Mann, sodass sich ihre Schultern berührten.

Estel nickte beeindruckt und legte einen Arm um Legolas' Taille.

„Es ist irgendwie faszinierend, obwohl ich so oft hier war, hatte ich keine Ahnung von der Existenz dieses Ortes. Dieser Wald scheint viele Geheimnisse zu behüten", sprach er.

„Das tut er, definitiv, aber den Wasserfall mag ich immer noch am liebsten, schon allein wegen den Erinnerungen, die ich an diesen Ort habe", antwortete der Elb und lehnte sich leicht gegen den Mann.

„Kaum ein Ort beherbergt mehr Erinnerungen daran, wie wir immer weiter zusammenwuchsen... Die alten Bäume dort sind Zeugen geworden wie wir uns umarmten, wie wir stundenlang dort saßen und redeten, wie wir sogar stritten, im Wasser spielten, als wären wir wieder kleine Kinder mit dem größten Lächeln auf den Gesichtern und schließlich uns küssten und liebten, umschlossen von dem kristallklaren, warmen Wasser des Sees und den sanften Strahlen der untergehenden Sonne", flüsterte Aragorn und ließ seine Finger in Legolas' Haar sinken, auf dessen Gesicht sich ein süßes Lächeln gebildet hatte.

Bei den Worten seines Geliebten flogen Bilder durch seinen Kopf, die all diese beschriebenen Momente zeigten und jeder einzelne von ihnen hatte ihre Verbindung zueinander immer weiter aufblühen lassen. Niemand anderes als Estel und er wussten von der Existenz dieses wunderschönen Ortes und sie waren sich bewusst, dass sie diesen Platz in ihr Herz geschlossen hatten, wegen all diesen unbeschreiblichen Augenblicken.

Licht meines Lebens | Aralas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt